# taz.de -- Wohnungsverkauf am Mariannenplatz: Kreuzberger Mieter atmen auf | |
> 1.100 Wohnungen werden an die landeseigene Degewo verkauft - und nicht an | |
> Privatinvestoren. Mieter kritisieren nun vor allem den bisherigen | |
> Eigentümer WBM. | |
Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) wünscht "unserer | |
Degewo" noch viel Erfolg mit den Mietern. "Viel Spaß", presst er ironisch | |
hinaus - unter dem Lachen der Anwesenden. Zuvor hatten die Mieter mit ihrer | |
alten Wohnungsbaugesellschaft WBM gründlich abgerechnet. | |
Etwa 60 Leute sind der Einladung der Grünen in den Kreuzberger | |
Ina-Kindergarten gefolgt, um den neuen Eigentümer der Wohnungen um den | |
Mariannenplatz kennenzulernen: die Degewo. Die hatte am Freitag 1.129 | |
Wohnungen der WBM abgekauft, die in finanzielle Nöte geraten war. Damit | |
wurden die Wohnungen wieder von einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft | |
übernommen und nicht von Privatinvestoren, wie es die Mieter befürchtet | |
hatten. | |
Frank Bielka von der Degewo beruhigt die Anwohner: "Sie haben eine | |
Luxussituation." Denn der Kaufvertrag enthalte Ausschussklauseln, die | |
private Investoren nicht hätten garantieren müssen. So seien | |
Luxussanierungen oder Eigenbedarfskündigungen ausgeschlossen. Zudem könnten | |
Mieter ihre Einbauten behalten. | |
Bereits im Oktober hatte die WBM angekündigt, die etwa 1.100 Wohnungen im | |
Kiez um den Mariannenplatz verkaufen zu wollen - was die Mieter ziemlich | |
verunsichert hatte (taz berichtete). Deswegen hatten die Grünen ihre | |
Veranstaltung unter dem Motto "Mieter haben Angst vor Luxussanierungen und | |
Privatinvestoren" angekündigt. "Ich dachte schon, wir werden an | |
Heuschrecken verkauft", sagt Rosa Risch vom Block 97 und kritisiert die | |
Ankündigung: "Da ist ganz viel Angst unter den Mietern gestreut worden." | |
Während die Degewo Vorschusslorbeeren erhält, wird Lars Ernst von der WBM | |
scharf kritisiert: Die Häuser seien heruntergewirtschaftet, die Gärten | |
verwüstet, die Wände beschmiert, der Hausmeister lasse sich nicht blicken | |
und trotzdem seien die Mieten sehr hoch, so der Tenor. Über 360 Euro | |
bezahle man für eine Einzimmerwohnung, kritisiert Gisela Hellwig vom | |
Mieterrat des Blocks 100. | |
Auch die hohen Betriebskosten werden moniert. Als Frank Bielka von der | |
Degewo ankündigt, Kaltwasseruhren einzuführen, wird applaudiert. Bielka | |
will auch eine Mülltrennung einführen, um Nebenkosten zu sparen. Außerdem | |
sollen rasch die gröbsten Mängel beseitigt und die leerstehenden Wohnungen | |
gefüllt werden. Ungefähr 4 Millionen Euro will die Degewo investieren. | |
Allerdings werden die Mieten wohl noch weiter steigen, kündigt Bielka an. | |
Das liege aber nicht an ihm, sondern am Senat, der die Förderung für den | |
sozialen Wohnungsbau abbaue. Von den etwa 1.100 Wohnungen seien 90 Prozent | |
Sozialbauten, so Bielka. "Die Leute, die hier wohnen, müssen auch die | |
Mieten zahlen können", fordert Franz Schulz, Bezirksbürgermeister von | |
Friedrichshain-Kreuzberg (Grüne). | |
12 Dec 2007 | |
## AUTOREN | |
Benjamin von Brackel | |
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