# taz.de -- Urteil im Fall Templin: Hohe Haftstrafen für Neonazis | |
> Zwei Brandenburger Neonazis, die im Juli 2008 einen Mann aus Templin | |
> brutal erschlagen haben, sind zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. | |
Bild: Sven P., mit Odals-Rune, wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt. | |
NEURUPPIN taz | Vor dem Neuruppiner Landgericht ist das Urteil gegen Sven | |
P. und Christian W. ergangen. Die beiden Brandenburger waren des | |
gemeinschaftlichen Mordes an dem 55 Jahre alten Bernd K. angeklagt. Der 19 | |
Jahre alte Sven P. wurde am späten Dienstagabend nach Jugendstrafrecht zur | |
Höchststrafe von zehn Jahren Haft verurteilt. Sein Mittäter, der 22-jährige | |
Christian W., wegen Beihilfe zum Mord zu neun Jahren und drei Monaten Haft. | |
Im Sommer letzten Jahres hatten die beiden stadtbekannten Jungnazis einen | |
arbeitslosen Alkoholiker in seiner Templiner Werkstatt über Stunden so | |
schwer misshandelt, dass der Mann an seinen Verletzungen starb. Danach | |
versuchten sie, die Leiche anzuzünden. Der zur Tatzeit 18 Jahre alte Sven | |
P. soll danach gesagt haben, er habe mal sehen wollen, "wie ein Mensch | |
stirbt" (die taz berichtete). Motiv für die Tat soll laut | |
Staatsanwaltschaft "Mordlust" gewesen sein. Das Gericht sagte in der | |
Urteilsbegründung, die Täter hätten sich "als Herr über Leben und Tod" | |
aufgespielt und aufgrund ihrer rechten Gesinnung den alkoholkranken | |
55-Jährigen als minderwertigen Menschen angesehen. | |
Die Anwälte der Verurteilten hatten im Verlauf des vier Monate währenden | |
Verfahrens versucht, ihren Mandanten als alkoholkranken Borderliner | |
darzustellen, die Tat selbst als milieutypisch. Er plädierte am Dienstag | |
für eine Freiheitsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung nicht länger | |
als drei Jahre. P.s Anwalt, der das Gericht mit immer neuen Beweis- und | |
Befangenheitsanträgen überzogen hatte, plädierte für Freispruch. | |
Beide Angeklagte sind mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen schwerer | |
Brandstiftung, des Verwendens verfassungsfeindlicher Kennzeichen, | |
Körperverletzung und Tierquälerei. Zur Tatzeit standen sie unter | |
Bewährungsauflagen. | |
Als Nebenklägerin war die Witwe des Opfers im Gerichtssaal. Ihr Anwalt | |
stellte immer wieder auf den rechtsradikalen Hintergrund der Tat ab. So | |
hatte die Polizei in Sven P.s Jugendzimmer Dutzende Nazi-Devotionalien und | |
indizierte Rechtsrock-CDs vorgefunden, auf Christian W.s Körper ist ein | |
Hakenkreuz eintätowiert. Der Vorsitzende Richter sagte denn auch in der | |
Urteilsbegründung, das neonazistische Menschenbild der Angeklagten habe bei | |
der Auswahl der Opfer eine Rolle gespielt. | |
Während des gesamten Prozesses waren Familienangehörige des Getöteten im | |
Saal. Sie wurden begleitet von Mitarbeiterinnen des Brandenburger Vereins | |
Opferperspektive. Deren Vertreterin Johanna Kretschmann sagt gegenüber der | |
taz, es sei "wichtig gewesen, dass die Tat von Templin als Mord verurteilt | |
wurde". | |
6 May 2009 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Prozess um Mord in Templin: Trinken, treten, töten | |
In Neuruppin stehen zwei junge Männer vor Gericht. Sie sollen nach | |
gemeinsamer Zecherei Bernd K. totgeschlagen haben. Die beiden Angeklagten | |
gehören der rechten Szene an. |