# taz.de -- Strafrecht: Im Arrest ist bald ein Plätzchen frei | |
> Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) will Jugendarrestanstalt vergrößern | |
> und befürwortet mehrwöchige Aufenthalte. Grünen-Politiker Dirk Behrendt | |
> skeptisch. | |
Bild: Im Kittchen soll es mehr Jugend-Zimmer geben | |
Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) will die Zahl der Plätze im | |
Jugendarrest fast verdoppeln. Das kündigte er am Mittwoch im | |
Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses an. Derzeit muss die | |
Jugendarrestanstalt in Lichtenrade nach seiner Darstellung oftmals | |
Jugendliche abweisen, die ihre Strafe antreten wollen. Das aber | |
widerspricht dem Ansatz, auf eine Tat möglichst schnell die Strafe folgen | |
zu lassen. Darüber hinaus tritt Heilmann für mehrwöchige Arreste statt | |
bloßer Wochenendarreste ein, die er mit einem ausgeweiteten | |
Bildungsprogramm begleiten will. | |
Derzeit gibt es in der Arrestanstalt an der südlichen Berliner Stadtgrenze | |
33 Plätze für Jugendarrest, eine im Vergleich zur mindestens halbjährigen | |
Jugendhaft mildere Form der Bestrafung. Die Jugendlichen sind nachts wie in | |
Haft in Zellen eingeschlossen, die dort allerdings Arresträume heißen. | |
Heilmann will aus diesen 33 Plätzen 60 machen. | |
Schon seine Vorgängerin Gisela von der Aue (SPD) wollte mehr Plätze und | |
plante einen Anbau, der fünf Millionen Euro kosten sollte. Heilmann will | |
diesen Plan aber nicht weiter verfolgen – der Bau wäre erst in zwei, drei | |
Jahren fertig, der Senator will eine schnelle Lösung. | |
Die scheint ihm möglich, weil 2011 ein anderer Plan scheiterte: das | |
Untersuchungsgefängnis Kieferngrund nebenan für die Drogenabteilung zu | |
nutzen. Dagegen hatten Anwohner protestiert, die lebhaften Drogenhandel | |
befürchteten und als „Lichtenrader Wutbürger“ bekannt wurden. Heilmann wi… | |
den Jugendarrest schon Ende März in den größeren Kieferngrund verlegen. | |
Grünen-Rechtspolitiker Dirk Behrendt begrüßte den Ansatz, mehr Plätze zu | |
schaffen. Der Kieferngrund ist für ihn aber in jetzigen Form mit hoher | |
Mauer „übersichert“ und deshalb der falsche Ort. „Wenn Heilmann die Mauer | |
niederreißen lässt, bin ich bei ihm“, so Behrendt zur taz. | |
Der Umzug ist nur der erste Schritt in einem Zwei-Stufen-Plan Heilmanns. | |
Denn der Justizsenator ist skeptisch gegenüber der jetzigen Länge des | |
Arrest. Den gibt es als eintägigen Kurzarrest, als Freizeitarrest, der am | |
Wochenende verbüßt wird, und als bis zu vierwöchigen Dauerarrest. Heilmann | |
bejahte den Kurzarrest, der für einige schon Abschreckung genug sei. | |
Ansonsten aber sprach er sich für mehrwöchige Arreste mit einem | |
pädagogischen Konzept aus. Dabei soll es um die Themen Gewalt und Drogen, | |
Opfer, Aids oder Berufsberatung gehen. Für das ausgeweitete pädagogische | |
Programm sollen zu den derzeit 27 Mitarbeiter im Jugendarrest sechs weitere | |
kommen. | |
Für diesen Schritt braucht Heilmann die Unterstützung der Richterschaft. | |
Denn der jeweilige Richter, nicht der Senator, legt die Straflänge fest. Er | |
habe deshalb alle Jugendrichter zu einer Konferenz am 21. März eingeladen, | |
so Heilmann am Mittwoch. Der Grüne Behrendt, selbst Richter, nannte es | |
„abenteuerlich“, auf diesem Weg die Urteilspraxis beeinflussen zu wollen: | |
„Die Richter sind an Recht und Gesetz gebunden, nicht an den Wunsch der | |
Justizverwaltung.“ | |
1 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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