# taz.de -- Stadtbahn: "Der Maßstab der Zukunft" | |
> Die Stadtbahn ist finanzierbar und verkehrspolitisch notwendig: Die | |
> Hochbahn erläutert ihre Planungen und Konzepte für den ökologisch | |
> korrekten Nahverkehr. | |
Bild: Emissionsfrei und geräuschlos: Eine Stadtbahn fährt über den neu gesta… | |
Die Einführung der Stadtbahn in Hamburg sei "eine Notwendigkeit", sagt | |
Günter Elste, Chef der Hamburger Hochbahn (HHA): "Das ist kein grünes | |
Prestigeprojekt." Das sehe das Bundesverkehrsministerium genauso, ergänzt | |
sein Vorstandskollege Ulrich Sieg. Deshalb sei mit 98 Millionen Euro der | |
größere Teil des Bundeszuschusses zu den Baukosten bereits sicher. Der Rest | |
- weitere 72 Millionen Euro - werde im nächsten Jahr beantragt, wenn die | |
HHA "prüffähige Unterlagen" in Berlin einreichen werde. "Das Geld kommt mit | |
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit", sagt Elste: "Die Stadtbahn | |
ist finanzierbar." | |
Zwei Stunden lang erläuterte die gesamte Führungsebene der Hochbahn am | |
Dienstag auf einem Workshop vor Journalisten die Planungen für die | |
Straßenbahn. Die Unterlagen liegen seit Montag öffentlich aus, in einem | |
Jahr könnte die Planfeststellung erfolgen, Anfang 2012 Baubeginn sein und | |
Ende 2014 die Inbetriebnahme erfolgen - so skizziert Planungschef Gerhard | |
Schenk "den optimalen Ablauf". | |
Vier Linien von mehr als 52 Kilometer Länge sollen in den nächsten Jahren | |
gebaut werden, als erster Bauabschnitt die Strecke von Bramfeld über | |
Steilshoop, City Nord, Stadtpark und Winterhuder Markt zum U-Bahnhof | |
Kellinghusenstraße in Eppendorf. Etwa 7,8 Kilometer ist diese Etappe lang, | |
gut 19 Millionen Euro Kosten sind pro Kilometer veranschlagt. Lediglich | |
etwa ein Viertel übrigens der Summen, die für den Bau der U-Bahnlinie 4 in | |
die Hafencity in die Hand genommen werden: Die kostet 75 Millionen je | |
Kilometer. Die zweite Stadtbahn-Etappe von Kellinghusenstraße zum Bahnhof | |
Altona soll rasch folgen. | |
Nach Einschätzung der Hochbahn-Chefs schließt die Stadtbahn die Lücke | |
zwischen Bussen und U- oder S-Bahnen. Auf vielen Strecken stießen die Busse | |
an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, sagt Elste. Das gelte vor allem für | |
den Ring 2 zwischen Altona und Winterhude - die designierte erste | |
Stadtbahnlinie - und für die Strecke von Niendorf durch Hoheluft und | |
Grindel zum Dammtor und Hauptbahnhof. Diese Linie könnte als nächste von | |
der Stadtbahn ersetzt werden. Etwa 1.300 Passagiere können Gelenkbusse im | |
Fünf-Minuten-Takt pro Stunde befördern. Eine Stadtbahn mit drei Waggons | |
schafft mit 2.900 Fahrgästen mehr als das Doppelte, in der verlängerten | |
Version sogar 4.000 Passagiere. | |
Elste zufolge wächst die Nachfrage weiter: Gegenüber 2005 habe sich das | |
Fahrgastaufkommen der Busse und U-Bahnen um etwa zehn Prozent von 365.000 | |
auf 402.000 gesteigert. Der Hochbahn-Grande gibt sogar "Brief und Siegel, | |
dass das anhält. 2020 werden wir mehr als 500.000 Fahrgäste im Jahr haben." | |
Gegner der Stadtbahn müssten sich deshalb entscheiden, so Elste, "ob wir | |
die Leute an der Haltestelle stehen lassen oder mit vier Bussen im Konvoi | |
und Blaulicht vorneweg fahren sollen". | |
Die Stadtbahn sei "emissionsfrei" und somit ökologisch sinnvoll, nahezu | |
geräuschlos und biete für Anwohner "höhere Lebensqualität". In allen | |
Punkten sei sie komfortabler und schneller als Busse. In vielen großen | |
Metropolen werde sie deshalb zurzeit wieder eingeführt oder ausgebaut, | |
erläutert Elste: Barcelona Madrid, Lissabon, Mailand, München, Paris, Rom, | |
Stockholm, Wien - "das sind alles keine Dörfer voller Spinner", sagt der | |
Hochbahn-Chef: "Die Stadtbahn ist für den Verkehr in Metropolen der | |
europäische Maßstab der Zukunft." | |
2 Nov 2010 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Stadtbahn-Planung: Auf dem richtigen Gleis | |
Das Werden der Stadtbahn ist bisher von großer Transparenz geprägt. Keine | |
Selbstverständlichkeit in einer Stadt, in der bei Großvorhaben | |
jahrzehntelang gekungelt und verheimlicht wurde. |