Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schauspielerin Sophie Rois: Verkäuferin des Eigensinns
> Sophie Rois hat den Theaterpreis "Der Faust" erhalten. Die Schauspielerin
> weiß, dass sie von einer ihrer markantesten Eigenschaften leben kann.
Bild: Die Schauspielerin Sophie Rois ist noch nie nur ihre Stimme gewesen.
Schon diese Stimme: So heiser und brüchig, als hätte sie gerade eine
aufgebrachte Menge als Agitator über den Berliner Alexanderplatz getrieben.
Eine Revolution, mindestens, scheint hinter ihr zu liegen, wenn Sophie Rois
die Bühne betritt. Das Echo fuhrwerkt wie elektrische Ströme durch die
langen, dünnen Glieder der Schauspielerin.
Am Samstag wurde der 1961 in Österreich geborenen Schauspielerin der
Theaterpreis "Der Faust" verliehen. Seit fünf Jahren gibt es die undotierte
Auszeichnung, die 340 Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden
Künste wählen die Preisträger aus. "Die Faust" hätte zu ihrem anarchischem
Furor zwar besser gepasst als "Der Faust", denn mit Klassikern hat sie es
nach ihrer Studienzeit (1983-1986) am Max-Reinhardt-Seminar in Wien selten
zu tun gehabt. Der Preis würdigt ihre Rolle in "Mädchen in Uniform", von
René Pollesch am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.
Vor einer Woche stand sie in der Berliner Volksbühne wieder in einer
Premiere von Frank Castorf auf der Bühne. Spielte mit Bart und Pelzmütze
den naiven Juden Kaftan in "Der Kaufmann von Berlin" von Walter Mehring.
Man kennt Sophie Rois auch von Nebenrollen im Fernseh-Tatort, als Sängerin
ihrer Band "Straigth from the Heart", als Hörbuchstimme und aus dem Kino:
Demnächst ist sie in "Drei" von Tom Tykwer zu sehen. Sie ist gefragt, aber
der Volksbühne, an die sie 1993, nach Engagements an verschiedenen
Westberliner Bühnen, kam, bleibt sie treu. "Ich spiele gern an der
Volksbühne, egal, ob die gerade unten oder oben ist", sagt sie.
Denn Castorf, Pollesch und auch Christoph Schlingensief haben ihr jene
Räume geöffnet, in denen sie groß werden konnte: wo "zwischen Text und
Schauspieler etwas Drittes" entsteht, das nichts mit der Psychologie einer
Figur, aber alles mit dem Verhältnis zum Publikum, den Erwartungen an das
Künstlertum und dem Spiel damit zu tun hat. "So jemand wie ich lebt davon,
dass er Eigensinn am laufenden Band produziert. Und wäre mein Eigensinn
nicht markttauglich, dann könnte ich mir meinen Eigensinn sonst wohin
stecken", sagt Sophie Rois.
29 Nov 2010
## AUTOREN
Katrin Bettina Müller
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.