# taz.de -- Schäuble will Islamunterricht: Den Hasspredigern Konkurrenz machen | |
> Islamkonferenz und Schäuble sprechen sich für deutschsprachigen | |
> Islamunterricht an Schulen aus. Doch die nötigen Lehrer fehlen. | |
Bild: Die muslimischen Vertreter erkannten eine vollständige Beachtung der Wer… | |
Die Islamkonferenz empfiehlt, islamischen Religionsunterricht als | |
ordentliches Unterrichtsfach in deutscher Sprache einzuführen. Damit will | |
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) den Hasspredigern Konkurrenz | |
machen, wie er gestern sagte. | |
Im Gegensatz zu den christlichen Kirchen ist der Islam in Deutschland | |
bisher nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt, die Unterricht an Schulen | |
erteilen darf. Nur 10 bis 20 Prozent der Muslime in Deutschland sind in | |
Moscheevereinen oder anderen Organisationen zusammengeschlossen. "Dem Staat | |
fehlt ein Gegenüber", sagte der Islamwissenschaftler Michael Kiefer. | |
Die Islamkonferenz hat nun Kriterien dafür formuliert, wie ein islamischer | |
Religionsunterricht in den Bundesländern möglich sein soll. Es müsse | |
gewährleistet sein, dass "nachvollziehbare Vertretungsregelungen" bestehen, | |
die eine dauerhafte und gegenüber den Behörden wirksame Festlegung der | |
Grundsätze des Religionsunterrichts ermöglichten. Auch Dachverbände werden | |
als Kooperationspartner für den Religionsunterricht "nicht ausgeschlossen". | |
Einen Religionsunterricht, dessen Grundsätze wesentlich durch einen anderen | |
Staat beeinflusst sind, soll es aber nicht geben - ein Vorbehalt, der sich | |
vor allem gegen den von der staatlichen Religionsbehörde der Türkei | |
beeinflussten Verband Ditib richtet. | |
Bisher existiert der Islamunterricht in Deutschland nur als Modellversuch. | |
In Nordrhein-Westfalen wird seit 1999 Islamkunde erteilt, inzwischen an | |
rund 150 Schulen. Auch in andern Ländern, darunter Niedersachsen und | |
Bayern, erproben Staat und Moscheegemeinden den Islamunterricht. Die | |
Erfahrungen sind laut Kiefer positiv. "Gut gemachter Islamunterricht trägt | |
viel zur Integration bei", sagt er. Eltern muslimischer Schüler beteiligten | |
sich stärker am Schulleben. | |
Als schwieriger Sonderfall gilt Berlin. Vor acht Jahren hat sich die | |
Islamische Föderation das Recht erklagt, freiwilligen Islamunterricht | |
anbieten zu dürfen. Heute unterrichtet der Verband in mehr als 30 | |
Grundschulen. Allerdings bereitet es vielen Unbehagen, dass die Islamische | |
Föderation der vom Verfassungsschutz beobachteten Organisation Milli Görüs | |
nahe stehen soll. | |
Doch einem deutschlandweiten Islamunterricht stehen auch praktische Fragen | |
im Weg: Bisher fehlen die Lehrer. Auf rund 750.000 muslimische Schüler in | |
Deutschland kommen etwa 150 Lehrer - mindestens zehnmal so viele müssten es | |
sein. | |
Bisher haben nur die Unis in Münster, Osnabrück und Erlangen angefangen, | |
einige Dutzend Islamlehrer auszubilden. "Selbst wenn alle Bundesländer den | |
Islamunterricht beschließen sollten, bräuchte man ein weiteres Jahrzehnt, | |
um ihn flächendeckend anbieten zu können", so Kiefer. | |
13 Mar 2008 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Islamkonferenz: Mühsame Verständigung | |
Von Runde drei der Islamkonferenz sollte man nicht zuviel erwarten. Wie die | |
Religion in den Alltag integriert werden soll, wird diskutiert. Zuerst muss | |
der Islam aber zu einer Stimme finden. | |
Zwischenbilanz der Islamkonferenz: Werte des Grundgesetz anerkannt | |
Der Dialog mit den Muslimen bleibt zäh. Die muslimischen Verbände bekennen | |
sich zur "deutschen Rechtsordnung und der Werteordnung des Grundgesetzes" - | |
nicht mehr, doch auch nicht weniger. |