# taz.de -- Zwischenbilanz der Islamkonferenz: Werte des Grundgesetz anerkannt | |
> Der Dialog mit den Muslimen bleibt zäh. Die muslimischen Verbände | |
> bekennen sich zur "deutschen Rechtsordnung und der Werteordnung des | |
> Grundgesetzes" - nicht mehr, doch auch nicht weniger. | |
Bild: Zwei, die noch viel Platz zur Annäherung haben: Schäuble und Alboga. | |
BERLIN taz Die von Bundesinnenmister Wolfgang Schäuble (CDU) einberufene | |
Islamkonferenz hat sich gestern nach heftigen Auseinandersetzungen doch | |
noch auf ein gemeinsames Zwischenresümee geeinigt. "Wir haben um manche | |
Formulierungen gerungen", sagte Schäuble auf der anschließenden | |
Pressekonferenz, die sich um eine Stunde verzögerte. | |
Der Preis für die Einigung: Konkrete Ergebnisse fehlen, die Formulierungen | |
zu den Fragen der deutschen Rechts- und Werteordnung, zum Islamunterricht | |
an den Schulen und der Sicherheitspolitik sind sehr allgemein gehalten. | |
Auch die Empfehlungen zu Moscheebauten oder Bestattungen bleiben vage. | |
Schäuble betonte dann auch, wie wichtig die Islamkonferenz als Dialogforum | |
sei. "Dazu gibt es keine Alternative", sagte der Minister. "Darin sind wir | |
uns alle einig." | |
Schäuble hatte die Islamkonferenz vor anderthalb Jahren ins Leben gerufen, | |
um einen Dialog mit den Muslimen zu schaffen und gemeinsam nach Wegen zu | |
einer besseren gesellschaftlichen Integration des Islams zu suchen. Das | |
Plenum, in dem neben 15 Vertretern des deutschen Staats die vier großen | |
konservativen islamischen Verbände, die Alevitische Gemeinde und zehn nicht | |
organisierte Muslime vertreten sind, traf sich gestern zum dritten Mal. | |
Dazu gibt es vier Arbeitsgruppen, die regelmäßig tagen. | |
Im Vorfeld des Treffens hatte es vor allem Querelen um ein Bekenntnis zur | |
deutschen Rechts- und Werteordnung gegeben. Die muslimischen Verbände, die | |
sich im Koordinierungsrat der Muslime (KRM) zusammengeschlossen haben, | |
hatten nach einer Einigung in der entsprechenden Arbeitsgruppe versucht, | |
die Formulierung zu verändern. Mit Erfolg: In dem veröffentlichten Papier | |
findet sich nun das Bekenntnis zur "deutschen Rechtsordnung und der | |
Werteordnung des Grundgesetzes". Ein Bekenntnis zu einer Werteordnung, wie | |
es ursprünglich vorgesehen war, gibt es nicht mehr. | |
Das hört sich unwesentlich an, ist es aber nicht. Denn die Verbände wollen | |
sich jenseits des Grundgesetzes nicht festlegen. "Alle Werte des | |
Grundgesetzes gelten auch für uns", sagte denn auch KRM-Sprecher Bekir | |
Alboga. "Das ist genug, um ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten." | |
Die Soziologin und Islamkritikerin Necla Kelek, eine der unorganisierten | |
Mitglieder der Islamkonferenz, hält das für "Lippenbekenntnisse". Sie wirft | |
den KRM-Mitgliedern vor, deren Werte stimmten nicht mit den deutschen | |
Werten überein. "Es gibt keinen Konsens darüber, wie wir uns das konkrete | |
islamische Leben in Deutschland vorstellen", sagte Kelek. | |
Der Streit hatte im Vorfeld dazu geführt, dass der afghanischstämmige | |
Holtzbrinck-Manager Walid Nakschbandi seine Mitarbeit in der Islamkonferenz | |
niederlegte. Die konservativen Verbände, so seine Begründung, dominierten | |
die Konferenz, unabhängige Stimmen fänden kein Gehör. Andere Teilnehmer wie | |
die Frankfurter Zahnärztin Ezhar Cezairli hatten diese Kritik in der taz | |
unterstützt. Nakschbandis Platz wird nun Nihat Sorgec vom Berliner | |
Bildungswerk in Kreuzberg einnehmen. Der Platz des Schriftstellers Feridun | |
Zaimoglu, der für eine kopftuchtragende moderne Muslima auf seine Teilnahme | |
verzichtet hat, ist noch immer frei. | |
14 Mar 2008 | |
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