# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Niger: "Beispielhaft für Afrika und die W… | |
> Der Oppositionsführer Mahamadou Issoufou gewinnt die demokratischen | |
> Wahlen in der bitterarmen Republik Niger. Das Land wird damit zum | |
> Vorreiter der Demokratisierung. | |
Bild: Gewinner, Verlierer: Oppositionskandidat Mahamadou Issoufou, links, und S… | |
BERLIN taz | Während Libyen und die Elfenbeinküste im Bürgerkrieg | |
versinken, macht die zwischen den beiden Ländern gelegene bitterarme | |
Republik Niger vor, wie friedliche Demokratisierung funktioniert. Wie die | |
Wahlkommission in der Hauptstadt Niamey am gestrigen Montag erklärte, hat | |
der langjährige Oppositionsführer Mahamadou Issoufou die Stichwahl vom | |
vergangenen Samstag klar gewonnen. Er erzielte knapp 58 Prozent gegenüber | |
42 Prozent für den ehemaligen Premierminister Seini Oumarou. Die | |
Wahlbeteiligung lag bei rund 48 Prozent. Alle nationalen und | |
internationalen Beobachter haben den friedlichen und regelkonformen Ablauf | |
der Wahl begrüßt. | |
Das ist ein historischer Schritt zur Demokratisierung der instabilen | |
Sahelregion. Niger versucht jetzt zum dritten Mal seit Ende der vom Militär | |
geführten Einparteiendiktatur vor zwanzig Jahren, dauerhaft zur Demokratie | |
zu finden, und diesmal dürfte es gelingen. Vergangenes Jahr hatte das | |
Militär dem zunehmend autokratischen Regime Mamadou Tandjas per Putsch ein | |
Ende gesetzt, und die Junta von General Salou Djibo hat sich an ihr | |
Versprechen gehalten, eine neue demokratische Verfassung zu schreiben und | |
die Macht an Zivilisten abzugeben. | |
"Wenn wir diesen ehrwürdigen und außergewöhnlichen Tag erfolgreich | |
überstehen, werden wir gemeinsam eine Mission der Wiederherstellung der | |
Demokratie erfüllt haben, die in Afrika und sogar in der Welt als Beispiel | |
dienen kann", sagte der General, als er im Rathaus der Hauptstadt Niamey | |
als Erster seinen Stimmzettel in die Wahlurne warf. | |
Der Wahlsieg Issoufous ist nicht nur wegen des Ablaufs bedeutsam, sondern | |
auch wegen des Ergebnisses. Der 59-jährige Angehörige des Haussa-Volks ist | |
ein Veteran der westafrikanischen Demokratiebewegungen, befreundet mit | |
Guineas neuem Präsidenten Alpha Condé und dadurch vernetzt mit der | |
westafrikanischen Linken. Für ihn stimmte jetzt vor allem die | |
Stadtbevölkerung in Niamey. | |
Oumarou hingegen kommt aus der einstigen Einheitspartei MNSD | |
(Nationalbewegung für die Entwicklungsgesellschaft), Heimat der alten | |
autoritären Garde. Er ging auch dann nicht auf Distanz zum letzten | |
MNSD-Präsidenten Tandja, als dieser 2009 nach zehn Jahren an der Macht die | |
Verfassung aushebelte, um noch länger zu regieren – Auslöser für | |
Massenproteste, an denen Issoufou teilnahm und die schließlich in den | |
Militärputsch mündeten, der die Rückkehr zur Demokratie einleitete. Oumarou | |
stützte sich jetzt vor allem auf die traditionellen muslimischen Führer des | |
äußerst konservativen Niger, die sich bislang immer politisch durchsetzten. | |
Diesmal hat sich die Demokratiebewegung als stärker erwiesen. | |
14 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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