# taz.de -- Polen: Rechtsextremer Pater will EU-Gelder | |
> Für die private Medienhochschule von Skandalpater Rydzyk sollen bei der | |
> EU 15 Millionen Euro Fördergelder beantragt werden. Der predigt dort | |
> Antisemitismus und hetzt gegen die EU. | |
Bild: Förderwürdig findet die polnische Regierung diesen Mann. Die EU prüft,… | |
WARSCHAU taz Pater Tadeusz Rydzyk hat in nur wenigen Jahrzehnten ein | |
katholisch-antisemitisches Medienimperium in Polen hochgezogen, dem sich | |
heute weder Bischöfe, Staatsanwälte noch Politiker entgegenzustellen wagen. | |
Polens Regierung will dem mächtigen Mönch aus dem Redemptoristen-Orden nun | |
15 Millionen EU-Fördermittel für seine private Medienhochschule zukommen | |
lassen. Denn es stehen Wahlen vor der Tür. Da interessiert nicht so sehr, | |
dass alle Medien des Paters die EU als einen Hort von Kommunisten, Juden, | |
Freimaurern und Homosexuellen verteufeln. Und dass Polens führender | |
Antisemit Jerzy Robert Nowak regelmäßig in TV Trwam, Radio Maryja und der | |
Tageszeitung Nasz Dziennik sein Gift verspritzen darf. | |
Die letzten Wahlen 2005 gewannen die Kaczynski-Brüder und ihre | |
national-konservative Recht und Gerechtigkeit (PiS) nur dank Radio Maryja | |
und der engagierten Wahlkampagne Pater Rydzyks. Parteichef Jaroslaw | |
Kaczynski dankte dem Mönch mit den zwei Handys in der Kutte öffentlich für | |
diesen Wahlsieg. | |
Den Antrag auf die 15 Millionen EU-Zuschuss für ein neues Hochschulgebäude, | |
das mit modernsten Informatik- und Physik-Laboratorien ausgestattet werden | |
soll, hatte die "Hochschule für Gesellschafts- und Medienkultur" (WSKiM) im | |
nordpolnischen Torun (Thorn) selbst gestellt. Dabei ist bis heute unklar, | |
woher Rydzyk die 40 Millionen Euro hatte, mit denen er den Bau seiner | |
Privathochschule für den nationalistischen Nachwuchs Polens finanzierte. | |
Das Ministerium für Regionalentwicklung, das alle Förderanträge sammelt, | |
prüft und bei der EU-Kommission einreicht, gab den Antrag an das | |
Ministerium für Wissenschaft und Forschung weiter. "Wir bekamen eine | |
positive Rückmeldung", rechtfertigt sich Grazyna Gesicka, die Ministerin | |
für Regionalentwicklung. "Der Antrag erfüllt unsere Förderkriterien für die | |
Ausbildung von Informatikern und Ingenieuren." So setzte sie den Antrag der | |
antisemitischen Medien-Hochschule auf die Prioritätenliste der Regierung. | |
Als "Inkubator moderner Technologie zur Entwicklung der Zivilgesellschaft | |
an der WSKiM" soll er demnächst bei der EU-Kommission eingereicht werden. | |
"Uns liegt noch keine Liste aus Polen vor", sagte Kommissionssprecherin | |
Katharina von Schnurbein der taz. "Möglicherweise hat es informelle | |
Gespräche zwischen polnischen und unseren Behörden gegeben. Entscheidend | |
ist der offizielle Antrag der polnischen Regierung." Zudem gebe es klare | |
Kriterien und Werte, die jedes Projekt erfüllen müsse. "Es darf keinesfalls | |
gegen Art. 16 und das darin formulierte Diskriminierungsverbot verstoßen", | |
so von Schnurbein. "Die Kommission prüft jeden Antrag genau. Dass er auf | |
einer internen Liste der polnischen Regierung steht, bedeutet nicht, dass | |
die Kommission ihn gutheißt und das Geld fließt." | |
Vor ein paar Wochen schien es, als habe sich Pater Rydzyk um Kopf und | |
Kragen geredet. Vor Studenten seiner Hochschule hatte sich der 62-Jährige | |
über die "jüdische Lobby" ereifert, die Staatschef Lech Kaczynski fest im | |
Griff halte. Dann beleidigte er die Präsidentengattin als "Hexe" und den | |
Präsidenten als "Betrüger", der sein Wort nicht halte. Die Zeitschrift | |
Wprost hatte den heimlichen Mitschnitt der Vorlesung veröffentlicht. | |
Doch weder Proteste des israelischen Botschafters in Polen, des | |
Simon-Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles, das Radzyk einen "Goebbels im | |
Talar" nannte, noch Anzeigen wegen Aufruf zum Rassenhass halfen etwas. Die | |
Staatsanwaltschaft befand den Priester für "nicht schuldig". Die | |
Bischofskonferenz rang sich nicht mal zu einer Rüge durch. | |
29 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Gabriele Lesser | |
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