# taz.de -- "Mykonos"-Anschlag: Attentäter kommen frei | |
> Der Drahtzieher des "Mykonos"-Anschlags von 1992 und einer der Schützen | |
> dürfen bald ausreisen. Die Grünen kritisieren die geplante Freilassung. | |
Bild: Griechisches Restaurant "Mykonos" in Berlin-Wilmersdorf 1992 | |
FREIBURG taz "Es darf keinen Strafrabatt für Staatsterrorismus geben", | |
kritisiert der Grünen-Abgeordnete Wolfgang Wieland die geplante Freilassung | |
der Mykonos-Attentäter Kazem Darabi und Abbas Rhajel. Beide sollen acht | |
Jahre vor Ende ihrer Haftzeit im Dezember ausgewiesen werden. Wieland | |
vertritt als Anwalt die Witwe eines der Opfer. | |
Im Berliner Restaurant Mykonos waren 1992 vier iranische Exilpolitiker | |
erschossen worden. Verhaftet wurden anschließend vier Männer. Der Iraner | |
Kazem Darabi soll den Anschlag vor Ort koordiniert haben, der Libanese | |
Rhajel war einer der Schützen. Beide wurden 1997 zu lebenslanger Haft | |
verurteilt. Wegen besonderer Schwere der Schuld legte das Berliner | |
Kammergericht 2006 eine Mindesthaftzeit von 23 Jahren fest. | |
Das Urteil im Mykonos-Prozess sorgte für eine diplomatische Krise zwischen | |
Deutschland und Teheran, weil das Landgericht offen aussprach, dass das | |
Attentat vom iranischen Staat angeordnet worden war. Als mitverantwortlich | |
wurden Religionsführer Chamenei, Staatspräsident Rafsandschani und | |
Geheimdienstminister Fallahian benannt. | |
Nun sollen Darabi und Rhajel nach 15 Jahren Haft freikommen. Dies entschied | |
die Bundesanwaltschaft. Es gab Gerüchte, dies sei eine Gegenleistung für | |
die Freilassung des Deutschen Donald Klein, der im Iran inhaftiert war, da | |
er illegal in iranischen Gewässern gefischt haben soll. | |
Die Bundesanwaltschaft bestreitet, dass es so einen Handel gegeben hat. Sie | |
beruft sich auf Paragraf 456 a der Strafprozessordnung, der die vorzeitige | |
Haftentlassung von Ausländern erlaubt, wenn diese anschließend ausgewiesen | |
werden. Die Vorschrift soll deutsche Haftanstalten von Gefangenen | |
entlasten, die eh nicht für das Leben in Deutschland resozialisiert werden | |
müssen. Üblicherweise haben die Gefangenen mindestens die Hälfte der Strafe | |
zu verbüßen, was hier erfüllt ist. Diese Regelung wird auch bei | |
"lebenslanger" Haft angewandt. | |
Anwalt Wieland hält die Haftentlassung aber vor allem bei Darabi für | |
falsch. "Wenn er in den Iran zurückkommt, wird er dort als Held gefeiert | |
und materiell auf Rosen gebettet. Dabei hat er noch nicht einmal Reue | |
gezeigt oder den Hinterbliebenen Schadensersatz gezahlt". | |
CHRISTIAN RATH | |
11 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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