# taz.de -- Münchner Neonazi Martin Wiese: Comeback eines Rechtsterroristen | |
> Sieben Jahre saß er wegen der Planung eines Anschlags auf einen | |
> Synagogenbau in Haft. Jetzt will Martin Wiese Neonazis in München | |
> anführen - trotz Kontaktverbots. | |
Bild: Martin Wiese bei seiner Verurteilung 2004. | |
MÜNCHEN taz | Sie versuchten alles, um das Treffen geheim zu halten. Auf | |
den Flugblättern stand kein Ort. Die Aktivisten wurden mit Autos von der | |
S-Bahn-Station bei Erding abgeholt und auf ein Feld am Rand von Moosinning | |
gebracht. Dort standen für die 35 rechtsextremen Kameraden schon Bierbänke | |
und Pavillons bereit - angeliefert von Martin Wiese, der neuen | |
Führungsfigur der Münchner Rechten. | |
Im August war Wiese aus dem Gefängnis entlassen worden, nach sieben Jahren | |
Haft wegen des Anführens einer terroristischen Vereinigung. Wiese soll | |
zusammen mit anderen Neonazis einen Bombenanschlag auf die Grundsteinlegung | |
der Synagoge am Münchner Jakobplatz geplant haben. Schon im Gefängnis | |
kündigte er jedoch an, "neue Wege im nationalpolitischen Kampf zu gehen". | |
Nun setzt Wiese seine Drohung offenbar in die Tat um. Das konspirative | |
Treffen vom Samstag wird von den Behörden als eine vergleichsweise harmlose | |
Party unter Neonazis eingestuft. Es habe keine Außenwirkung vorgelegen, | |
deshalb sei eine Auflösung des Treffens unmöglich gewesen, heißt es beim | |
Polizeipräsidium Oberbayern Nord. | |
Doch vor einer Woche schritt die Polizei ein. Wiese hatte eine | |
Neonazi-Versammlung in einer Sportgaststätte bei Erding organisiert, | |
angekündigt als "1. Großveranstaltung aller rechten Gruppierungen der | |
rechten Szene Münchens". Der Saal war im Namen einer Sportbekleidungsfirma | |
angemietet worden. Als die Wirte die Neonazi-Gäste sahen, riefen sie die | |
Polizei. Das Treffen wurde abgesagt. | |
## "Nationale Sozialistische Bewegung" | |
Wiese versucht, die rechtsextreme Szene in der bayerischen Landeshauptstadt | |
zu vereinen. Der bisherige Wortführer der Freien Kameradschaften in | |
München, Philipp Hasselbach, ist derzeit in Haft. An der Spitze der | |
Münchner Rechtsextremen klafft eine Lücke, die Wiese nun zu füllen | |
versucht. | |
Eigentlich hat Wiese nach einem Beschluss des Münchner Oberlandesgerichts | |
ein fünf Jahre langes Kontaktverbot zu seinen alten Mitstreitern, von denen | |
Einzelne weiter in der Szene aktiv sind. Gut möglich, dass der konspirative | |
Ablauf der Treffen nun dazu diente, der behördlichen Überwachung der | |
Auflagen zu entgehen. | |
Wiese steht nach Meinung von Experten und Behörden auch hinter einer | |
Website mit dem Titel "NSB Deutschland" - kurz für "Nationale | |
Sozialistische Bewegung". Sie ist auf den Namen von Wieses Lebensgefährtin | |
registriert. Das Ziel der Seite nach eigenen Angaben: eine | |
"deutschlandweite Verknüpfung der nationalen Kameradschaften". Verkauft | |
wird auch Kleidung mit dem NSB-Logo. Der erzielte Gewinn werde "unter die | |
Kontrolle eines Nationalrates gestellt" und auf ein "Nationalkonto" | |
überwiesen. | |
18 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Hübner | |
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