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# taz.de -- Macker-Auftritt im Bundestag: Obermacho Martin Lindner
> Er lässt Frauen nicht aussprechen und schreit ständig dazwischen. Dr.
> Martin Lindner ist in der FDP. Aber anders als der Christian ist er im
> Bundestag ein Macker.
Bild: Alle mal herschauen: Martin Lindner (FDP), ein ganzer Mann.
BERLIN taz | Um es klarzustellen: Er ist nicht der Lindner der FDP. Aber
eine Art Alter Ego. Denn im Gegensatz zu Christian Lindners
Saubermann-Image krault sich Dr. Martin Lindner gern die Eier im Plenum des
Bundestags. Das werfen ihm zumindest Kritiker vor.
Und er hat so ein bisschen etwas von zu Guttenberg: zurückgegelte Haare in
dunkelbraun, Brille und Nadelstreifenanzug. Aber der Dr.-Titel, den er
seinem Ex-Kollegen voraus hat, schenkt ihm keine Manieren.
Lindner strotzt nur so vor männlicher Potenz: sechs Kinder. Von 2002 bis
2009 war er Vorsitzender der FDP-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses.
Technik und Wirtschaft sind seine Themen. Von 2009 bis 2011 war er
technologiepolitischer Sprecher im Bundestag, seit 2011 ist er
wirtschaftspolitischer Sprecher. Und seit Mai 2011 dann auch
stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Aber da
ist er ja irgendwie in zweiter Reihe und Dr. Martin Lindner ist ein
Alphatierchen, das auch gehört werden will.
In einer Debatte vom 24. Mai zum Thema deutsche Waffenexporte muss der
geborene Grünwalder deshalb auch ganz laut brüllen. Damit auch alle wissen,
wer die Hosen anhat. Nur irgendwie sitzen die nicht so richtig. Den Grünen
wirft er vor, nur „Kokolores“ zu machen. Wieczorek-Zeul (SPD) spiele sich
zur „Jeanne d'Arc der Rüstungsgegner“ auf. „Doch!“ Lindner lässt ande…
nicht so gern aussprechen. Besonders Frauen. Aber er ist ja auch Mitglied
im Wirtschaftsrat von Hertha BSC. Das Plenum ist sein Spielfeld und da ruft
er dann permanent dazwischen.
## Entschuldigung wofür?
Das ganze Dazwischengequake ist Jan van Aken (Die Linke) aber irgendwann zu
viel:
„Zu Herrn Lindner muss ich sagen, dass ich das unerträglich finde: Jedes
Mal, wenn hier eine Frau redet, dann macht dieser Macho arrogante
Zwischenrufe und krault sich die Eier. Das ist wenig zu ertragen. Das geht
überhaupt nicht.“
Erleichterung macht sich breit. Endlich ist es gesagt. Linke, SPD und Grüne
applaudieren. Und selbst die Kollegen der Regierungskoalition können sich
ein Lachen nicht verkneifen. Der Löwe schweigt.
Van Aken ist betroffen, so viel Unruhe wollte er eigentlich nicht
verursachen:
„Entschuldigen Sie, Frau Präsidentin. Ich entschuldige mich dafür.“
Da muss die Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhard (Grüne) doch nochmal
nachhaken:
„Für den „Macho“ oder für was jetzt?“
Da gibt sich van Aken geschlagen:
„Für die Eier.“
Das muss ja nicht sein. Nur weil sich der Lindner so daneben benimmt und
den Al Bundy macht, muss sich doch nicht gleich das ganze männliche
Geschlecht entschuldigen. Ob das eine FDP-Strategie ist, um die
Wählerstimmen der „Machos“ zu erschließen? Oder spricht da die Haltung, �…
ist eh alles verloren“ heraus?
Mensch Lindner, NRW ist doch gar nicht so schlecht gelaufen. Da war doch
dein Alter Ego. Wie dem auch sei. Eierkraulen im Parlament macht die
Politik ein bisschen volksnäher.
25 May 2012
## AUTOREN
Jasmin Kalarickal
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