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# taz.de -- Korruption in Afghanistan: Kabul exportiert kistenweise US-Dollar
> US-Medien berichten über massive Kapitaltransfers vom Kabuler Flughafen
> nach Dubai und über vereitelte Korruptionsermittlungen gegen
> einflussreiche Afghanen.
Bild: Mahmud Karsai soll an dem Kapitaltransfer beteiligt sein.
BERLIN taz | Von Anfang 2007 bis Februar 2010 sind Geldscheine im Wert von
3,18 Milliarden US-Dollar über den Flughafen Kabul ins Ausland geflogen
worden. Dies berichtete das Wall Street Journal am Montag unter Berufung
auf offizielle afghanische Zollunterlagen sowie ungenannte US-Ermittler.
Die Kisten voll Bargeld seien legal ins Golfemirat Dubai gebracht worden.
Zu den Absendern der Gelder zählen laut dem Blatt Mahmud Karsai, ein Bruder
von Präsident Hamid Karsai, sowie der Vizepräsident und Warlord Mohammed
Fahim. Mahmud Karsai wies die Vorwürfe gegenüber dem Blatt zurück.
Ein Großteil der Gelder wurde laut einer ungenannten Quelle mutmaßlich von
Entwicklungs- und Militärhilfe für die Regierung in Kabul abgezweigt oder
stammt aus der afghanischen Drogenökonomie.
Die Transfers erfolgten nach dem "Hawala"-System, einem traditionellen und
auf gegenseitigem Vertrauen zwischen verwandtschaftlich oder
landsmannschaftlich verbundenen Geldhändlern beruhenden System.
Es ist sehr effektiv, günstig und verlässlich, besonders im Vergleich zum
bürokratischen und langsamen offiziellen Bankgeschäft, hinterlässt aber
keine Spuren im Hinblick auf die wahren Entsender und Empfänger. Deshalb
kann es auch für illegale Geschäfte missbraucht werden.
Bei den registrierten Geldern handelt es sich laut dem Zollchef des
Flughafens, General Asif Jabar Khail, nur um einen Bruchteil der Gelder,
die aus dem Land fließen. Die Passagiere im VIP-Bereich des Flughafens
dürfe er nicht durchsuchen lassen. Oft würden sie direkt zu den Maschinen
gefahren.
Ein ungenannter US-Beamter in Kabul sagte dem Wall Street Journal: "Sie
haben Kerle, die im wahrsten Sinne des Wortes Kisten mit Bargeld an Bord
der Flugzeuge bringen."
Laut Zollschef Asif ist er einmal "von ganz weit oben" unter Druck gesetzt
worden, als seine Männer undeklarierte Gelder in Millionenhöhe entdeckten:
"Mir wurde gesagt, es gebe ein Abkommen mit der Zentralbank und ich solle
sie fliegen lassen."
Mitarbeiter von Präsident Hamid Karsai würden Korruptionsermittlungen gegen
Afghanen mit guten politischen Verbindungen vereiteln, berichtete am Montag
auch die Washington Post. Das Blatt beruft sich auf US-Beamte, die
afghanischen Behörden bei der Korruptionsbekämpfung helfen sollen und sie
mit Abhörtechnik ausstatteten.
"Ab einem gewissen Niveau werden diese Menschen sehr gut geschützt", sagte
eine Quelle dem Blatt. Karsais Sprecher Waheed Omar sagte, es gebe keine
politische Einflussnahme auf Ermittlungen.
Afghanistan gilt als eines der korruptesten Länder der Welt. Im
Korruptionsindex von Transparency International belegt das Land Rang 179
von 180. Allein die laut Wall Street Journal offiziell abgeflossene Summe
ist demnach höher als der Betrag, den die Regierung jährlich an Steuern und
Zöllen einnimmt, und entspricht einem substanziellen Teil des auf 13,5
Milliarden Dollar bezifferten afghanischen Bruttosozialprodukts.
28 Jun 2010
## AUTOREN
Sven Hansen
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