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# taz.de -- Kommentar NPD-Aufmarsch: Blockaden gut, Böller nützlich
> Was zusammenkommen muss, um einen Naziaufmarsch erfolgreich zu verhindern
> – und warum der Kreuzberger Blockadeerfolg dennoch nicht ungetrübt ist.
Bild: Kleinere Zusammenstöße vor dem Märkischen Museum am Rand der NPD-Demo.…
Mehrere tausend Gegendemonstranten haben am Samstag einen Aufmarsch der NPD
durch Berlin-Kreuzberg [1][verhindert]. Nach stundenlangem Warten und
wenigen Schritten war auf der Brückenstraße Schluss.
Noch ehe sie die Bezirksgrenze erreicht hatten, mussten die Nazis umkehren
und wurden in eine S-Bahn nach Ostdeutschland verfrachtet, wo sie am späten
Nachmittag demonstrierten. Durch ihre Blockaden verpassten die
Kreuzbergerinnen und Kreuzberger Erkenntnisse wie diese eines NPD-Redners:
„Unsere Kinder werden beim Schulsport als letzte in die Mannschaft
gewählt.“
Dabei verliefen die Blockaden nicht ganz gewaltfrei, was manche Medien gar
nicht genug hervorheben konnten: „Krawalle bei NPD-Aufmarsch in Berlin“,
titelte [2][Bild.de], „Autonome bewerfen Polizei mit Feuerwerkskörpern“
hieß es bei der Boulevardkonkurrenz von [3][Spiegel-Online], wo man zwar
viel für die − keineswegs immer friedlichen − Demonstranten vom Tahrir und
Taksim oder gar vom Majdan übrig hat, ein paar Böller in Kreuzberg aber
offenbar für die Vorboten des Bürgerkriegs hält.
## Das Erfolgsrezept
Das ist natürlich Quatsch. Denn um einen Nazi-Aufmarsch zu verhindern,
braucht es dreierlei: Eine große Menge friedlicher Blockierer, die nicht
nur symbolisch, sondern ganz praktisch alle Verbindungsstraßen blockieren,
ein bisschen Militanz zur rechten Zeit und eine Polizei, die keine Lust
verspürt, den Nazis den Weg freizuprügeln (und dafür selber Prügel
einzustecken). Diese drei Dinge kamen am Samstag zusammen.
Dass den rund hundert rechtsextremen Jammerlappen ein vielfaches an
Antifaschisten gegenüberstand, hätte zwar ausgereicht, dass die Polizei die
Naziveranstaltung aus „Gründen der Verhältnismäßigkeit“ abbricht.
Tatsächlich ließ sie die Nazis aber erst umkehren, nachdem an einer
möglichen Ausweichroute vor dem Märkischen Museum ein paar Böller und
Flaschen geflogen waren und die Polizei mit Knüppeln und Pfefferspray
reagierte.
Mit diesem Rezept wurden schon öfter Naziaufmärsche verhindert, [4][im
Februar in Cottbus] etwa, zuvor [5][in Dresden] oder in Frankfurt am Main.
Und so werden die zum 1. Mai in Rostock, Dortmund und Berlin-Neukölln
geplanten NPD-Demonstrationen zu verhindern sein.
Getrübt wurde dieser Kreuzberger Festtag nicht durch das bisschen
nützlichen Krawall, sondern durch eine Meldung, die die Polizei
[6][veröffentlichte], während die Nazis noch von allen Seiten einkesselt an
der Bezirksgrenze herumhingen: Am Vortag hatte in der Kreuzberger
Graefestraße eine Gruppe von sechs jungen Männern einen Israeli
antisemitisch beleidigt und ihm ins Gesicht geschlagen. Die Täter: Keine
ostdeutschen Nazis, sondern deutsch-arabische Jugendliche. Für das Ziel
[7][#BerlinNazifrei] gibt es auch ohne NPD noch viel zu tun. Soweit es
geht, friedlich.
27 Apr 2014
## LINKS
[1] /!137422/
[2] http://www.bild.de/news/inland/berlin/npd-demo-kreuzberg-35712732.bild.html
[3] http://www.spiegel.de/politik/deutschland/npd-protest-in-berlin-demonstrant…
[4] //!133108/
[5] //!110980/
[6] http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/396668/index.html
[7] http://twitter.com/search?f=realtime&q=%23BerlinNazifrei&src=typd
## AUTOREN
Deniz Yücel
## TAGS
Kreuzberg
NPD
Antifa
Polizei
Antisemitismus
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