# taz.de -- Kommentar Marx-Engels-Denkmal: Realsozialist Ramsauer | |
> Der Verkehrsminister will das Marx-Engels-Denkmal vom Zentrum Berlins an | |
> den Rand verbannen. Er sollte es besser vor seinem Amtssitz aufstellen | |
> lassen. | |
Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) scheint einer der Menschen zu sein, | |
bei denen klare Winterluft regelmäßig zu geistigen Höhenflügen führt. | |
Ziemlich genau vor einem Jahr, am 4. Februar 2011, sprach er anlässlich | |
eines Besuchs in Damaskus die schönen Worte: "Ich messe dem autokratischen | |
System in Syrien eine vergleichsweise hohe Stabilität bei. […] Syrien hat | |
im Nahen Osten eine politische und wirtschaftliche Schlüsselfunktion." | |
Auf die Feststellung des Journalisten vom Hamburger Abendblatt, dass es | |
sich bei Syrien um einen Polizeistaat handle, meinte Ramsauer: "Unsere | |
Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten sind nicht einfach eins zu | |
eins auf Länder in anderen Weltregionen übertragbar. Das gilt auch für | |
Syrien. […] Ich rate dazu, Länder auch danach zu beurteilen, ob sie in der | |
Lage sind, ihre Bevölkerung zu ernähren. In unseren gesättigten westlichen | |
Demokratien treten wir oft zu besserwisserisch auf." | |
Und klarerweise blieb bei seinem "Kurzbesuch", bei dem es ums Hausieren für | |
deutsche Waren ging, "kaum die Möglichkeit", Menschenrechtsfragen | |
anzusprechen. | |
In diesem Winter fordert Ramsauer nun, die Statuen von Marx und Engels aus | |
dem Berliner Stadtzentrum auf den Gedenk-Friedhof Berlin-Friedrichsfelde, | |
"eine Art sozialistisches Restezentrum", zu verlagern - wiederum eine | |
Sternstunde seines Denkens. | |
Wenn er unbedingt zwei zum Kulturerbe der Menschheit gehörende Philosophen | |
aus der Öffentlichkeit verbannen will, weil er sie für realsozialistische | |
Verbrecher hält, dann sollte er sie vor seinem Amtssitz aufstellen lassen. | |
Denn er argumentierte im Fall Syrien genau wie die verbliebenen | |
"Antiimperialisten" auf und in der Linken, denen mörderische Stabilität | |
immer lieber ist als Menschen, die für ihre Freiheit kämpfen. | |
18 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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