# taz.de -- Kita-Qualitätsgesetz: Lieber gut statt günstig | |
> Die Länder sollen das Geld aus dem Kita-Qualitätsgesetz nicht mehr | |
> nutzen, um Kita-Beiträge zu senken. Stattdessen sollen sie in Personal | |
> investieren. | |
Bild: Kitas sollten gut augestattet sein und für die Eltern wenig kosten | |
Berlin taz | Der Bund will die Länder in den kommenden zwei Jahren bei der | |
Verbesserung der Kinderbetreuung mit insgesamt 4 Milliarden Euro | |
unterstützen. Mit dem Geld sollen die Länder künftig aber nicht mehr | |
Kita-Beiträge reduzieren oder streichen dürfen. Das geht aus einem Papier | |
hervor, mit dem das Bundesfamilienministerium Änderungen am | |
Kita-Qualitätsgesetz vorschlägt. Stattdessen sollen die Länder die Mittel | |
für mindestens eine Maßnahme nutzen, um Fachkräfte zu gewinnen oder zu | |
halten. | |
Bundesfamilienministerin [1][Lisa Paus (Grüne)] sagte am Dienstag: | |
„Fachkräfte sind einer der größten, wenn nicht der größte Engpass beim | |
stabilen Kitabetrieb. Deshalb setzen wir einen klaren Schwerpunkt auf die | |
Fachkräftegewinnung und -sicherung.“ | |
Mit dem Gute-Kita-Gesetz, das 2019 unter der damaligen Familienministerin | |
[2][Franziska Giffey (SPD)] in Kraft getreten war, konnten die Länder die | |
gesamten Mittel dafür nutzen, die Beiträge zu senken oder zu streichen. | |
Doch dafür dürfen die Länder schon seit der Einführung des | |
Kita-Qualitätsgesetzes 2023 nur noch knapp die Hälfte des Geldes vom Bund | |
nutzen. | |
## Kein Geld für Beitragsreduzierungen | |
Ab Januar 2025 soll das nach den neuen Plänen gar nicht mehr möglich sein. | |
Die Länder müssten Beitragssenkungen künftig selbst zahlen. Es soll eine | |
Übergangsfrist von sechs Monaten geben, während der die Länder die | |
Reduzierung der Beiträge noch durch Bundesgelder finanzieren dürften. | |
Bislang hatten sechs Bundesländer Mittel aus dem Gesetz zur | |
Kita-Qualitätssicherung genutzt, um die Beiträge zu senken. | |
Nach aktueller Gesetzeslage sind die Länder angehalten, sich auf zehn | |
Punkte zu konzentrieren, um die Qualität der Kinderbetreuung zu verbessern. | |
Künftig soll es nur noch sieben solcher Punkte geben, darunter etwa den, | |
bedarfsgerechte Angebote zu schaffen oder eine ausgewogene Ernährung zu | |
fördern. | |
Doreen Siebernik ist Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und | |
Wissenschaft (GEW). Sie kann nachvollziehen, dass Beitragssenkungen nicht | |
länger mit Mitteln aus dem Kita-Qualitätsgesetz finanziert werden sollen: | |
„Wir haben das immer kritisch gesehen, denn das Gesetz soll vorrangig die | |
Qualität der Kinderbetreuung sicherstellen.“ Zugleich erklärt Siebernik, | |
dass Familien künftig aber durch familienpolitische Maßnahmen entlastet | |
werden müssten. | |
## Plan fehlt | |
Die Vorsitzende der Linken-Gruppe im Bundestag, Heidi Reichinnek, | |
kritisierte Paus’ Pläne. Die Ministerin solle „endlich offen aussprechen, | |
was es brauche, um am Fachkräftemangel wirklich etwas zu ändern: Geld, um | |
einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel zu ermöglichen“, sagte Reichinnek | |
am Dienstag. Wie viele Fachkräfte Paus anwerben möchte und wie sie das | |
anstellen will, geht aus dem Papier tatsächlich nicht hervor. | |
23 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Marie Sophie Hübner | |
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