# taz.de -- Frauentag in Berlin: Zetkin zurück aufs Schild | |
> Die Grünen wollen die Dorotheenstraße symbolisch der Frauenrechtlerin | |
> Clara Zetkin widmen. Der dauerhaften Umbenennung steht ein Hellersdorfer | |
> Straßenschild im Weg. | |
Bild: Clara Zetkin während des Internationalen Kongresses für gesetzlichen Ar… | |
Zum 100. Jubiläum des Internationalen Frauentages soll dessen Initiatorin | |
wieder in Berlin-Mitte präsent sein. Das fordern die Grünen-Abgeordneten | |
Lisa Paus und Anja Kofbinger. "Wir möchten, dass Clara Zetkin in Mitte | |
wieder eine Straße bekommt. Sie war die zentrale Figur für die deutsche | |
Frauenbewegung", sagt Kofbinger. Sie wollen daher die Dorotheenstraße am | |
Reichstag symbolisch wieder in Clara-Zetkin-Straße umbenennen. Diesen Namen | |
hatte der östliche Teil der Straße bereits von 1951 bis 1995 getragen. | |
Clara Zetkin hat den Internationalen Frauentag erfunden: Auf der | |
sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen hatte sie vorgeschlagen, | |
einen Tag für die Frau zu schaffen - zum Kampf für das Frauenwahlrecht und | |
für Gleichberechtigung. Zetkin wurde 1857 in der Nähe von Leipzig geboren | |
und hat in Paris, Stuttgart, Moskau und Berlin gelebt. Gestorben ist sie | |
1933 in der Nähe von Moskau. Sie war Mitglied der SPD, später der KPD und | |
eine Freundin Rosa Luxemburgs. Von 1920 bis 1933 saß sie für die KPD im | |
Reichstag, den sie mit 75 Jahren als älteste Abgeordnete eröffnete. Zetkin | |
sei eine "Vorkämpferin für die Frauenrechte" gewesen, so Gabriele Jähnert, | |
Geschäftsführerin des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien | |
der Humboldt-Universität. | |
Stärker als das Bild der Frauenrechtlerin scheint das der Kommunistin in | |
Erinnerung geblieben zu sein. Nach dem Mauerfall sollten Straßennamen mit | |
stalinistischer Prägung aus dem Stadtbild verschwinden. Daher plädierte | |
1995 der damalige Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) für die Umbenennung | |
auch der Clara-Zetkin-Straße. Laut Kofbinger ging die Initiative auf den | |
damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zurück. Der habe nicht gewollt, | |
dass Bundestagsbauten die Anschrift einer Sozialistin, Kommunistin und | |
Feministin tragen. | |
Geehrt wird Zetkin heute nur noch in Marzahn-Hellersdorf. Dort sind ein | |
etwa 100 Meter langer Weg und ein Platz nach der Frauenrechtlerin benannt. | |
Der Clara-Zetkin-Platz ist großzügig angelegt: Holzbänke überdacht von | |
Lauben, breite Beete mit Rosen, die noch nicht blühen. Älteren Anwohnern | |
ist die Namensgeberin ein Begriff. "Das war eine Verfechterin für die | |
Frauenrechte, wir haben ihr viel zu verdanken. Wenigstens das hier haben | |
sie uns zur Erinnerung gelassen", sagt eine ältere Dame und macht eine | |
kreisende Handbewegung um das vor ihr liegende Gelände. Bei den jüngeren | |
Anwohnern scheint Zetkin unbekannt. "Über den Namen habe ich mir noch nie | |
Gedanken gemacht", sagt eine 23-Jährige und schielt auf das Straßenschild | |
über ihrem Kopf. | |
Die Hellersdorfer Straßennamen stehen den grünen Umbenennungsplänen im Weg. | |
Der Vorsitzende der Straßenbenennungskommission des Bezirks Mitte, Volker | |
Hobrack (SPD), glaubt nicht, dass es eine neue Straße mit dem Namen Clara | |
Zetkin geben wird. "Nach dem Straßengesetz ist eine Dopplung von | |
Straßennamen nicht zulässig", erklärt Hobrack. | |
Lisa Paus plädiert dennoch für die Rückbenennung. "Wir gehen nicht davon | |
aus, dass am Dienstag die Straßenschilder abgeschraubt werden", sagt die | |
Grüne. Vielmehr könne ein solcher Prozess Jahre dauern. | |
7 Mar 2011 | |
## AUTOREN | |
Mirjam Schmitt | |
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