# taz.de -- Finanzieller Feenstaub | |
> Im Haushaltsentwurf der Landesregierung ist der Löwenanteil für Bildung | |
> vorgesehen. Die anderen Ressorts zeigen sich nach außen trotz | |
> Mangelverwaltung zufrieden | |
Bild: ... macht sich von allein: R2G gibt sich nach den Verhandlungen jedenfall… | |
Von Lotta Drügemöller | |
Der Senat hat seinen Haushaltsentwurf vorgelegt. Für 2020 und 2021 sind | |
insgesamt 9,5 Milliarden Euro für das Land und 6,1 Milliarden Euro für die | |
Stadt Bremen vorgesehen. Zumindest nach außen gab die Koalition bei der | |
Vorstellung am Dienstagabend ein betont harmonisches Bild ab: Der | |
Haushaltsentwurf sei wie „nachträglicher Feenstaub, der über den | |
Koalitionsvertrag gerieselt ist“, so Umweltsenatorin Maike Schaefer | |
(Grüne). | |
Dabei war der Haushalt im Vorfeld als Zerreißprobe für Rot-Rot-Grün | |
eingeschätzt worden: Der Ex-Grünen-Vorsitzende Hermann Kuhn hatte geunkt, | |
die Haushaltsgespräche würden zu „zweiten Koalitionsverhandlungen“. Von d… | |
400 Millionen Euro Sanierungshilfe des Bundes blieb nach den Finanzspritzen | |
für die Geno und weiteren Hiobsbotschaften nicht viel Geld übrig, das | |
verteilt werden konnte. Tatsächlich ist der größte Teil verplant – etwa f�… | |
Personalausgaben; auch die 80 Millionen Euro, die Bremen jährlich in den | |
Schuldenabtrag stecken muss, sind keine Verhandlungsmasse. | |
Etwas mehr Spielraum als erwartet hat man sich trotzdem freigeschaufelt – | |
mit 375 Millionen Euro will die Landesregierung in den nächsten beiden | |
Jahren Schwerpunkte setzen. Dafür wird unter anderem die angesparte | |
„Versorgungsrücklage“ angegriffen – 35 Millionen Euro sollen jedes Jahr … | |
einem Fond genommen werden, der eigentlich Zinsen für die Pensionen von | |
Beamt*innen generieren sollte. Außerdem will man 76 Millionen Euro über | |
noch unklare „Minderausgaben“ im Haushalt einsparen. | |
Die größten Steigerungen liegen im Bildungsetat: Die Ausgaben steigen hier | |
um 365 Millionen Euro. Davon gehen etwa 125 Millionen in Personalkosten, 80 | |
Millionen in den Schul- und Kitabau und 160 Millionen Euro an Projekte wie | |
die Kita-Beitragsfreiheit oder mehr Schulassistenzen. | |
Auch andere Ressorts können über zusätzliche Mittel verfügen, allerdings in | |
kleinerem Rahmen. Für die Kulturszene sollen zusätzlich vier Millionen Euro | |
bereitgestellt werden, das Sozialressort bekommt für „Wohnen in | |
Nachbarschaften“, die Quartierszentren und die Offene Jugendarbeit | |
insgesamt weitere 10 Millionen Euro. Für Verkehrswendeprojekte wie die | |
neuen Fahrradbrücken gibt es zunächst nur Planungsgelder. Das Hafenressort | |
kann gut 120 Millionen Euro für Investitionen in die Nordmole und die | |
Columbuskaje einplanen. | |
Geld für die Einrichtung des geplanten Drogenkonsumraums und 16 Millionen | |
Euro für Investitionen in Krankenhäuser bekommt das Gesundheitsressort. Die | |
Wirtschaftssenatorin kann Projekte für Langzeitarbeitslose mit fünf | |
Millionen Euro verstärken und den „Foodhub“ für Start-ups aus der | |
Lebensmittelbranche starten. Die Innenbehörde bekommt 200 weitere | |
Polizeianwärter. | |
Neben den Schwerpunktmitteln gibt es 113 Millionen Euro für vier | |
„Handlungsfelder“. Das sind Budgets, die von allen Ressorts genutzt werden | |
können. Ganz neu dabei ist das Feld „Klimaschutz“, das mit 30 Millionen | |
Euro ausgestattet wird. Das Geld könnte für Bildungsmaßnahmen genutzt | |
werden, aber auch für den klimafreundlichen Umbau des Stahlwerks. | |
Besser ausgestattet ist mit 43 Millionen Euro das Feld „Digitalisierung“. | |
Laut Jens Tittmann, Sprecher der Umweltsenatorin, ist das kein Widerspruch | |
zur Ankündigung, einen Schwerpunkt auf Klimaschutz zu legen – schließlich | |
könne Bremen über die Co-Finanzierung noch bedeutend höhere Fördermittel | |
des Bundes abgreifen. | |
Trotz Feenstaub ist es der Koalition nicht gelungen, beliebig viel aus dem | |
Hut zu zaubern – so haben alle etwas bekommen, aber viele keine | |
auskömmlichen Summen. Nur 1,2 Millionen Euro sollen in den zwei Jahren in | |
energetische Sanierungen fließen – ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch | |
beim Personal hat sich die Landesregierung nicht alle Wünsche erfüllen | |
können; 80 der geplanten 100 neuen Ordnungsdienstkräfte sollen erst 2022 | |
eingestellt werden. | |
Allerdings kommen da neue Probleme auf die Stadt zu: Mit dem Doppelhaushalt | |
hat sich Rot-Rot-Grün schon die Hände für die nächsten Verhandlungen | |
gebunden. Das Personal, das jetzt zusätzlich eingestellt wird, muss auch | |
2022/23 noch bezahlt werden. Und ein großer Teil der angeschobenen | |
Investitionen wird sich in die zweite Hälfte der Legislaturperiode ziehen. | |
Der Finanzsenator beschwichtigt: Immerhin würde durch den Schuldenabbau bis | |
2023 auch die Zinslast um 90 Millionen sinken. Und da die Steuereinnahmen | |
stiegen, gäbe es auch mehr Einnahmen. | |
Bevor über diese Zukunft gesprochen werden kann, muss aber ohnehin der | |
aktuelle Entwurf noch durch die Legislative: Bis Mai tagen die | |
Deputationen, dann soll der Entwurf durch die Bürgerschaft. | |
20 Feb 2020 | |
## AUTOREN | |
Lotta Drügemöller | |
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