| # taz.de -- Ex-Wirtschaftsminister tritt aus: Clement lässt SPD links liegen | |
| > Mit seinem überraschenden Parteiaustritt stößt Wolfgang Clement die SPD | |
| > ein letztes Mal vor den Kopf. Die FDP will den Exwirtschaftsminister gern | |
| > aufnehmen. | |
| Bild: Will nicht mehr SPD-Mitglied sein: Wolfgang Clement. | |
| BERLIN taz Die SPD-Spitze hatte sich alle Mühe gegeben, damit Wolfgang | |
| Clement in der SPD bleibt. Noch Montagabend schien die Affäre, die der | |
| Partei seit acht Monaten zusetzt, endlich an ein gutes Ende gekommen zu | |
| sein. Die Bundesschiedskommission hatte gegen einen Parteiausschluss von | |
| Clement votiert und es, wie von der SPD-Spitze erhofft, bei einer | |
| folgenlosen Rüge belassen. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil lobte das | |
| Urteil als "angemessen und vernünftig". Und meinte: "Wolfgang Clement ist | |
| weiterhin Mitglied der SPD." | |
| Das war ein Irrtum. Denn gut zwölf Stunden später erklärte Clement seinen | |
| Austritt aus der SPD. Drei Gründe, so Clement, waren ausschlaggebend. Die | |
| Rüge sei eine "Drangsalierung seiner Meinungsfreiheit". Außerdem ziehe die | |
| SPD keinen klaren Trennungsstrich zur Linkspartei, zudem betreibe sie eine | |
| Wirtschaftspolitik, die auf "eine Deindustrialisierung des Landes | |
| hinauslaufe". | |
| Die SPD-Zentrale, das Willy-Brandt-Haus, war völlig überrascht von dieser | |
| Wendung. Parteichef Müntefering telefonierte mit Clement - doch es gab | |
| nichts mehr zu sagen. Müntefering Erklärung las sich entsprechend | |
| unterkühlt. "Es ist schade, dass Wolfgang Clement nicht weiter in der | |
| Partei mitarbeiten will. Platz wäre gewesen, zumal nach der vermittelnden | |
| Entscheidung der Bundesschiedskommission der SPD gestern. Aber nun wird es | |
| auch so gehen." Die SPD-Spitze hatte viel versucht, um diesen Eklat zu | |
| verhindern. | |
| Ins Rollen gekommen war die Affäre, nachdem Clement in der Welt vor der | |
| Wahl in Hessen im Januar 2008 indirekt davor gewarnt hatte, die | |
| SPD-Kandidatin Andrea Ypsilanti zu wählen, weil deren konzernkritische | |
| Energiepolitik eine Gefahr für Deutschland sei. Die SPD landete in Hessen | |
| schließlich ganz knapp hinter der CDU - und manche Genossen meinten, dass | |
| die Partei ohne die Ratschläge des Exwirtschaftsministers vor Koch ins Ziel | |
| gegangen wäre. Brisant war Clements Äußerung auch, weil er im Aufsichtsrat | |
| einer Tochter des Atomkonzerns RWE sitzt. | |
| Ortsvereine wollten den Exsuperminister wegen parteischädigenden Verhaltens | |
| ausschließen. Die erste Instanz beließ es bei einer Rüge für Clement, doch | |
| die zweite, die Landesschiedskommission NRW, entschied für einen | |
| Parteiausschluss. Das Medienecho war gewaltig, der Imageschaden für die SPD | |
| auch. Deshalb hatten viele in der Parteispitze auf ein mildes Urteil der | |
| letztinstanzlichen Bundesschiedskommission gehofft. So kam es, genutzt hat | |
| es nichts. | |
| Die Reaktionen auf Clements Austritt fielen in der SPD teilweise harsch aus | |
| "Reisende muss man ziehen lassen", meinte die SPD-Linke Andrea Nahles. | |
| Zerknirscht zeigte sich die SPD-Rechte. Der wirtschaftspolitische Sprecher | |
| der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend, meinte: "Das ist eine völlig | |
| unpolitische Entscheidung und wohl Clements Naturell als Sturkopf | |
| geschuldet. Er schadet sich mehr selbst als der SPD." In NRW sind viele | |
| schlicht "stinksauer", so der SPD-Politiker Edgar Moron, der Sympathie für | |
| Clements Energiepolitik hat. Die SPD-Chefin in NRW, Hannelore Kraft, sagte | |
| ratlos, Clements Austritt sei ihr "nicht erklärlich". | |
| Nordrhein-Westfalens FDP machte Clement das Angebot, zu ihr zu wechseln. Es | |
| gebe ein hohes Maß an inhaltlicher Übereinstimmung zwischen seinen | |
| Positionen und der FDP. | |
| 25 Nov 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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