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# taz.de -- Eishockey in Köln: Das Ende einer Institution?
> Obwohl dem ehemaligen Vorzeigeverein Kölner Haie das finanzielle Aus
> droht, hält sich der Deutsche Eishockeybund weiterhin für strukturell
> gesund.
Bild: Die Kölner Haie hoffen auf den reichen Onkel.
Der Druck ist immens. "Ich habe lange nicht mehr einem Spiel so
entgegengefiebert", sagt Philipp Walter, "wir müssen unbedingt gewinnen, um
eine Aufbruchstimmung zu erzeugen". Mit einem Sieg gegen die Düsseldorfer
Metro Stars, hofft der Pressesprecher der Kölner Haie, soll Freitagabend
die Wende eingeleitet werden. Dabei haben die Kölner mehr ihr Bank- als ihr
Punktekonto im Blick.
In der Olympiapause offenbarte nämlich Manager Thomas Eichin, dass man
innerhalb weniger Wochen eine halbe Million Euro zusammenbringen müsse, um
die Insolvenz vor den Play-offs abzuwenden. Bis zum Saisonende fehlen dem
einstigen Vorzeigeverein der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gar noch 1,5
Millionen Euro.
Derzeit werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Geld in den schwächelnden
Kreislauf zu pumpen. Die Partie gegen die Düsseldorfer EG soll eine Art
Initialzündung auslösen. In der mit 18.000 Zuschauern ausverkauften Arena
werden Retter-T-Shirts für 15 Euro feilgeboten. Heute soll das Gros der
Hemden verkauft werden und einen insgesamt sechsstelligen Betrag
einbringen.
Andreas Renz, der nahezu ein Jahrzehnt für die Haie auf dem Eis steht, weiß
um die Verantwortung: "Mit einem Sieg können wie die allgemein düstere
Stimmung aufhellen. Und die Sponsoren sagen sich dann vielleicht: Da gebe
ich noch was dazu." Vielleicht würde ein Erfolg auch die maue Atmosphäre im
Team verbessern, von der Renz berichtet: "Jeder macht sich seine Gedanken.
Keiner weiß, gibt es die Haie im Sommer noch oder nicht."
Die Zukunft einer Eishockey-Institution steht auf dem Spiel. Weshalb?
Gernot Tripcke, der Geschäftsführer der DEL, glaubt: "Die Probleme sind
hausgemacht. Die Liga ist strukturell gesund." Fehlende Unterstützung der
Stadt Köln, hohe Hallenmiete und ausbleibender sportlicher Erfolg seien
ursächlich für die Krise der Haie. Wenn die sich nicht deutlich steigern,
werden sie wie in der vergangenen Saison die Play-offs verpassen. Aber
Tripcke ist zuversichtlich, dass diejenigen, auf die es aus seiner Sicht
ankommt, die prekäre Lage erkannt haben: "Die Haie sind für die Stadt Köln
noch wichtiger als für die DEL. Profisport ist ein Gemeingut. Letztlich
braucht man die öffentliche Hand. Anders funktioniert es nicht."
Bei der DEL scheint das Selbstverständnis vorzuherrschen, dass da, wo sich
keine Mäzene finden lassen, die Kommunen das Geschäft der Millionäre
übernehmen müssen. Zuvor nämlich unterstützte der Immobilienhändler Heinz
Hermann Göttsch das defizitäre Kölner Eishockey-Unternehmen aus seinem
Privatvermögen. Mehr als 20 Millionen Euro soll er von 2002 an investiert
haben.
Aber seitdem sich Göttsch im Jahre 2008 weitgehend zurückgezogen hat, sieht
sich der Verein den allgemeinen wirtschaftlichen Zwängen ausgesetzt. Die
weltweite Konjunkturkrise wäre hauptverantwortlich für die Finanznot der
Haie, sagen die Clubverantwortlichen. Überall seien Einbrüche zu
verzeichnen, bilanziert Pressesprecher Philipp Walter. Beim Merchandising,
bei den Sponsor- und den Zuschauereinnahmen. Der Schnitt ist in den letzten
zwei Jahren von 13.000 auf unter 10.000 gesunken. Das hätte sicherlich auch
mit der sportlichen Misere zu tun. Aber bei den erfolgreicheren
Düsseldorfern würden die Zuschauerzahlen ebenfalls fallen.
Der Stadt Köln kommt übrigens durchaus eine Schlüsselstellung zu. Vor
wenigen Tagen atmete Manager Eichin nach einem Gespräch mit
Oberbürgermeister Jürgen Roters auf und verbreitete erstmals wieder
Zuversicht. So ein klares Bekenntnis der Stadt habe er noch nie erhalten,
sagte Eichin. Die Verwaltung wolle mit ihren guten Kontakten bei der
Sponsorenakquise helfen, und wie es andernorts schon längst üblich sei,
werde sie den Verein künftig bei der Jugendarbeit unterstützen. So wird
bereits wieder geträumt in Köln. Pressesprecher Walter sagt: "Vielleicht
kommt ja wieder ein reicher Onkel, der Spaß an den Haien hat."
4 Mar 2010
## AUTOREN
Johannes Kopp
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