# taz.de -- Die Uni feiert Geburtstag: Friede, Freude, Geburtstag | |
> Mit einem Festakt beging die Universität ihr 40-jähriges Bestehen - in | |
> großer Einigkeit: Zum Glück ist das gründlich schief gegangen, was 1971 | |
> gewollt wurde | |
Bild: Von links: Jürgen Timm, Uni-Rektor von 1982 bis 2002, und Gründungsrekt… | |
40 Jahre Universität Bremen - das Datum zwingt offenbar zu Festakt und | |
Feier-Laune. Aber was wäre zu feiern? Immerhin die Tatsache an sich, dass | |
es diese Universität nun seit 40 Jahren gibt. Gestern gab es deshalb eine | |
Feierstunde in der Oberen Rathaushalle, zu der neben den politischen | |
RepräsentantInnen auch viele der alten Kämpen der Universitätsgründung | |
gekommen waren. Die Beteiligung der heutigen Universitäts-Personals indes | |
war eher dürftig. Die Ingenieur- und NaturwissenschaftlerInnen, die heute | |
das Profil der Uni bestimmen, haben offenbar bei dem Gedanken an die | |
Gründung vor 40 Jahren nichts zu feiern, aber auch die | |
gesellschaftskritischen Geister waren mit kaum mehr als zwei Dutzend | |
protestierenden Studierenden vertreten. So blieb es dem - | |
sozialdemokratischen - Asta-Vorsitzenden überlassen, zu erläutern, dass das | |
Etikett "rote Kaderschmiede" ja eigentlich so übel gar nicht sei. Die | |
Honoratioren klatschen höflich dazu. | |
Vor der Feierstunde hatte ein Geografie-Professor im Sinne einer | |
öffentlichen Vorlesung vor dem Rathaus über die regionalwirtschaftliche | |
Bedeutung der Universität gesprochen. Anders als bei einer Frittenbude | |
bewegt eine Universität eben nicht nur Kaufkraft, sondern lockt auch | |
qualifiziertes Personal. Die Lautsprecheranlage reichte für kaum mehr als | |
100 erwartete Zuhörer. Offenbar gibt es an der Universität niemanden mehr, | |
den es zu einem Festvortrag gedrängt hätte, den anschließend nachzulesen | |
sich lohnen würde. | |
Die Geschichte der 40 Jahre zu interpretieren blieb so dem aktuellen Rektor | |
Wilfried Müller überlassen. Was ist geblieben von einer Universität, deren | |
Gründungsrektor die Wissenschaft an den Interessen der Arbeiter ausrichten | |
wollte und sich in einem Vertrag mit der Arbeiterkammer dazu verpflichtete? | |
Eine Kultur flacher Hierarchien, lobt Müller, und eine interdisziplinäre | |
Forschung, die sich drängenden Fragen der Zeit widmet. Unter dem Rektor | |
Jürgen Timm wurde die Wende vollzogen hin zu einer Regionaluniversität, sie | |
hat damit erhalten, was ihr am Anfang fehlte: Akzeptanz in der Stadt, der | |
Wirtschaft, der wissenschaftlichen Community. | |
Auf diese Basis nun treibt der derzeitige Rektor Müller - der selbst einst | |
ein Kritiker der Wende war - nun die Ankennung der Bremer Universität in | |
der so genannten Exzellenz-Initiative voran. Immerhin ist diese Uni heute | |
nach der Vorauswahl eine von nur sieben, die um drei neu zu vergebende | |
Exzellenz-Plätze mit konkurrieren darf. | |
Das Uni-Jubiläum hat dazu geführt, dass immerhin zwei Bücher erschienen | |
sind, die die Universitätsgeschichte nachzeichnen. Peter Meier-Hüsing hat | |
für den Temmen-Verlag auf 250 Seiten eine Menge Material zusammengetragen | |
und in oft lockerem Ton ausgebreitet. | |
Das Buchprojekt des Donat-Verlages "Tradition Reform" beschränkt sich auf | |
die ersten 30 Jahre und analysiert die Wende der Universität sehr viel | |
genauer. Autorin Birte Gräfing beschreibt ausführlich die Idee des | |
"forschenden Lernens", das in der Form eines "Projektstudiums" stattfinden | |
sollte - und bei der Bologna-Verschulung des Studiums unter die Räder | |
geriet. | |
31 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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