| # taz.de -- Bürgerentscheid zu Kudamm-Bühnen: "Die Theater gehören zu Berlin… | |
| > Am Sonntag entscheiden die Bürger über den Erhalt der Kudamm-Bühnen. Der | |
| > Initiator des Bürgerbegehrens Otfried Laur über Theaterluft und das | |
| > Versagen der Politik. | |
| Bild: Die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm 206-209 gehören zu Berli… | |
| taz: Herr Laur, Sie fordern das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf per | |
| Bürgerbegehren auf, das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm "in | |
| Nutzung und baulichem Bestand zu sichern". Wie soll das konkret aussehen? | |
| Otfried Laur: Wir fordern, dass der Bezirk einen Bauvertrag mit dem | |
| Investor abschließt, dem das Haus gehört. Die irische Ballymore Group hat | |
| das Kudamm-Karree mit zwei funktionierenden Bühnen gekauft. Jetzt muss sie | |
| dazu verpflichtet werden, beide Spielstätten in ihrer historischen Form zu | |
| erhalten. | |
| Pläne für einen Bauvertrag gibt es bereits - Bezirk und Investor haben sich | |
| auf einen Kompromiss geeinigt. Ballymore darf das Haus abreißen, garantiert | |
| aber, eine Theaterbühne in den Neubau zu integrieren. Auf dem Dach oder in | |
| einem der Obergeschosse. Sogar Theaterdirektor Woelffer befürwortet die | |
| Regelung. Warum halten Sie so starr am historischen Standort fest? | |
| Auch wir sind kompromissbereit. Zur Not würden wir die Zusammenlegung von | |
| Theater und Komödie zu einer Bühne akzeptieren. Aber ein Abriss der | |
| Originalspielstätten würde die Historie Berlins zerstören! Diese Bühnen | |
| sind 80 Jahre alt, wurden von einem berühmten Theaterarchitekten erbaut und | |
| sind fester Bestandteil der deutsch-jüdischen Geschichte dieser Stadt. Die | |
| Komödie und das Theater am Kurfürstendamm 206-209 gehören zu Berlin wie | |
| Fernsehturm und Brandenburger Tor. Unter dem Intendanten Erwin Piscator | |
| fand hier die Premiere von Rolf Hochhuths "Stellvertreter" statt, hier | |
| traten Harald Juhnke, Edith Hancke und Günter Pfitzmann auf. Wenn ich da | |
| reinkomme, atme ich Theaterluft. Ich sehe es als meine Pflicht, diese | |
| Atmosphäre für die Nachwelt zu erhalten. | |
| Fest steht, dass das Kudamm-Karree, in dem sich die Bühnen befinden, in | |
| einem marodem Zustand ist. Der Architekt David Chipperfield ist mit dem | |
| Neubau beauftragt. Ist ein neues Theater in angemessener Umgebung nicht | |
| besser als zwei historische in einem heruntergekommenen Bürohaus? | |
| Zuerst einmal ist es wesentlich das Verdienst des Eigentümers, dass große | |
| Teile der Büro-und Ladenfläche entmietet sind. Eine Renovierung halten wir | |
| auch für dringend nötig, gegen ein Einkaufszentrum haben wir auch nichts. | |
| Aber Ballymores Pläne für eine vierstöckige Shopping-Mall mit Theater auf | |
| dem Dach und einer Kunsthalle würden den Kudamm erschlagen. Das soll so | |
| groß werden wie die Potsdamer Platz Arcaden - ein Wahnsinn. Wer garantiert | |
| denn, dass dieser irische Investor so ein Riesenprojekt stemmen kann? Wenn | |
| die pleite gehen, steht die City West mit einer Bauruine da. Dafür setzt | |
| man doch keine zwei Theater aufs Spiel! | |
| Aber setzt Ihr Bürgerbegehren mit seinen Maximalforderungen nicht auch den | |
| Standort aufs Spiel? Immerhin stellen Sie sich offen gegen den | |
| Theaterintendanten, der mit dem Investor zusammenarbeiten will - um | |
| wenigstens eine Bühne zu erhalten … | |
| Herr Woelffer denkt, er müsse sich mit den Iren arrangieren, weil sie ihm | |
| bei der Miete entgegen kommen: Die Bühnen zahlen derzeit nur | |
| Betriebskosten. Um gleichberechtigt verhandeln zu können, müsste Woelffer | |
| Miete zahlen. Dass er das nicht kann, ist nicht seine Schuld. Die Politik | |
| müsste ihm endlich Subventionen zahlen, dann wäre alles gut. Dann könnten | |
| drumherum meinetwegen die schönsten Shopping-Malls entstehen. | |
| 14 Jan 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Nina Apin | |
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