# taz.de -- das wird: „Ein Film muss in einem weiterarbeiten“ | |
> Gedreht im dunklen Harz: Regisseur Constantin Hatz über seinen Spielfilm | |
> „Gewalten“ | |
Interview Wilfried Hippen | |
taz: Constantin Hatz, der Protagonist von „Gewalten“ ist ein Fremder unter | |
den Menschen und versucht, sich im Wald zu verlieren. Wie autobiografisch | |
ist Ihr Film? | |
Constantin Hatz: Er hat gar nichts mit meinem eigenen Leben zu tun. Es gibt | |
ja diesen kollektiven Gedanken, dass Autorenfilmer immer von sich selbst | |
erzählen. Für mich ist das ein Märchen. Die Verlockung beim Schreiben liegt | |
für mich darin, mich in fremde Lebensrealitäten hineinzudenken, die nichts | |
mit mir zu tun haben – und nach und nach bemerkt man dann Überschneidungen. | |
An „Gewalten“ fällt auf, was Sie alles nicht machen: Es wird kaum | |
gesprochen, der erste Satz fällt erst nach 16 Minuten. Sie verdichten die | |
Erzählzeit nicht, wie es in Spielfilmen üblich ist, auch gibt es viel | |
Gewalt, die Sie aber nie zeigen. | |
Das hat mit meiner Grundhaltung dem Kino gegenüber zu tun: Ich verweigere | |
mich dem plotgetriebenen, dramaturgischen Modellkino. Denn das hat nichts | |
mit dem Leben zu tun, dem wir alle gegenüberstehen. Für mich muss ein Film | |
nach dem Kinobesuch in einem weiterarbeiten. Dafür muss ich Lücken | |
schaffen, Dinge auslassen, den Blick woanders hinlenken. | |
Die große Metapher ist der Wald. | |
Die Natur und der Wald dienen dem Protagonisten als ein seelischer | |
Erfahrungsraum. Das ist natürlich ein frühromantischer Gedanke, und den | |
mochte ich immer. | |
Damit stehen Sie in einer langen, sehr deutschen Tradition. | |
Ja, wir haben ja auch im Harz gedreht, wo viele Frühromantiker ihre Texte | |
angesiedelt haben, weil das immer ein düsterer, finsterer Ort war, wo man | |
sehr mit sich selbst konfrontiert war. Ich bin ja eigentlich Österreicher | |
und ich war viel in Norddeutschland und Niedersachsen unterwegs, um | |
geeignete Drehorte zu finden. Und in den dichten Wäldern hatte ich das | |
Gefühl, man nimmt mir meinen Atem weg. Das war für mich sehr antreibend. | |
Aber der Grund für den Harz war doch ganz pragmatisch: Sie haben eine | |
Bremer Produktionsfirma gefunden und dann Fördergeld von der Nordmedia | |
bekommen. | |
Genau, im deutschen Film hat die Wahl der Drehorte sehr viel mit Politik zu | |
tun. Sie ist durch die Art der Förderung determiniert und da hat sich das | |
so gefügt. Aber ich habe nicht das Drehbuch geschrieben und dabei gedacht, | |
das spielt jetzt irgendwo in Österreich. | |
11 May 2023 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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