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# taz.de -- Der Papayasalat soll jetzt weg
> Seit Jahren schwelen die Konflikte um den Thaimarkt im Preußenpark. Die
> neue schwarz-grüne Zählgemeinschaft in Wilmersdorf plant, dass der
> beliebte Streetfoodmarkt umzieht
Von Marina Mai
Der Thaimarkt im Wilmersdorfer Preußenpark soll verschwinden. So steht es
im Entwurf der Zählgemeinschafts-Vereinbarung zwischen CDU und Grünen, der
der taz vorliegt. Der Preußenpark soll „als Park wiederhergestellt“ werden.
Als die Händler und Besucher [1][des beliebten Streetfoodmarktes in
Wilmersdorf] am Sonntag davon erfahren, herrscht blankes Entsetzen. „Da
stören sich irgendwelche Bürokraten an uns“, findet ein älteres
deutsch-thailändisches Ehepaar, das sich gerade Hühnerspieße schmecken
lässt. An den Ständen liegen Listen aus, wo Besucher und Händler gegen das
Vorhaben unterschreiben können. Dazu müssen sie Schlange stehen.
Parichat Pai vom Thailändischen Verein, dem Betreiber des Marktes, schätzt,
dass allein in der ersten Stunde 200 Unterschriften zusammengekommen sind.
„Gemeinsam mit der bezirklichen SPD wollen wir eine Onlinepetition
starten“, sagt sie der taz. Geplant seien auch Videos, um die Marktbesucher
zu Wort kommen zu lassen. Wenn am kommenden Wochenende mit einer Feier mit
Tanz, Kinderliedern und Kochshow die neue Saison offiziell eröffnet wird,
soll beides präsentiert werden.
Lisa Jörke von den Grünen Charlottenburg-Wilmersdorf bestätigt gegenüber
der taz die Pläne eines Umzugs des Thaimarktes. „Ziel muss es sein, die
Street-Food-Atmosphäre am neuen Standort in der Nähe des Preußenparks zu
erhalten, aber auch die Erholungsfunktion des Parks wiederherzustellen und
ihn gleichzeitig als Ort interkultureller Begegnungen zu erhalten.“
Seit Jahren schwelt ein Konflikt zwischen den Anwohnern, die im Park Ruhe
und Entspannung suchen, und den fernöstlichen Communitys aus ganz Berlin
und auch aus Nordostdeutschland, die sich hier an den Sommerwochenenden
treffen (taz berichtete). Verkehrsprobleme, Lärm und Müll sind die
Konfliktpunkte. Grob gesagt: Viele Anwohner wollen eine der wenigen grünen
Oasen im Kiez nicht mit Menschen aus aller Welt teilen.
Der Bezirk arbeitet seit Jahren an einem Kompromiss. Dabei war es in
Charlottenburg-Wilmersdorf bisher parteiübergreifender Konsens, die
Attraktion Thaiwiese, die sogar in Reiseführern steht, zu erhalten, aber
verträglicher zu gestalten. Es gab ein Beteiligungsverfahren mit einem
studentischen Wettbewerb. Seit 2022 wurde das ursprünglich wilde
Markttreiben in gesetzliche Bahnen gelenkt, die Zahl der Marktstände auf 60
begrenzt, an den Parkrand verbannt und auf Freitag bis Sonntag begrenzt.
Die Markthändler brauchen jetzt einen Gewerbeschein und müssen sich um die
Müllabfuhr kümmern.
In der Parkmitte, die wieder von einer Sandwüste zur Grünfläche geworden
ist, lagern aber weiterhin BerlinerInnen aus Thailand, Laos, China, Taiwan,
Vietnam, Kambodscha, den Philippinen sowie Deutsche, die ihren Urlaub in
Fernost nacherleben wollen. Für sie erfüllt der „Thaipark“ eine wichtige
soziale Funktion.
Widerstand gegen die schwarz-grünen Pläne kommt von der SPD. Die
Bezirksverordnete Claudia Buß, die anders als Verordnete der
Mehrheitsfraktionen CDU und Grüne für die taz erreichbar war, sagt: „Der
Thaimarkt gehört zu Berlin. Er ist genau das, was den interkulturellen und
sozialen Zusammenhalt der Stadt ausmacht.“ Ihre Fraktion will den
Thailändischen Verein dabei unterstützen, auch kulturelle Angebote zu
machen, die eine Verbindung zwischen den fernöstllchen Communitys und der
Mehrheitsgesellschaft schaffen können.
Umweltstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) hatte dagegen dem Tagesspiegel
gesagt, das Umweltamt sei glücklich darüber, dass dem Grünflächengesetz
wieder entsprochen werde. Sein Amt prüfe bereits einen Ersatzstandort. Wo
der sein soll, verriet Schruoffeneger nicht.
In der Tat verlief die Kommunikation zwischen dem Marktbetreiber und dem
Umweltamt in letzter Zeit alles andere als geschmeidig. [2][Das zeigte sich
in einem Konflikt vom letzten Sommer] um die Frage „Einweg oder Mehrweg“:
Inzwischen nutzen die HändlerInnen Mehrweggeschirr. Da es kein Wasser gibt,
nehmen sie das schmutzige Geschirr mit nach Hause.
„Der Bezirk hat uns verpflichtet, für Wasser- und Elektroanschlüsse zu
sorgen“, sagt Parichat Pai vom Thailändischen Verein. „Wir wollen dazu
einen bezirklichen Pavillon im Park nutzen. Auf unsere Frage, ob das
möglich ist, bekommen wir aber seit Februar keine Antwort.“ Ohne die könne
der Verein aber kein Konzept erarbeiten, sagt die Marktbetreiberin.
25 Apr 2023
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## AUTOREN
Marina Mai
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