# taz.de -- aufreger: Bündnis in Serbien „gegen Homo-Parade und Besatzung“ | |
Es war wieder einmal ein Stelldichein der ewig Gestrigen: Mehrere tausend | |
Menschen haben sich am Sonntag in der serbischen Hauptstadt Belgrad | |
versammelt, um gegen eine Pride Parade der LGBTQ-Community zu protestieren. | |
Diese soll im kommenden Monat stattfinden. | |
Lokale Medien berichteten von 5.000 bis 10.000 Teilnehmer*innen. Sie | |
versammelten sich vor dem Gebäude des Patriarchen der Serbisch-Orthodoxen | |
Kirche und zogen dann zur Kirche des Heiligen Markus, die sich in der Nähe | |
des Parlaments befindet. Die Menge trug Schilder mit Aufschriften wie „Wir | |
wollen keine Homo-Parade und keine Besatzung des Westens!“, „Wir geben | |
unsere heiligen Stätten nicht auf!“ und „Finger weg von unseren Kindern!�… | |
Organisator*in der Kundgebung soll ein informelles Bündnis sein, das | |
unter dem Motto „Zum Schutz der Familie“ öffentlich auftritt, eine | |
Vereinigung zur Bewahrung des kyrillischen Alphabets „Dobrica Eric“ sowie | |
weitere orthodoxe Gruppen. | |
Boško Obradović, Chef der rechten Oppositionspartei „Dveri“, sprach vom | |
größten oppositionellen Protest der vergangenen Jahre in Belgrad, den | |
niemand von der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) oder einer | |
früheren Regierung kontrolliert habe. „Es geht nicht nur um die | |
Euro-Nato-Pride, sondern auch um eine Unterstützung Russlands sowie die | |
Erhaltung von Kosovo und Metohija als Teil Serbiens. Eine neue patriotische | |
Opposition ist geboren und sie ist im Kommen“, schrieb Obradović am Montag | |
auf Twitter. | |
Auch einige Kirchenvertreter machten ihrem Namen mal wieder alle Ehre. Auf | |
einem Youtube-Video von vergangener Woche ist der serbische orthodoxe | |
Bischof Nikanor zu sehen, der vor einer Kirche steht und sich an eine | |
Gruppen von Gläubigen wendet. Pride-Teilnehmer*innen, die nach Belgrad | |
kämen, würden diese heilige Stadt entweihen. Und: „Ich werde alle | |
verfluchen, die so etwas organisieren und daran teilnehmen. Wenn ich eine | |
Waffe hätte, würde ich sie benutzen“, sagte der Kirchenmann. In der | |
Vergangenheit war Nikanor auch einmal Serbiens Regierungschefin Ana Brnabić | |
auf rüdeste Art angegangen. Die 46-Jährige ist seit 2017 im Amt und lebt in | |
einer lesbischen Beziehung. | |
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić, der mit Brüssel über einen Beitritt | |
seines Landes zur EU verhandelt, sagte, Bischof Nikanor habe „sich selbst | |
sowie unsere Kirche beleidigt und gedemütigt“. Tatsächlich? Zumindest darf | |
man gespannt sein, ob die Pride wirklich stattfinden wird. Und wenn ja, ob | |
Polizeikräfte die Teilnehmer*innen auch schützen werden. | |
Barbara Oertel | |
16 Aug 2022 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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