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# taz.de -- Mihambo siegt für sich allein
> Bei den Leichtathletik-WM gibt es nur ein Gold für das deutsche Team:
> Weitspringerin Malaika Mihambo
Von Martin Krauss
Einerseits befand Malaika Mihambo nach ihrem Sieg bei den
Leichtathletik-WM: „Titel ist Titel.“ Andererseits befand die 28-jährige
Weitspringerin auch: „Es ist schwer genug, Weltmeisterin zu werden. Den
Titel erfolgreich zu verteidigen, ist aber das, was es ganz besonders macht
– das ist die Königinnendisziplin.“
Mit 7,12 Meter gewann die 28-jährige Heidelbergerin die Konkurrenz bei den
WM in Eugene (USA), die am gestrigen Sonntag auch zu Ende gegangen sind.
Zweite wurde Ese Brume aus Nigeria (7,02 Meter), die damit dem Team aus dem
westafrikanischen Land ein besonders intensives Glücksgefühl bescherte: Nur
wenige Minuten zuvor hatte Tobi Amusan über 100 m Hürden das erste WM-Gold
für Nigeria gewonnen. 12,06 Sekunden brauchte Amusan für diesen Lauf; wegen
zu viel Rückenwind im Finale gilt nur ihre Halbfinalzeit (12,12 Sekunden)
als neuer Weltrekord.
Eine Doppelfeier wie bei Nigeria fand im Team des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes (DLV) nicht statt. Malaika Mihambo war die einzige
Goldmedaillengewinnerin des DLV, und wenn man allgemein nach Edelmetall
fragt, ist die Bilanz nur geringfügig besser. Da kommt nur noch Bronze der
Frauensprintstaffel hinzu, und das bedeutet: schlechtestes deutsches
Ergebnis in der Geschichte der seit 1983 existierenden Leichtathletik-WM.
Eine „Katastrophen-WM“ (Bild) oder auch „Peinlich-WM“ (wieder Bild, die…
Ton angeben möchte).
Auf die Master-Studentin der Umweltwissenschaften mit Bachelor in
Politologie, Mihambo, können sich die Kritiker des DLV dabei kaum berufen.
Die Olympiasiegerin, Doppelweltmeisterin und Europameisterin springt
schlicht nicht für nationale Ziele: „Für mich geht es schon lange
eigentlich nicht mehr um Titel“, erklärte sie. „Ich versuche immer, diesen
äußeren Wettkampf zu nehmen, um zu schauen, wie ich mich innerlich
weiterentwickelt habe, und sehe das Ganze als innere Meisterschaft, die ich
verbessern kann und an mir arbeiten kann.“
Die Ruhe und Nervenstärke, mit der Mihambo agierte, könnte für den DLV, für
den Mitte August in München die Europameisterschaften anstehen, auch ein
Vorbild sein. Zweimal trat Mihambo zum Auftakt des Finales über – ungültig.
„Ich habe auch deswegen so viel gewinnen können in meiner Karriere, weil
ich schon oft in solchen Situationen stand und weiß, dass der Wettkampf
erst nach dem letzten Sprung vorbei ist.“ Erst im vierten Sprung landete
sie auf 7,09 Meter, das war die Führung. Im letzten Versuch konnte sie sich
dann noch um drei Zentimeter steigern.
Nun ist Malaika Mihambo zweifache Weltmeisterin, ohne dass ihr das sehr
viel bedeutet. „Es ist schön, wenn neben dem offensichtlichen auch noch
geschichtlicher Ruhm dahintersteckt. Aber das ist für mich kein Ansporn“,
sagte Mihambo nach dem Wettkampf. „Ich habe nicht den Ansporn, die beste
Weitspringerin der Welt zu werden. Ich versuche einfach, meinen Weg zu
gehen, und freue mich über jeden Erfolg, den ich auf dem Weg dahin
mitnehmen kann.“
26 Jul 2022
## AUTOREN
Martin Krauss
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