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# taz.de -- Alina Schwermer Away: Kann man überhaupt nach Baku fliegen?
Wenn dieser Text erscheint, bin ich vielleicht in Baku. Vielleicht auch
nicht. Denn das Dickicht aus Einreiseregeln bei dieser Männer-EM hat einen
Logikfehler, aber dazu später mehr. Eigentlich wäre ja alles ganz anders
gewesen. Ich wollte fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln
dieses EM-Turnier bereisen. Von Baku bis London in vier Wochen. Das ist so
irre, wie es klingt. Ich hätte Tage und Nächte in türkischen Überlandbussen
verbracht, alle möglichen Menschen getroffen, den ganzen Wahnsinn dieses
Turniers – wollte man es wirklich ökologischer bereisen – auf einem
Mammuttrip durch Europa erlebt. PCR-Tests, Corona und Grenzschließungen
haben der Idee leider ein Ende bereitet. Aber ein Stück Romantik ist
geblieben.
Von Baku aus mache ich fliegend meinen Weg nach Westen, auf der Suche nach
Geschichten abseits des Hochglanzes dieser Uefa-Show. Denn nicht nur
wörtlich schwebt man hier weit über der Realität. In Aserbaidschan sind die
Grenzen derzeit für Normalsterbliche geschlossen. Auf der Website, die die
Uefa zur Visumsbeschaffung angibt, gibt es nur einen Button, den ich als
Besuchsgrund auswählen kann: die EM.
Diese EM schert sich so wenig um Grenzregime wie ein Alien-Schiff. Eine
Utopie und Dystopie jenseits des Nationalstaats. In Aserbaidschan müssen
Einreisende 14 Tage in Quarantäne bleiben. Dass das keine Journalistin tun
können wird, werden sie schon wissen. Die Kollegen, die diesen Sommer zu
Olympia reisen, schauen neidvoll auf dieses Laisser-faire. Das IOC hat ein
zig Seiten langes Playbook bereitgestellt, das Taxi- und Bahnfahrten
untersagt, zur Fiebermessung verpflichtet und generell so ziemlich jede
Bewegungsfreiheit nimmt. Tatsächlich gibt es von der Uefa auch so ein
Handbuch. Da steht sinngemäß: Man dürfe die Quarantäne nicht verlassen,
außer, um wirklich wichtige Arbeit an den Stadien auszuführen. Mit privatem
Transport und nicht länger, als unbedingt nötig. Klingt auch streng. Was
wirklich wichtig ist, und wie lang das Nötige dauert, bleibt wohl der
Interpretation überlassen. Werden da jetzt Uefa-Männchen mit Leibchen in
der Innenstadt patroullieren? Ich weiß es nicht.
Dann ist da noch das Reisen. Wohl denen, die selig mit dem Heimatteam
zuckeln. Baku nämlich verlangt einen PCR-Test, der nicht älter als 48
Stunden ist. Es dauert aber am Flughafen Köln/Bonn einen Tag, bis das
Testergebnis da ist, das zwischen 18 und 22 Uhr eintrudeln soll. Das führt
bei einem Flug um 19.20 Uhr zu einer rechnerischen Unmöglichkeit: Zwei Tage
vorab ausgeführt, ist der Test bei meinem Abflug schon nicht mehr gültig.
Einen Tag vorab ist das Ergebnis vielleicht nicht rechtzeitig fertig. Kann
man überhaupt nach Baku fliegen? Weil weder Testzentrum noch Flughafen noch
Airline so genau wissen, was gilt, entscheide ich mich für Pragmatismus:
Ich mache beide Tests, den frühen und den späten. Einer wird mich schon
nach Baku bringen. Vielleicht.
11 Jun 2021
## AUTOREN
Alina Schwermer
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