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# taz.de -- Krank isst gesund
> Bei der Umsetzung der Billigfleischbremse und der Zertifizierung ihrer
> Ernährungsgewohnheiten macht die Klinikholding Geno laut Senat
> Fortschritte – auch wenn der Bio-Anteil erstmal niedrig bleibt
Bild: Künftig 20 Prozent bio: Klinik-Essen bei der Geno
VonBenno Schirrmeister
Es will ja so viel bedacht sein, zum Beispiel die Verpackungseinheit für
Trinkmilch: kann ein Problem werden bei einer Neuorganisation der
Krankenhausverpflegung. War auch eins: Die geforderte Umstellung auf 100
Prozent Bio-Trinkmilch in Bremens kommunalen Krankenhäusern war laut
Gesundheit Nord (Geno) „nicht ganz einfach“ und hat entsprechend länger
gedauert, als erwartet, „weil die für den Handel vorhandenen
Verpackungseinheiten nicht für den Einsatz im Klinikverbund geeignet
waren“.
Die Geno ist dann aber eine Partnerschaft mit der Lilienthaler Hofmolkerei
Dehlwes eingegangen. „Gemeinsam wurde die passende Verpackungseinheit für
die Trinkmilch ins Leben gerufen“, heißt es im Senatsbericht zum Stand der
Umsetzung des Aktionsplans 2025, der heute in der Gesundheitsdeputation
vorgestellt wird. Ende Juni sei die klinikgerecht verpackte Biomilch dann
flächendeckend eingeführt worden, heißt es im Rapport.
Und seit November gibt’s für Kranke demnach sogar Kakao mit Bio-Siegel.
Zudem werden bereits fünf Prozent der tierischen und pflanzlichen
Lebensmittel aus Bio-Anbau eingekauft. Die Geno hat sich diese Bemühungen
durch die Gesellschaft für Ressourcenschutz bescheinigen lassen. Man sei
„stolz“, so schnell dieses Ziel erreicht zu haben, sagt
Geno-Geschäftsführerin Jutta Dernedde. Für die Mitarbeiter*innen sei das
„ein enormer Aufwand – neben dem weiterlaufenden Alltagsgeschäft“ gewese…
„Aber das hat sich gelohnt“, findet Dernedde.
Sehr zufrieden mit der Entwicklung ist der Grünen-Abgeordnete Jan Saffe:
„Die Geno stellt sich dem wirklich“, sagt er, „die haben sich nach ihren
anfänglichen Vorbehalten fast schon an die Spitze der Bewegung gesetzt.“
Auf diese Weise, durch eine Ernährungswende, könne man „von Bremen aus
Agrarwende machen“. Dass dadurch die Kosten pro Patient pro Tag um 30 Cent
steigen, hält Saffe für unproblematisch: „Gute Lebensmittel müssen etwas
kosten“, sagt er. Die Kranken zahlen zudem weiterhin pauschal zehn Euro pro
Tag. Nur die Qualität ist eine andere. Den Aufschlag müsse kein Patient
bezahlen, versichert Saffe.
Der Grüne war Initiator des Projekts, die öffentliche Verpflegung von
gequältem Fleisch und Importgemüse bis 2025 auf 100 Prozent bio, regional
und frisch umzustellen. Über die Idee dieser Billigfleischbremse war
bundesweit berichtet worden – mit für Bremer Themen längst ungewohntem
Wohlwollen.
In Bürgerschaft und Verwaltung hatte es allerdings Widerstand gegeben. Erst
ein außerparlamentarischer Bürgerantrag hatte schließlich die Debatte
erzwungen. Und noch bis Anfang des Jahres hatten zumal die Kliniken ernste
Bedenken angemeldet. Am Ende wurde ihre ohnehin niedrigere Zielvorgabe von
75 auf nur 20 Prozent Bio-Anteil bis 2025 reduziert.
Klingt schlapp. Das bleibe aber ein großer Erfolg, sagt Peter Bargfrede,
seinerzeit Vertrauensmann für den Bürgerantrag. „Entscheidend war,
politisch klare Vorgaben zu machen, denn ohne die bewegt sich
erfahrungsgemäß wenig.“ Er gehe davon aus, dass mit dem Einstieg in die
Umstellung auch die Einsicht in den Krankenhäusern wächst, „dass man sich
mit besserer Ernährung auch profilieren kann“.
Zugleich mit der Umstellung auf Produkte einer ökologisch verträglicheren
Landwirtschaft hat die Geno auch begonnen, die eigene Versorgung an die
Richtlinien der Gesellschaft für Ernährung (DGE) anzupassen: Erst 32
Krankenhäuser in ganz Deutschland, das sind nicht einmal zwei Prozent,
erfüllen deren klinik-spezifische Standards, die 2011 aufgestellt wurden.
4 Dec 2018
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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