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# taz.de -- Jacobs Uni braucht ärztliche Hilfe
> Auf Kosten von Bremen wollen die kommunale Klinikholding und die Jacobs
> Uni auf deren Campus einen Medizinstudiengang einrichten
Bild: Günstig Medizin studieren in der Teddyklinik
VonBenno Schirrmeister
Die kommunale Klinikholding (Geno) und die Jacobs University (JUB) haben
mit ihrem gemeinsamen Plan, einen Medizinstudiengang an der privaten, aber
von staatlichen Beihilfen abhängigen JUB einzurichten, für Irritationen
gesorgt. „Unser Anliegen ist es, hier Fachkräfte auszubilden“, erläutert
Geno-Sprecherin Karen Matiszick auf Nachfrage. Man habe darüber auch mit
öffentlichen Universitäten gesprochen, sei aber mit der JUB „am schnellsten
zu konkreten Ergebnissen“ gekommen“.
Diese liegen nun zur Prüfung bei der Gesundheits- und
Wissenschaftssenatorin. „Das sind Pläne, wie es gehen könnte“, so
Matiszick. „Ein Konzept für die Finanzierung ist darin nicht enthalten.“
Das ist bemerkenswert, zumal sowohl Geno [1][als auch JUB] notorisch klamm
sind: Einerseits waren die extrem hohen Kosten eines Medizinstudienganges
seit der Gründung der Bremer Uni das Argument gegen dessen Einrichtung.
Andererseits war Bremens Hochschulpolitik in den letzten Jahrzehnten durch
Kürzungen geprägt, wie die Schließung des Sonderpädagogik-Studiengangs:
Allein in Bremen fehlen derzeit fast 100, deutlich mehr als Ärzte, aber
„das eine wollen wir nicht gegen das andere gegenrechnen“, betont Christina
Selzer, die Sprecherin von Gesundheits- und Wissenschaftssenatorin Eva
Quante-Brandt (SPD).
Die Jacobs-Uni will das eigene Konzept nicht kommentieren, wie Sprecher
Heiko Lammers mitteilt. Nicht einmal den Wirtschaftssenator, der für Bremen
den Sanierungskurs der gemeinnützigen GmbH kontrollieren soll, hat die Uni
von ihren Investitionsplänen in Kenntnis gesetzt. „Entsprechend können wir
sie auch noch nicht bewerten“, sagt ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage.
Klaus-Rainer Rupp, Wirtschaftspolitiker der Linksfraktion, sieht bei der
JUB „überhaupt keine Kapazitäten, einen solchen Studiengang aus dem Boden
zu stampfen“.
Im Gesundheits- und Wissenschaftsressort ist das Papier bekannt. Und
tatsächlich lässt sich nicht davon sprechen, dass es ein
Finanzierungskonzept im engeren Sinne enthält. Was es hingegen gibt, sind
Kostenschätzungen, die eine Investitionssumme von ungefähr zehn Millionen
Euro plus 18 Millionen Euro jährliche Betriebskosten für die Einrichtung
eines komplett neuen Medizinstudiengangs veranschlagen.
Zum Vergleich: In Augsburg, wo der Freistaat Bayern eine Ärztefakultät
aufbaut, wird mit einer halben Milliarde Euro gerechnet, bei Betriebskosten
von 100 Millionen per anno, und das sind in einem umfassenden
Gutachterprozess erhobene Werte. Woher die JUB ihre bestechend günstigen
Zahlen nimmt, ist ungewiss.
Erfreulich klar macht sie dagegen, woher das Geld kommen soll: „Es wird von
der Finanzierung durch das Land Bremen ausgegangen“, verrät die
Wissenschaftsbehörde. Gebühren soll das Medizinstudium auf dem JUB-Campus
dabei keine kosten. „Seltsam“ nennt das die hochschulpolitische Sprecherin
der Grünen-Fraktion Henrike Müller.
Möglich, dass diese Gebührenfreiheit ein Versuch der JUB ist, die
gesetzlichen Bedingungen für Subventionen auszutricksen: Privat-Unternehmen
dürfen nicht vom Staat finanziert, sondern nur durch [2][Beihilfengerettet
werden.] Hier bewegt sich das Verhältnis Bremen-JUB seit jeher in einem
dunklen Graubereich, und möglicherweisekönnte ein öffentlicher Studiengang
an der privaten Uni dem eine neue Schattierung hinzufügen. Dort einfach so
einen staatlich finanzierten Studiengang aufzubauen [3][erlauben die
EU-Leitlinien hingegen nicht.]
22 Nov 2018
## LINKS
[1] https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet
[2] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A52004XC1001(01)
[3] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=LEGISSUM%3Al26117
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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