# taz.de -- Warten auf Wohngeld | |
> Die lange Bearbeitungszeit der Bremer Wohngeldstelle treibe Menschen in | |
> die Verschuldung, sagt der Erwerbslosenverband. Ein Bundesgesetz sei | |
> schuld an der Antragswelle, verteidigt sich der Senat | |
Von Alina Götz | |
Die lange Bearbeitungsdauer der Wohngeldstelle treibe Menschen in die | |
Verschuldung, beklagt der Bremer Erwerbslosenverband (BEV). Zwei Familien | |
hatten sich gemeldet, die seit Dezember 2017 auf die Bearbeitung ihres | |
Antrags warten, sagt Herbert Thomsen vom BEV: „Offensichtlich ist die | |
Personalausstattung der Wohngeldstelle viel zu knapp bemessen.“ | |
Beim Senator für Bau ist das Problem der langen Wartezeiten bekannt. „Uns | |
geht es genauso wie allen anderen Städten“, sagt Sprecher Jens Tittmann. | |
Grund dafür sei eine Gesetzesnovelle des Bundes von 2016. „Diese macht es | |
mehr Menschen möglich, Wohngeld zu beziehen. Aber niemand wusste, wie viele | |
es wirklich werden würden“, erklärt Tittmann. Die Wohngeldstelle sei | |
lawinenartig überrannt worden, man habe versucht, dem Antragsberg durch | |
neue Stellen und Aushilfskräfte aus Verwaltung und Finanzressort gerecht zu | |
werden. „Bremerhaven schließt jetzt sogar für 14 Tage ihre Stelle, um den | |
Stau wegzuarbeiten.“ | |
Mitglieder beider Familien, die sich beim BEV gemeldet haben, hätten nach | |
längerer Erwerbslosigkeit wieder einen Job gefunden. Bei mehreren Kindern | |
reiche das Einkommen jedoch nicht für den Lebensunterhalt aus, berichtet | |
der Verband. Die Kombination aus Lohn, Kindergeld und Wohngeld bedeute | |
einen höheren Lebensstandard als die Aufstockung durch Hartz IV. | |
Solange sie auf das Wohngeld warten, liege das Einkommen beider Familien | |
jedoch unter dem Hartz-IV-Satz. Damit leben die Familien in unverschuldeter | |
Armut. Thomsen fordert nun „diese Mängel, die ausschließlich zu Lasten von | |
Geringverdiener*innen gehen“, schnellstmöglich zu beseitigen. | |
Bis Ende des Jahres wolle Bremen den „Überhang bestmöglich abgearbeitet“ | |
haben, so Tittmann. Die aufgestockten Stellen werden bleiben, die Aushilfen | |
dagegen nicht. In unkomplizierten Fällen solle die Wartezeit dann künftig | |
einen Monat betragen. Die beiden Familien und akut Betroffene können sich | |
also auf drei weitere Monate unterhalb des Existenzminimums einstellen. | |
17 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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