# taz.de -- Vorratsdatenspeicherung: Big Brother speichert ab 2008 | |
> Die Mehrheit im Bundestag stimmt für die Speicherung von | |
> Verbindungsdaten. Die Opposition glaubt, dass das Gesetz fallen wird. | |
Bild: Verbindungsdaten von Telefon und Computer waren die längste Zeit privat. | |
BERLIN taz Sämtliche Verbindungsdaten aus der Telefon- und Internetnutzung | |
in Deutschland werden ab dem kommenden Jahr ein halbes Jahr lang | |
gespeichert. Die schwarz-rote Bundestagsmehrheit hat am Freitag das von | |
Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) vorgelegte Gesetzespaket | |
beschlossen. Bei der namentlichen Abstimmung votierten mit Ja 366 von 524 | |
Abgeordneten, mit Nein 156. Es gab 2 Enthaltungen. FDP, Linke und Grüne | |
lehnten das Gesetz ab. | |
In der vorhergehenden Debatte verteidigte Justizministerin Brigitte Zypries | |
(SPD) den Entwurf. Er reagiert auf eine entsprechende Richtlinie aus | |
Brüssel, die alle EU-Staaten in nationales Recht verwandeln müssen. | |
Umgesetzt werde die EU-Richtlinie nur in "minimaler Weise". Man befinde | |
sich an der "unteren Grenze" des in der Richtlinie vorgesehenen Zeitraumes, | |
der eine Speicherung bis zu zwei Jahren vorsehe. "Das ist nicht der Weg in | |
den Überwachungsstaat, sondern ein notwendiger Schritt zur | |
Kriminalitätsüberwachung", sagte Zypries. | |
Alle Ausflüchte der Justizministerin seien "in der Sache unrichtig", sagte | |
der Grünen-Abgeordnete Jerzy Montag. "Heute ist ein schwarzer Tag für die | |
Bürgerrechte." Auch der FDP-Abgeordnete Jörg van Essen widersprach Zypries. | |
Das Gesetz enthalte Regelungen, die nicht nachvollziehbar seien. Er schloss | |
sich der Kritik von Datenschützern an, mit der anlass- und verdachtslosen | |
Speicherung der Daten würden die Bürger unter Generalverdacht gestellt. Im | |
Hinblick auf angekündigte Verfassungsklagen sagte van Essen, es sei sicher, | |
dass das Bundesverfassungsgericht das Vorhaben kippen werde. | |
Den Kritikern hielt der CDU-Abgeordnete Siegfried Kauder entgegen, "wer das | |
Schreckgespenst eines Orwellschen Überwachungsstaates an die Wand malt, der | |
zündelt". Es ginge nicht um den großen Lauschangriff, "den haben wir | |
schon". Statt des gläsernen Menschen wolle man den gläsernen Verbrecher. | |
"Sind wir nicht auch aufgerufen, die innere Sicherheit zu gewährleisten", | |
fragte er die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger | |
(FDP). Die hatte gesagt, schon die Erhebung und Speicherung der bloßen | |
Kontaktdaten sei grundrechtsrelevant. | |
9 Nov 2007 | |
## AUTOREN | |
Jan Piegsa | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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