# taz.de -- Keine Mehrheit für DDT-Verbot: Alternativen werden gesucht | |
> DDT wird für Brustkrebs und Fehlgeburten verantwortlich gemacht. Doch die | |
> Schweiz setzt sich mit einem Antrag für ein striktes Verbot des Mittels | |
> gegen Malariamücken nicht durch. | |
Bild: Umstrittener Einsatz von DDT: Malariabekämpfung in Mumbai, Indien. | |
GENF epd | Das umstrittene Insektizid DDT darf trotz massiver Vorbehalte | |
weiterhin als Mittel gegen Malariamoskitos eingesetzt werden. Die Schweiz | |
konnte sich auf einer internationalen Konferenz zu gefährlichen Chemikalien | |
mit einem Vorstoß, das Gift bis 2020 zu verbieten, nicht durchsetzen. | |
Zum Abschluss des Gipfeltreffens am Freitagabend bekam das Ansinnen nicht | |
die erforderliche Mehrheit. Die 151 Vertragsstaaten der sogenannten | |
Stockholm-Konvention hatten eine Woche getagt. | |
Umwelt- und Hilfsorganisationen kritisierten die Entscheidung. "Das Ziel | |
der Stockholmer Konvention ist der Schutz der Menschen und der Umwelt", | |
sagte Michael Brander von der Schweizer Stiftung Biovision. "Mit dem | |
Festhalten an DDT wird das verhindert." | |
Nach dem 2004 in Kraft getretenen Übereinkommen ist der Einsatz von 21 sehr | |
langlebigen Schadstoffen - den Persistent Organic Pollutants, kurz POPs - | |
verboten oder eingeschränkt. Darunter: DDT. | |
Das Insektenvernichtungsmittel ist in den meisten Industrieländern seit den | |
70er Jahren verboten. In rund zehn Ländern, neben Indien vor allem in | |
Afrika, wird DDT aber noch zur Malariabekämpfung angewendet. Das Spray ist | |
billig. | |
Wissenschaftler machen DDT jedoch für Brustkrebs, Diabetes, sinkende | |
Samenqualität, Fehlgeburten und neurologischen Entwicklungsproblemen bei | |
Kindern verantwortlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor | |
allem vor Auswirkungen auf Schwangere und Kinder. DDT kann sich über die | |
Nahrungskette im Menschen anreichern. | |
## Eine Million Tote im Jahr | |
Erstmals traf sich in Genf ein Gremium aus Regierungsvertretern, Industrie | |
und Zivilgesellschaft, um über Alternativen zu DDT zu beraten. Diese | |
,Globale Allianz zur Entwicklung von Alternativen zu DDT' mahnte unter | |
anderem, es müssten neue Studien über die Wirksamkeit biologischer Mittel | |
gegen Mücken finanziert werden. | |
Zudem sei es nötig, bürokratische Hürden zur Einführung neuer Mittel | |
abzubauen. Anopheles-Mücken sind Überträger des Malaria-Erregers. Der WHO | |
zufolge sterben jährlich rund eine Million Menschen an Malaria. | |
Der Branchenverband Croplife erklärte, die chemische Industrie plane die | |
schnelle Einführung chemischer Alternativen zu DDT. Ein von BASF | |
entwickeltes Mittel, Chlorfenapyr, werde derzeit von der WHO geprüft und | |
könnte im Falle einer Genehmigung bereits Mitte 2012 eingesetzt werden. | |
1 May 2011 | |
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