Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de --
> Die Bürgermeisterin und zwei Gruppen aus der brandenburgischen Stadt
> erhalten einen Preis für ihr Engagement gegen Rechtsextremismus. Eine
> der Initiativen fordert weitere Anstrengungen.
Von Hanno Fleckenstein, Berlin
Für ihren Einsatz gegen Rechtsextremismus erhalten Sprembergs
Bürgermeisterin Christine Herntier sowie die Initiativen „Unteilbar
Spremberg“ und „AG Spurensuche“ einen Preis für Zivilcourage. Die mit 2.…
Euro dotierte Auszeichnung verleiht der Förderkreis Denkmal für die
ermordeten Juden Europas am Montagabend im Hotel Adlon in Berlin-Mitte.
„Das unermüdliche [1][Engagement der Preisträgerinnen] für ein
demokratisches, friedliches und solidarisches Zusammenleben in der Stadt
Spremberg sowie ihr kontinuierlicher und entschlossener Einsatz gegen die
vielen rechtsradikalen und antisemitischen Attacken ist der Würdigung durch
den Preis für Zivilcourage unbedingt wert“, sagt Lea Rosh, Vorsitzende des
Förderkreises. Herntier und die beiden Initiativen stärkten „seit Jahren
den bürgerschaftlichen Zusammenhalt in der Spremberger Stadtgesellschaft“,
heißt es weiter.
Christine Herntier, seit 2014 parteilose Bürgermeisterin der
22.000-Einwohner-Stadt im Süden Brandenburgs, hatte im Sommer im Amtsblatt
der Gemeinde [2][ein massives Problem mit Rechtsextremismus in der Stadt]
beklagt. Darin schrieb sie von einer „Flut von Schmierereien,
verfassungsfeindlichen Symbolen und Verherrlichung von Adolf Hitler“ im
Stadtbild und berichtete, dass Lehrer und Schüler ihr „voller Wut und
Angst“ Dinge erzählten, die sie nicht für möglich gehalten hätte.
„Wirklich, es ist zu einer Bedrohung geworden. Wir reden nicht darüber! Das
ist doch schlimm!“
Herntier erhielt bundesweite Aufmerksamkeit für ihren Weckruf – und wurde
massiv angefeindet: Sie sei eine „Nestbeschmutzerin“ und gefährde den
Strukturwandel in der Stadt, hieß es etwa in rechtsoffenen Telegram-Kanälen
sowie von der AfD. In der Stadtverordnetenversammlung drohte die AfD zudem
mit einem Abwahlantrag. Dabei hatte die Bürgermeisterin die Partei in ihrem
Schreiben gar nicht erwähnt, ihre Vertreter*innen fühlten sich aber
offenbar trotzdem angesprochen.
Zugleich gab es viel Zuspruch. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar
Woidke (SPD) [3][stellte sich hinter Herntier]. Innenminister René Wilke
(ebenfalls SPD) besuchte Spremberg gemeinsam mit Mitarbeiter*innen des
Landesamts für Verfassungsschutz. Auch der Oberbürgermeister von Bautzen
Karsten Vogt (CDU) zollte Herntiers „mutigem Schritt“ Respekt.
Für das Bündnis [4][Unteilbar Spremberg], das am Montag gemeinsam mit
Herntier und der Stolperstein-Initiative „[5][AG Spurensuche]“
ausgezeichnet wird, war der Weckruf der Bürgermeisterin „ein Schritt in die
richtige Richtung“: „Der hohe Wert war, das Problem öffentlich zu
benennen“, sagt Sprecherin Bianca Broda am Montag der taz. „Es gibt eine
klare, eindeutige Position in der Stadt, die die Bürgermeisterin vertritt.
Jetzt gilt es, ins Gespräch zu kommen.“
Spürbar geändert habe sich vor allem eines, berichtet Broda: Es seien
weniger rechte Sticker und Schmierereien in der Stadt zu sehen: „Vor allem
junge Menschen schließen sich zusammen und entfernen die Aufkleber.“ Zudem
gebe es eine höhere Sensibilität in der Schule für Rechtsextremismus. „Es
ist kein Tabuthema mehr. Es gibt noch nicht für alles eine Lösung, aber es
wird darüber gesprochen und das ist wichtig“, so Broda.
Gleichwohl, betont Bianca Broda, sei das Problem mit Rechtsextremismus und
insbesondere [6][jugendlichen Neonazis] natürlich nicht verschwunden. „Wir
wünschen uns von der Stadt eine Verstetigung des Engagements gegen rechts.
Es braucht einen Zeitplan und Monitoring.“ Die Jugendlichen müssten im
Fokus bleiben.
Über den Preis für Zivilcourage freue man sich bei der Initiative. „Klar,
das ist eine Anerkennung für unsere Arbeit und macht uns stolz. Aber wir
sind nicht die einzigen Aktiven in der Stadt“, sagt Broda.
„Rechtsextremismus in Spremberg ist kein neues Problem. Es gibt Personen
und Gruppen, die seit 30 Jahren oder länger dagegen den Mund aufmachen. Die
Auszeichnung gilt auch ihnen.“
Den Preis für das Bündnis Unteilbar und die AG Spurensuche werden am Montag
die Spremberger Pfarrerinnen Elisabeth Schulze und Jette Förster
entgegennehmen. Beide Initiativen sind bei der evangelischen Kirche
angesiedelt.
25 Nov 2025
## LINKS
[1] /!6104862&SuchRahmen=Print
[2] /!6100418&SuchRahmen=Print
[3] /!6104622&SuchRahmen=Print
[4] https://www.instagram.com/unteilbar_spremberg/
[5] https://www.spremberg-evangelisch.de/angebote/ag-spurensuche/
[6] /!6076353&SuchRahmen=Print
## AUTOREN
Hanno Fleckenstein
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.