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# taz.de -- Borussia Dortmund und Nico Schlotterbeck: Zu gut für zweite Plätze
> Borussia Dortmund plagt nach dem Sieg in Leverkusen nur eine Frage. Kann
> der auf Bodenständigkeit und Kontrolle bedachte Klub den Verteidiger
> halten?
Bild: Stabilisator in der Abwehr: Schlotterbeck (gelb) wirft sich ins Getümmel
Nico Schlotterbeck konnte froh sein, dass es andere Aufreger gab als seine
Leistung und seine Zukunft, nachdem am Samstagabend die Spieltagsarbeit
erfolgreich abgeschlossen war. Mit 2:1 hatte der BVB in Leverkusen gewonnen
und der Nationalspieler hatte viele gute Momente, agierte jedoch beim
Gegentreffer nicht entschlossen genug.
Das löste jedoch keine große Debatte aus, weil der BVB trotzdem drei Punkte
gewonnen hat. Diskutiert wurde über den offenkundigen Unmut des
formschwachen Serhou Guirassy, der nach seiner Auswechslung sehr schlechte
Laune verbreitete. Und über die starken Torschützen Aaron Anselmino sowie
Karim Adeyemi.
Aber Schlotterbeck ist im Moment immer ein Thema, wenn Dortmund spielt,
weil jede seiner Regungen in den Kontext seiner Zukunftsplanungen
eingewoben wird. Wird er seinen 2027 endenden Vertrag verlängern? Oder
werden die Dortmunder ihn im Sommer verkaufen?
Die Verantwortlichen des BVB würden den Nationalspieler gerne zum Gesicht
des Teams der Zukunft machen. Kapitän ist er schon jetzt oft, auch zum
Topverdiener könnte er wahrscheinlich aufsteigen. „Wir würden seine
Entwicklung gerne weiter vorantreiben“, sagte der Sportdirektor Sebastian
Kehl in Leverkusen. Hier liegt vielleicht eine kleine Chance für einen
Verbleib des gebürtigen Waiblingers beim BVB. Denn um in die Phalanx der
besten Verteidiger der Welt vorzustoßen, fehlt ihm noch ein letztes Stück
Konstanz.
## Kleine Unaufmerksamkeiten
Man konnte das ganz gut in Leverkusen beobachten, wo er viel zur Stabilität
beitrug über die Strecke des Spiels in Leverkusen, in dessen Verlauf die
zuletzt so starke Werkself kaum Tormöglichkeiten hatte. Doch in der 81.
Minute, als Christian Kofane das Anschlusstor für Bayer 04 schoss und das
Spiel noch einmal öffnete, war Schlotterbeck unaufmerksam gewesen. Auch in
der Woche zuvor, als der Stuttgarter Deniz Undav in der Nachspielzeit zum
3:3 in Dortmund traf, war Schlotterbeck für den Angreifer zuständig, dessen
Tor später als „Weltklasse“ kategorisiert wurde. Aber ein
Weltklasseverteidiger hätte es auch verhindern können. Ist dieser Mann also
schon gut genug für München, Liverpool, Madrid oder den FC Arsenal?
Schlotterbeck wird am heutigen Montag 26 Jahre alt, als Innenverteidiger
hat er da schon noch sieben, vielleicht sogar acht Jahre auf dem
allerhöchsten Niveau vor sich. Vielleicht wären ein, zwei weitere Jahre
beim BVB gar nicht so schlecht für die Entwicklung, bis dann der Sprung auf
das allerhöchste Niveau der englischen Premier League angemessen ist. Nach
der 1:2-Niederlage Anfang November in München sagte der Verteidiger, er
habe „kein Problem, den Weg weiterzugehen“ und eigentlich „Bock auf den
Verein“.
Ungeklärt ist allerdings die Frage, wie gut dem Verteidiger die Arbeit
[1][des BVB unter Niko Kovac] gefällt. „Am Ende will er erfolgreich sein,
er will um Titel spielen. Das wollen wir alle“, hat Sportdirektor Kehl in
der vergangenen Woche über Schlotterbeck gesagt. Kovac hingegen hält wenig
von solchen Aussagen. „Ich will zum Mond fliegen“, erwiderte er am Freitag
auf die Frage nach möglichen Titelambitionen des BVB und erklärte: „Aber
ist das realistisch? Das ist mal eine andere Geschichte.“
## Etwas ambitionslos
Man kann diese Position als demütig und bodenständig bezeichnen, vielleicht
ist sie aber auch ein wenig ambitionslos im Kontext eines Klubs mit dem
zweitteuersten Kader der Liga, der seit 2021 auf einen Titel wartet.
Besonders bei Schlotterbeck dürfte die Ungeduld groß sein, nachdem er
[2][2022 ein DFB-Pokalfinale mit Freiburg verlor], 2023 am letzten Spieltag
mit dem traumatischen 2:2 den Meistertitel verspielte [3][und 2024 im
Endspiel der Champions League gegen Real Madrid] unterlegen war. Der
Nationalspieler ist zu gut für zweite Plätze.
Gegenstand verschiedener Debatten ist zudem die Frage, wie Schlotterbeck
die eher auf Stabilität und Dominanz angelegte Spielweise des BVB findet.
In Leverkusen ist vor den Toren wenig passiert, Kovac hat das gefallen:
„Man muss das erst mal in Leverkusen so kontrollieren“, sagte der Trainer,
„das gefällt mir, das ist der Fußball, den wir sehen wollen, so stelle ich
mir das vor bei einem Topgegner.“
Besonders attraktiv ist der Dortmunder Fußball aber nicht. Während der
fünfminütigen Nachspielzeit hatte der BVB keinen Ballbesitz mehr. Keine
zwei Pässe nacheinander gelangen. Zur Schlussphase der Partie in Hamburg im
Auswärtsspiel zuvor sagte Schlotterbeck: „Wir müssen ein wenig mehr Fußball
spielen. Das haben wir am Ende gar nicht mehr hinbekommen.“ Dieser Satz
hätte auch am Samstag gepasst, von dem Kovac begeistert war. An diesem Tag
schwieg Schlotterbeck aber lieber.
30 Nov 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Borussia Dortmund
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Sportgeschichte
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