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# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn Reisen leider Bildung verschafft
Bahnansagen sind ja etwas kryptisch. Der TGV von Paris nach München, heißt
es in der App, werde sich um 15 Minuten verspäten wegen „behördlicher
Maßnahmen“. Der Schnellzug stoppt gleich hinterm Rhein am Grenzbahnhof
Kehl. Nur Uniformierte steigen zu. Sie laufen bis zum Vierersitz, auf dem
ich mit meinen Söhnen sitze. Und mit dem einzigen Mitpassagier, der minimal
anders aussieht als alle anderen. Er wolle nach München, hatte er mir auf
Französisch erzählt. Ein Beamter geht zielstrebig auf ihn zu. Der zückt
seinen Pass, der ihn als Tunesier ausweist. Der Grenzer checkt alle
Stempel. Dann lässt er sich auch von meinem Sohn noch den Ausweis zeigen,
was den Kleinen freut.
„Er hat im ganzen Waggon nur uns kontrolliert“, sagt der Tunesier. „Klar�…
sage ich, „wegen Ihnen.“ Wir lächeln uns wissend zu. „Was hast du gesagt…
fragt der Kleine und ich habe die leider gute Gelegenheit, ihm die Rückkehr
von Passkontrollen in der EU samt Racial Profiling zu erklären. Reisen
bildet.
Dann wünscht die Zugchefin gute Fahrt. Sie heißt tatsächlich Vanessa
Paradis, so hat sie sich vorgestellt. Ich summe „Joe le Taxi“ und träume
von Liberté toujours. Gereon Asmuth
6 Sep 2025
## AUTOREN
Gereon Asmuth
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