Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Dänemark wird wohl zahlen
> Ministerpräsidentin entschuldigt sich bei Grönländer*innen für
> frühere staatliche Zwangsverhütungsmaßnahmen
Von Barbara Oertel
Dänemarks sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat
sich für Zwangsverhütungsmaßnahmen bei Tausenden Grönländer*innen
entschuldigt. „Wir können nicht ändern, was geschehen ist. Aber wir können
Verantwortung übernehmen. Im Namen Dänemarks möchte ich sagen: Es tut mir
leid“, sagte Frederiksen.
Besagte Menschenrechtsverletzungen fallen in den Zeitraum 1960 bis 1992.
4.500 oft minderjährigen Frauen auf Grönland – sie gehören der indigenen
Bevölkerungsgruppe der Inuit an – waren ohne deren Zustimmung Spiralen
eingesetzt worden, um Schwangerschaften zu unterbinden. Berichten zufolge
soll etwa die Hälfte der gebärfähigen weiblichen Bevölkerung Grönlands
dieser Zwangsmaßnahme unterzogen worden sein. Viele der Betroffenen konnten
niemals Kinder zur Welt bringen, sie trugen schwere psychische und
körperliche Beeinträchtigungen davon.
Grönland hat rund 57.000 Einwohner*innen. Die rohstoffreiche Insel in der
Arktis – bis 1953 eine Kolonie Dänemarks – hat heute den Status einer
autonomen Provinz des Königreiches Dänemark. 1992 ging die Verantwortung
für das Gesundheitswesen in Grönland an die dortige Regierung über. Aber
auch danach hatte es Berichte über Fälle erzwungener Verhütungsmaßnahmen
gegeben. Der grönländische Premier Jens-Frederik Nielsen tat ebenfalls
Abbitte. „Ich entschuldige mich bei denjenigen, die Eingriffen ausgesetzt
waren und mit den Folgen leben mussten, die Sie weder gewünscht noch
kontrolliert hatten“, sagte er.
Anfang 2024 hatten 143 Grönländer*innen, denen gegen ihren Willen Spiralen
eingesetzt worden waren, Dänemark wegen Menschenrechtsverletzungen
verklagt. Sie fordern Entschädigungen in Höhe von jeweils umgerechnet
40.000 Euro. Frederiksen stellte Zahlungen in Aussicht, entsprechende
Untersuchungsberichte sollen im September vorliegen.
Stefan Seidler, Bundestagsabgeordneter des Südschleswigschen
Wählerverbandes (SSW), sagte, dass er sich als Teil der dänischen
Minderheit mit Dänemark verbunden fühle. Ihn schmerze sehr, was in Grönland
geschehen sei. So ein Umgang mit Menschen dürfe sich nie wiederholen. Daher
sei die Entschuldigung von Frederiksen und Nielsen ein wichtiges Zeichen.
[1][meinung + diskussion]
29 Aug 2025
## LINKS
[1] /!6106671&SuchRahmen=Print
## AUTOREN
Barbara Oertel
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.