Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Die Luftbrücke ist reine Symbolpolitik“
> Julia Duchrow von Amnesty Deutschland kritisiert Friedrich
> Merz’Hilfslieferungen aus der Luft für Gaza. Sie fordert Sanktionen gegen
> Israel
Interview Marco Fründt
taz: Frau Duchrow, Deutschland hat zusammen mit Jordanien eine Luftbrücke
nach Gaza gestartet, um die katastrophale humanitäre Lage dort zu lindern.
Was halten Sie davon?
Julia Duchrow: Das ist reine Symbolpolitik. Es ist ein sehr teures
Unterfangen, das die Verteilung der Hilfsgüter nach den Prinzipien der
humanitären Hilfe nicht gewährleistet. Ein Flugzeug kann nur etwa so viel
transportieren wie ein Lastwagen. Die Bundesregierung muss unbedingt Druck
auf die israelische Regierung ausüben, Lkw-Ladungen hereinzulassen und die
Blockade in Gaza aufzuheben.
taz: Derzeit kommen immer mehr Berichte darüber auf, dass Gaza sich in der
letzten Phase der Hungersnot befinde. Können Sie das einschätzen?
Duchrow: In Gaza gibt es ein massives Hungerproblem. In den letzten Monaten
sind 101 Menschen an Unterernährung gestorben, darunter 80 Kinder. Im
Winter sind Neugeborene erfroren. Die medizinische Versorgung ist völlig
unzulänglich. Ab dem 7. Oktober 2023 wurde der Hunger in Gaza als
Kriegstaktik und Kollektivbestrafung eingesetzt, weil eine Blockade
verhängt wurde.
taz: Amnesty spricht von einem Völkermord in Gaza. Warum?
Duchrow: Im Dezember hat [1][Amnesty International einen 300-seitigen
Bericht] veröffentlicht, der nach Kriterien der UN-Genozidkonvention zeigt,
dass die massiven Angriffe auf die palästinensische Bevölkerung in Gaza
einer genozidalen Absicht folgen. Sie sollen diese Bevölkerungsgruppe
zerstören. Untersucht wurden zum Beispiel Äußerungen von
Regierungsmitgliedern, die zum Genozid aufrufen. Die Totalblockade und die
Angriffe auf Krankenhäuser, Friedhöfe, Schulen sind Belege für die Absicht
der Zerstörung.
taz: Was muss für einen Frieden passieren?
Duchrow: Alle Verstöße gegen das Völkerrecht müssen sofort gestoppt werden.
Weiter müssen die Blockade Gazas aufgehoben und die Angriffe des
israelischen Militärs beendet werden. Ein nachhaltiger Waffenstillstand ist
Voraussetzung für alles Weitere.
taz: Was fordern Sie von der Bundesregierung?
Duchrow: Die Bundesregierung muss den Druck auf die israelische Regierung
massiv erhöhen, damit es einen Waffenstillstand gibt. Und sie muss
aufhören, sich parteiisch an die Seite Israels zu stellen, auch in den
Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Und es braucht einen
sofortigen Stopp von Rüstungslieferungen und Militärhilfe für Israel.
taz: Deutschland hat ja die Waffenlieferungen offenbar stark reduziert. Hat
es damit nicht schon Konsequenzen gezogen?
Duchrow: Nein. Es ist intransparent, welche Rüstungsgüter noch geliefert
werden. Aber die Bundesregierung hat Israel auch immer wieder diplomatisch
unterstützt, anstatt sich an die Seite der anderen EU-Staaten zu stellen
und deutliche Worte zu finden.
taz: In der letzten Stufe der Hungersnot droht Hunderttausenden Menschen in
Gaza der Hungertod. Lässt sich diese Katastrophe noch verhindern?
Duchrow: Ja, indem die Blockade des Gazastreifens sofort aufgehoben wird
und so viele Lastwagen wie möglich hineinkommen. Die Hilfsorganisationen –
kein Militär oder Sicherheitsfirmen – müssen die Güter nach humanitären
Prinzipien, Neutralität und Unparteilichkeit verteilen können. So kann
weiteres Leid noch verhindert werden.
31 Jul 2025
## LINKS
[1] https://www.amnesty.de/sites/default/files/2024-12/Amnesty-Bericht-Gaza-Gen…
## AUTOREN
Marco Fründt
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.