| # taz.de -- Hunderttausende feiern Vielfalt auf Berliner CSD | |
| > In einer zunehmend queerfeindlichen Stimmung ist die Teilnahme am | |
| > Berliner Christopher Street Day besonders hoch. Von der Politik fordern | |
| > die Veranstalter mehr Solidarität | |
| Bild: Dieses Jahr nicht auf, aber vor dem Reichstag: eine riesige Regenbogenfla… | |
| Aus Berlin Nicolai Kary | |
| Der Christopher Street Day (CSD) in Berlin war „so groß wie lange nicht | |
| mehr“, hieß es am Samstag von den Veranstaltenden. Mehr als 80 Wagen, 100 | |
| Fußgruppen und mehrere Hunderttausend Menschen zogen laut Berliner CSD e. | |
| V. zum Brandenburger Tor. Vor dem Hintergrund [1][bundesweit ansteigender | |
| queerfeindlicher Gewalt] demonstrierten sie alle auf der diesjährigen | |
| Berlin-Pride unter dem Slogan „Nie wieder still!“. | |
| Eröffnet wurde der diesjährige, 47. CSD auch von den | |
| Bundestagsvizepräsident:innen Josephine Ortleb (SPD) und Omid | |
| Nouripour (Grüne). Weitere Redebeiträge kamen von der ehemaligen | |
| Abgeordnete der Linken Petra Pau und Berlins Senatorin für Vielfalt und | |
| Soziales, Cansel Kiziltepe (SPD). | |
| Dass zwei Bundestagsvizepräsident:innen den CSD eröffneten, | |
| begrüßte der CSD-Vorstand: „In solchen Zeiten braucht es klare | |
| Rückendeckung, insbesondere von unseren Verfassungsorganen“, so die | |
| Vorstandsmitglieder Thomas Hoffmann und Marcel Voges. Rückendeckung | |
| vermisste man beim diesjährigen CSD vor allem von der Spitze der | |
| Bundestagsverwaltung. Im Vorfeld musste das Regenbogennetzwerk der | |
| Bundestagsverwaltung seine Teilnahme als eigene Laufgruppe zurückziehen. | |
| Die Bundestagsverwaltung hatte [2][ihren queeren Mitarbeitenden die | |
| Teilnahme am CSD als sichtbare Gruppe verboten]. | |
| Ihr Direktor Paul Göttke begründete die Entscheidung auch mit der für die | |
| Bundestagsverwaltung „gebotenen Neutralitätspflicht“ – ähnlich | |
| argumentierte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) auch beim Verbot | |
| der Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude. Dieser „Solidaritätsentzug�… | |
| schaffe Unsicherheit, betonte CSD-Vorstandsmitglied Hoffman bei der | |
| Eröffnung. Es brauche eine „gemeinsame Kraftanstrengung aller | |
| demokratischer Parteien“, Schutzräume für die queere Community zu erhalten. | |
| „Wir sind nicht neutral, wenn Rechte und Konservative versuchen, den | |
| Diskurs zu verschieben“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Josephine Ortleb. | |
| Sie stehe an der Seite der queeren Community und forderte, man müsse | |
| „parteiisch sein für Betroffene queerfeindlicher Gewalt“. Ihr Amtskollege | |
| Nouripour erklärte, der Einsatz für Grundrechte sei „keine Frage von | |
| Neutralität, sondern ein Auftrag für alle Demokratinnen und Demokraten“. | |
| Die Regenbogenfahne sei ein wichtiges Symbol, denn queere Sichtbarkeit sei | |
| „zentral für alle, die sich nicht trauen“. | |
| Anfang Juli hatten gleich mehrere Ereignisse bundesweit für Empörung | |
| gesorgt. Mehrere Abgeordnete hatten von der Bundestagsverwaltung die | |
| Aufforderung erhalten, die an ihren Büros angebrachten Regenbogenfahnen zu | |
| entfernen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl sprach gegenüber dem | |
| Tagesspiegel auch von einer „Jagd auf Regenbogenfahnen“. Noch dazu hatte | |
| Bundestagspräsidentin Klöckner verboten, die Prideflagge zum Berliner CSD | |
| am Reichstag zu hissen. „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“, hatte | |
| Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Entscheidungen im Anschluss | |
| verteidigt – und wurde dafür scharf kritisiert. | |
| Anders als die Bundestagsverwaltung setzte der Bundesrat auf ein sichtbares | |
| Symbol der Solidarität. Vor dessen Gebäude wehte am Samstag die | |
| Prideflagge. „Diese Werte gehören ebenso wie Freiheit und Gleichheit zum | |
| Kern der Demokratie“, äußerte sich dazu die Bundesratspräsidentin Anke | |
| Rehlinger (SPD). Die Regenbogenflagge stehe für ein „Bekenntnis zu Werten, | |
| denen wir uns als Demokratinnen und Demokraten verpflichtet fühlen“, so | |
| Rehlinger weiter. | |
| Auf dem CSD richtete man sich in Reden auch mit Appellen an die Community. | |
| Die queere Bewegung sei „immer schon eine mutige Bewegung“, betonte | |
| Hoffmann. „Lasst uns gemeinsam diese Kämpfe ausfechten.“ – „Sichtbarke… | |
| ist kein Luxus, sondern Schutz“, betonte die ehemalige Abgeordnete der | |
| Linken Petra Pau. Wer queere Rechte infrage stelle, „stellt die offene | |
| Gesellschaft infrage“. – Queere Rechte seien „keine Selbstläufer“, bet… | |
| Berlins Senatorin für Soziales und Vielfalt, Cansel Kiziltepe. „Bleibt | |
| mutig, bleibt stark, fight for your rights.“ | |
| Zu sehen war die Flagge am Bundestag dann doch – allerdings nicht auf, | |
| sondern vorm Gebäude. Dort entrollten Aktivist:innen auf dem Platz der | |
| Republik bereits am Freitag eine 400 Quadratmeter große Regenbogenfahne. | |
| Ein Störversuch der [3][Neonazigruppen Deutsche Jugend Voran und Deutsche | |
| Patriotische Jugend] blieb am Samstag hingegen erfolglos. Gerechnet hatten | |
| die Demoanmelder mit 400 Teilnehmenden, gekommen waren etwa 30. Im | |
| Zusammenhang mit diesem Aufmarsch sei es zu mehr als sechs Festnahmen | |
| gekommen, unter anderem wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher | |
| Kennzeichen, sagte eine Polizeisprecherin der taz. | |
| 28 Jul 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nicolai Kary | |
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