# taz.de -- Wieder viel heiße Luft in Istanbul | |
> Weniger als eine Stunde lang sprachen Delegationen aus Russland und der | |
> Ukraine miteinander, zum dritten Mal. Vereinbart wurde nicht viel – aber | |
> immerhin ein weiterer Austausch von Kriegsgefangenen | |
Von Barbara Oertel | |
Eine Meldung mit hohen Nachrichtenwert ist es nicht: Der ukrainische | |
Präsident Wolodymyr Selenskyj sei weiter offen für Verhandlungen mit | |
Russland, zitiert der öffentlich-rechtliche ukrainische Rundfunk Suspilne | |
am Donnerstag den Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Giorgi | |
Tichij. „Wenn Putin morgen herauskommt und sagt:,Ich möchte Selenskyj | |
treffen', ist Präsident Selenskyj bereit, ihn morgen zu treffen.“ Die | |
Ukraine bestehe auf einem Treffen der Staatschefs, da wichtige | |
Entscheidungen in Russland eine einzige Person treffe. | |
Am Mittwochabend hatte eine dritte Verhandlungsrunde zwischen Vertretern | |
der Ukraine und Russlands im Istanbuler Çırağan-Palast stattgefunden. Die | |
Gespräche dauerten nicht einmal eine Stunde. | |
Laut Rustem Umerow, bis vor kurzem ukrainischer Verteidigungsminister und | |
jetzt Sekretär des Nationalen Verteidigungs- und Sicherheitsrats, halte | |
Kyjiw an seiner Forderung eines vollständigen und bedingungslosen | |
Waffenstillstandes fest und sei zu Friedensgesprächen bereit. Der | |
Waffenstillstand müsse ein vollständiges Ende der Angriffe auf zivile | |
Objekte und kritische Infrastruktur beinhalten. Zudem erwarte man | |
Fortschritte bei der Freilassung nicht nur von Kriegsgefangenen, sondern | |
auch von Zivilisten, darunter Kindern. | |
Demgegenüber wies Wladimir Medinski, von 2023 bis 2020 Kulturminister der | |
Russischen Föderation, erneut darauf hin, dass die Positionen in den von | |
den Parteien vorgelegten Friedensmemoranden „ziemlich weit auseinander“ | |
lägen. Man prüfe die Ausrufung eines Waffenstillstands von 24 bis 48 | |
Stunden an der Front, um Verwundete und Tote bergen zu können. | |
Zudem habe Russland die Liste mit 339 Namen ukrainischer Kinder | |
abgearbeitet, die von ukrainischem Territorium nach Russland gebracht | |
worden seien. Einige der Kinder seien zurückgekehrt. Ekaterina | |
Raschewskaja, Expertin am Kyjiwer Regionalen Zentrum für Menschenrechte, | |
sprach in Bezug auf die deportierten Kinder am Donnerstag von einer neuen | |
Propagandawelle Russlands, die nichts mit den Fakten zu tun hätte. Die | |
Ukraine geht von rund 20.000 verschleppten ukrainischen Kindern aus. | |
Zumindest Kriegsgefangene auf beiden Seite können Hoffnung schöpfen: Kyjiw | |
und Moskau einigten sich am Mittwoch darauf, jeweils 1.200 Personen zu | |
übergeben. | |
25 Jul 2025 | |
## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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