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# taz.de -- berliner szenen: Das Lächeln fliegt mit dem Rad
Ich bin so leicht, dass ich das Gefühl habe, über das Tempelhofer Feld auf
meinem Fahrrad fliegen zu können. Ich bin so glücklich, dass ich das
Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekomme.
Während ich über das Feld gleite, erinnere ich mich an einen Film, der mich
als Kind fasziniert hatte. In Deutschland hieß er „BMX-Bandits“, doch in
meinem Heimatland Argentinien lief er unter dem Titel „Los bicivoladores“ �…
Die fliegenden Radfahrer*innen.
Dabei handelte es sich um eine Teenager-Gang, die mit ihren BMX-Rädern
durch die Luft sprang und viele Abenteuer erlebte. Damals wünschte ich mir
sehr, eine von ihnen zu sein.
Vielleicht, weil ich so lange auf diesen Moment des Wiederfahrens gewartet
habe, fühlt er sich so an, als würde dieser Kindheitstraum in Erfüllung
gehen. Wegen des Kreuzbandrisses und der Knie-OP musste ich fast ein Jahr
aufs Radeln (und auf vieles andere) verzichten. Mein Fahrrad stand seitdem
im Keller, aber in Gedanken war ich oft mit ihm unterwegs. Ich vermisste
unsere Strecken, die vielen Kilometer, die wir zurückgelegt haben. Deshalb
bin ich an diesem Sommertag, an dem ich es endlich aus dem Keller hole,
gekleidet wie für eine große Tour, auch wenn ich mein Ziel in zehn Minuten
erreichen werde.
Ich putze den Rahmen, überprüfe Bremsen, Kette, Reifen und steige vor
meiner Haustür auf. Die Passant*innen blicken mir neugierig oder
belustigt hinterher. Bestimmt fragen sie sich, warum ich so überdreht
wirke.
Während ich das Feld „überfliege“, entdecke ich alles neu: die Stelle mit
dem Flugzeugwrack, die versteckten Rave-Wiesen, die Wetterstationen, die
Weiden mit den Schafen… Ich drehe Runde um Runde, genieße den Wind im
Gesicht und den Grillgeruch, bis es dunkel wird. Im Hinterhof stelle ich
das Fahrrad ab, diesmal nur bis zum nächsten Morgen.
Luciana Ferrando
24 Jul 2025
## AUTOREN
Luciana Ferrando
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