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# taz.de -- taz Panter Preisverleihung: Ein Ort des Austausches
> In Bochum erhält das KulturQuartier Schauspielhaus Erfurt den zweiten
> Panter Preis 2025. 70 Ehrenamtliche verwandeln das leerstehende ehemalige
> Theater der Stadt in einen kreativen Begegnungsraum.
Bild: Haben gut lachen: Tely Büchner und Thomas Schmidt vom KulturQuartier in …
[1][taz Panter Stiftung] | Raus aus der Berliner Blase sollte die
Verleihung des taz Panter Preises in diesem Jahr, erzählt [2][Gemma Terés
Arilla], Leiterin der taz Panter Stiftung, in ihrer Eröffnungsrede. Vom
„Wort zur Tat“, so auch das Motto der Stiftung, die die Preisverleihung
organisiert.
Nun steht die Bühne mit der bunten Panter-Skulptur aufgebaut in der
Sportsbar Three Sixty im „Bermudadreieck“, dem Kneipenviertel Bochums, in
dem an diesem Wochenende auch das Rockfestival Bochum Total stattfindet.
Statt um Bundesliga und Burger geht es heute im Three Sixty aber um
zivilgesellschaftliches Engagement, das die taz Panter Stiftung mit der
Verleihung des Preises unterstützen und ehren will.
Noch haben die Konzerte auf den Bühnen rund um die Sportsbar nicht
angefangen, trotzdem herrscht reges Treiben in der Fußgängerzone. Immer
wieder bilden sich Menschentrauben, die von der Straße das Programm auf der
Bühne verfolgen. Ein Mitarbeiter vom Fahrradladen auf der anderen
Straßenseite verfolgt das ganze Programm im Live-Stream. Er sei immerhin
langjähriger Genosse und freue sich, dass die taz direkt gegenüber seines
Arbeitsplatzes eine Veranstaltung mache. Übrigens in der gleichen Straße,
wo auch früher die NRW-Redaktion der taz angesiedelt war, wie er anmerkt.
## Preisverleihungen in Halle und Bochum
Auch [3][Moderator Gereon Asmuth], Leiter des Regie-Ressorts der taz, ist
als gebürtiger Bochumer begeistert, dass die feierliche Preisvergabe „in
der schönsten Stadt der Welt“ stattfindet. In diesem Jahr unter dem Motto:
[4][„Zusammen:Halt! – für ein friedliches und menschliches Miteinander“].
Vor einem Monat wurde der erste von zwei Panter Preisen [5][in Halle,
Sachsen-Anhalt, an das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts verliehen].
Dieses organisiert Demonstrationen und setzt mit Präventions- und
Erinnerungsarbeit ein Gegengewicht zum erstarkenden Rechtsextremismus in
der Pfalz.
Insgesamt sind aus 120 Bewerbungen acht Initiativen in beiden Städten
zusammen nominiert gewesen. Über 6.600 Stimmen wurden von taz-Leser*innen
und weiteren Interessierten dafür abgegeben, wer den mit zwei Mal 5.000
Euro dotierten Preis erhalten soll. Nur wer wird ihn hier im Westen der
Republik entgegennehmen?
Ebenso wie in Halle gibt es in auch in Bochum ein Rahmenprogramm, diesmal
passend zum drumherum stattfindenden Musikfestival: Im [6][Podcast
„Mauerecho – Ost trifft West“] spricht Host Dennis Chiponda mit den
Musikern Simon Klemp alias Schimmerling und Johannes Prautzsch der Band
Kind Kaputt über die Einheit von Ost und West in der deutschen
Musikbranche.
## Unermüdliches Engagement
Im [7][Kulturtalkformat „lost & found“] hat Moderator Moritz Martin
wiederum den Rapper Mike Rohleder (257ers) und Punklegende Wolfgang
Wendland (Die Kassierer) geladen, um über Musik, Politik und das Ruhrgebiet
zu sprechen. Beide sind politisch engagierte Menschen. Einfach politische
Botschaften in Songtexte zu packen, reiche nicht, meint Wendland. Es sei
vielmehr eine längerfristige Sache, für die Demokratie zu kämpfen. „Man
erreicht wenig mit billiger Symbolik.“
Besser als mit diesem Satz lässt sich auch das unermüdliche Engagement der
vier nominierten Initiativen kaum beschreiben; sie sind weit davon
entfernt, sich nur symbolisch für Demokratie und Zusammenhalt einzusetzen.
Journalist Jan Scheper, der einst der erste Online-Volontär der taz war,
sagt in seiner Laudatio bewundernd: „Ihr fordert Leitplanken für das
Miteinander ein. Rücksichtnahme, Akzeptanz, Verständnis, Achtung. Und ihr
fordert immer das notwendige Gespräch dazu ein.“ Jede Initiative auf ihre
eigene Art.
Da sind zum Beispiel die [8][Stammtischkämpfer*innen], ein bundesweites
Projekt des Bündnisses Aufstehen gegen Rassismus, das buchstäblich dazu
einlädt, dort ins Gespräch zu gehen, wo es anstrengend wirtd und darum oft
der Mut dazu fehlt. Sie organisieren Workshops und Seminare, wo Strategien
gelernt werden können, um rechtsextremen Parolen am Stamm- oder
Familientisch die Stirn zu bieten, um auf Pöbeleien zu reagieren, damit
diese nicht unwidersprochen im Raum stehen bleiben.
## Klimabildung und sensibilisierte Ärzt*innen
Glücklicherweise verläuft die Preisverleihung trotz exponierter Lage
pöbelfrei. Nur einmal schiebt ein älterer Mann sein Fahrrad an der
Veranstaltung vorbei und grummelt leise in seinen Bart: „Scheiß taz!“. Eine
der ausgelegten Wochenendausgaben der taz lässt er liegen.
Ebenso nominiert: Die [9][Public Climate School] des Vereins Klimabildung.
Das Projekt organisiert Bildungsformate, in denen Expert*innen an Schulen
und Universitäten sowie online über die Klimakrise aufklären. Bundesweit
koordinieren sie Aktionswochen und Veranstaltungen, die der Frage praktisch
auf den Grund gehen: Wie können wir klimagerecht handeln?
[10][Queermed], das von Samson Grzybek gegründet wurde, setzt sich deweil
für eine diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung ein, die für
marginalisierte Gruppen leider immer noch nicht selbstverständlich ist.
Einerseits indem ein deutschlandweites Verzeichnis von sensibilisierten
Ärzt*innen und Therapeut*innen zur Verfügung gestellt wird, andererseits
durch Aufklärungsmaterialien für medizinisches Personal.
## Erfurter KulturQuartier soll ab 2026 eröffnet werden
Vierter und letzter Nominierter ist das [11][KulturQuartier Schauspielhaus
in Erfurt]. Der Gruppe von rund 70 Ehrenamtlichen ist es gelungen, das seit
2003 geschlossene Schauspielhaus der Stadt für die Bevölkerung
zurückzugewinnen. In Zusammenarbeit mit anderen Kulturprojekten soll das
Haus in einen kulturellen Begegnungs- und Bewegungsraum verwandelt werden,
der ab 2026 schrittweise eröffnet werden soll.
Am Ende zieht Laudator Jan Scheper den Namen des Erfurter KulturQuartiers
aus dem goldenen Umschlag. Nachdem in Halle das einzige nominierte Projekt
aus dem Westen gewonnen hat, ist es hier im Ruhrpott die einzige
ostdeutsche Initiative. Tely Büchner und Thomas Schmidt aus dem Vorstand
des KulturQuartiers nehmen den bunten Panter „sprachlos, aber unglaublich
stolz“ entgegen.
Ein Jahrzehnt Arbeit sei bisher in das Projekt geflossen, der Preis sei
daher eine tolle Bestätigung, sagt Schmidt im Anschluss. Auch für die über
1.000 Mitglieder in der Genossenschaft des KulturQuartiers Erfurt. Büchner
und Schmidt ist es aber auch wichtig Bürger*innen anderer Städte zu
ermutigen, aktiv zu werden: „Nehmt euch eure Stadt! Gestaltet sie!“,
fordert Büchner auf der Bühne.
Am späten Nachmittag sind die ersten Töne der Livebands von den
nahegelegenen Bühnen zu hören. Fast so als würden sie die Forderung der
Erfurter unterstreichen wollen. Oder zumindest den Zusammenhalt der
Engagierten untereinander feiern wollen.
6 Jul 2025
## LINKS
[1] /taz-panter-stiftung/!v=e4eb8635-98d1-4a5d-b035-a82efb835967/
[2] https://blogs.taz.de/hausblog/gemma-ters-arilla-ist-ab-januar-2024-neue-lei…
[3] /Gereon-Asmuth/!a111/
[4] /taz-panter-stiftung/taz-panter-preis/!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae401…
[5] /taz-Panter-Preisverleihung/!vn6093365/
[6] /Podcast-Mauerecho/!t6064118
[7] /Podcast-Mauerecho/!t6064118
[8] https://www.youtube.com/watch?v=QxV8imLeKgw
[9] https://www.youtube.com/watch?v=hXh2pWpF3og
[10] https://www.youtube.com/watch?v=_eB5WpTskx4
[11] https://www.youtube.com/watch?v=W2bcV9i_tW8
## AUTOREN
Marie Eisenmann
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