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# taz.de -- Zukunft der linken Tageszeitung taz: Zum Optimismus verpflichtet
> Am 17.10.2025 stellt die taz das Drucken an Werktagen ein, auch um weiter
> am Wochenende drucken zu können. Wird das wirtschaftlich gutgehen? Die
> taz-Geschäftsführung sieht die Sache zuversichtlich.
Bild: Kritische Berufsoptimisten: die taz-Geschäftsführer:innen Aline Lüllma…
[1][Aus der taz] | Wenn Produktion und Vertrieb auf dem alten Weg nicht
mehr zu finanzieren sind, braucht es neue Ideen für die Zeitung. Das wissen
wir als Geschäftsführung der taz seit Langem. Diese aber werden nicht
einfach ersonnen und direkt umgesetzt. Es braucht eine lange Zeit der
Planung, des Abwägens, des Vorbereitens.
Ganz viel davon passiert im Kopf. Können wir uns überhaupt vorstellen, ein
anderes Produkt als eine gedruckte Zeitung zu machen? Wer sind wir dann –
als taz? Was verändert sich an Arbeitsweise und Selbstwahrnehmung, wenn die
werktägliche Zeitung digital wird, während die wochentaz weiterhin gedruckt
und digital erscheint?
## „Wir mussten die Einsicht gewinnen, dass wir in der Medienkrise keine
andere Wahl hatten und haben“
Den Veränderungsschmerz konnten wir anfangs gut beobachten – bei
Kolleg*innen wie bei Leser*innen. Auch uns wird die gedruckte
Tageszeitung fehlen: das Papierrascheln, die Kaffeeflecken auf der Zeitung
und die auf dem Küchentisch ausgebreiteten Seiten.
Als Geschäftsführung haben wir von Anfang an die Chancen betont, manchmal
sogar, obwohl wir selbst eher von Hoffnung als von Datengrundlagen
getrieben waren. Auf unsere Sicht der medienökonomische Lage kommt es als
Geschäftsführung in diesem Veränderungsprozess aber nicht so sehr an.
## Zukunft planen ohne Vorbilder
Was zählt, ist, dass unsere Mitverlegenden – die Genoss*innen –, die
Lesenden und die Redaktion der taz diese Schritte für plausibel halten.
Wir mussten die Einsicht gewinnen, dass wir in der Medienkrise keine andere
Wahl hatten und haben – und für diese ökonomischen und vertrieblichen
Umstände Antworten zu finden hatten.
Positive Vorbilder in der Medienlandschaft, an denen wir uns hätten
orientieren können, gab es nicht. Zwar haben einzelne Zeitungen in
bestimmten Regionen die Zustellung auf digitale Wege umgestellt – aber der
Schritt, den wir jetzt gehen, ist ein anderer. Ein größerer. Ein
einzigartiger.
Eher erreichen uns Anfragen und ehrfürchtig staunende Blicke: Ihr wagt das
wirklich? Meist voller Bewunderung erklären andere Verlagsleiter*innen,
dass so ein Schritt wohl nur der taz zuzutrauen sei.
## Optimismus ist erlaubt
Ja, all das spielt sicher eine Rolle. Unsere Artikel sind nicht so leicht
ersetzbar. Aber was oft unterschätzt wird: Es ist ein Move des ganzen
Hauses, ein Kraftakt.
Über Jahre hinweg wurden neue Produkte und Erscheinungsformen entwickelt –
während gleichzeitig die geliebte Papierzeitung ohne Qualitätsverlust
weiter produziert wurde. Wir haben gerungen: Welche Aufgaben müssen
abgeschlossen sein? Wie viele Abos brauchen wir, um souverän zu existieren?
Welche Funktionen in der App müssen unbedingt fertig sein, damit wir eine
Chance haben, unsere Leser*innen zu überzeugen – und den Umstieg ohne
große finanzielle Einbußen zu schaffen?
Jetzt sind wir so weit. Beziehungsweise: bald. Nun – dreieinhalb Monate vor
dem großen Schritt – sehen wir aber schon: Selbst auf Grundlage der Zahlen
haben wir hinlänglich Grund für einen gewissen Optimismus. Die Entwicklung
der Zukunftsabos liegt leicht über Plan, selbst die bis Oktober
verbleibenden Printabos sind zahlreicher als erwartet. Das ist wichtig und
wertvoll – denn sie bilden die Ausgangsbasis für die Umwandlung.
## Rückendeckung der Leser:innen
Uns haben unzählige Zuschriften und Anrufe erreicht. Viele Leser*innen
wollen den Schritt mit uns gehen. Nicht immer voller Begeisterung, aber
doch mit tiefsitzender Überzeugung. Das heißt zwar nicht, dass das ein
Selbstläufer wird.
Es gibt bereits viele Leser*innen, die sich verpflichtet haben, auch nach
der Seitenwende dabeizubleiben. Aber es haben sich auch viele noch gar
nicht gemeldet, und die Rückmeldungen sind lange nicht hinreichend, um die
taz in der jetzigen Stärke weiterzuführen. Aber es sind bereits so viele,
dass wir auf dieser Basis weiter aufbauen können.
Und auch wenn die finale Rechnung nicht direkt im Oktober 2025 gemacht
werden kann – sondern erst im Frühjahr 2026, wenn sich zeigt, wie viele der
Umwandler*innen auch langfristig bleiben –, blicken wir schon jetzt
etwas ruhiger auf diese Zeit. Denn: Wir sind wahrlich auf dem richtigen
Weg. Und wir sehen es schimmern – das Licht des Erfolges.
🐾 Aline Lüllmann und Andreas Marggraf führen die Geschäfte der taz und si…
also aus beruflichen Gründen zu kritischem Optimismus verpflichtet.
14 Jul 2025
## LINKS
[1] /verlag/Aktuelles/!v=8f20076f-2be2-41ba-b79b-5a03bb0ecc51/
## AUTOREN
Andreas Marggraf
Aline Lüllmann
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