# taz.de -- das wird: „Der Verlag hat die Bücher als Hamburg-Krimis vermarkt… | |
> Krimi-Autor Leo Hansen will Leuten in der Kneipe Literatur nahe bringen | |
> und liest am Tresen vor | |
Von Wilfried Hippen | |
taz: Herr Hansen, in Lübeck lesen Sie in einer Kneipe. Wissen Sie, was | |
Ihnen da blüht? | |
Leo Hansen: Ich habe das ja schon einmal gemacht. Das war zwar eher in | |
einem Café im Hamburger Stadtteil Ottensen, aber einen Tresen gab es da | |
auch. Damals habe ich aus meinem ersten Buch „Alsternacht“ gelesen, denn | |
dort spielte auch eine kleine Szene in meinem Buch. | |
taz: Sie sind also damals an den Tatort zurückgekehrt? | |
Hansen: Genau. Das war auch darum interessant, weil man da ja mittendrin | |
ist. Das Publikum sitzt nicht vor, sondern zum Teil neben dir. Die | |
Atmosphäre ist viel lockerer und es werden auch mal mitten in der Lesung | |
Fragen gestellt. Das passiert sonst nie. | |
taz: Beim Tresen-Lesen werden Sie außerdem durch einen Partner unterstützt. | |
Wer wird das denn sein? | |
Hansen: Das ist meine Handpuppe mit dem Namen Wolf. | |
taz: Sind Sie also nicht nur Autor, sondern auch ein Bauchredner? | |
Hansen: Nein! Das nennt sich Klappmaulpuppenspiel und dabei schaue ich | |
einfach nur die Puppe an, wenn ich mit ihrer Stimme spreche. Das Tolle bei | |
der Arbeit mit einer Handpuppe ist, dass sie Dinge sagen kann, die ich mir | |
als der Autor nicht erlauben dürfte. Der Witz bei meinem Roman „Napoli am | |
Ostseestrand“ ist außerdem, dass es darin eine kleine Szene in einem | |
Puppentheater gibt. Und die spiele ich dann zusammen mit dem Publikum. Ich | |
verteile vorher Zettel mit den kurzen Texten für fünf Rollen und dann lesen | |
wir das gemeinsam als Theaterstück. | |
taz: Ist Ihre Lesung also auch eine Inszenierung? | |
Hansen: Das kann man so sagen. Es wurde erforscht, dass die | |
Aufmerksamkeitspanne beim Vorlesen in der Regel zwischen acht und zehn | |
Minuten liegt. Danach sollte man etwas anderes machen. Und da erzähle ich | |
dann frei etwas über die Entstehungsgeschichte des Romans oder mache | |
irgendwelchen Quatsch mit meinem Wolf. Und dann lese ich an einer anderen | |
Stelle weiter. | |
taz: Auch sonst gehen Sie ja ungewöhnliche Wege, um Ihre Bücher bekannt zu | |
machen. Wenn man im Netz nach Ihnen sucht, ist zum Beispiel der erste | |
Treffer bei Google das Literaturtelefon in Kiel. Was ist das denn? | |
Hansen: Da habe ich zwei Kapitel aus einem meiner Bücher eingesprochen und | |
wenn man dort anruft, kann man sich die anhören. Es ist schön nostalgisch, | |
das am Telefon zu machen. | |
taz: Heute macht man so was ja eher auf Youtube. | |
Hansen: Ich habe auch angefangen, mir eine eigenen Youtubekanal mit dem | |
Titel Hansenkrimi zu basteln, aber der ist mit fünf Videos noch ziemlich | |
rudimentär. | |
taz: Und worum geht es in Ihrem neuen Roman? | |
Hansen: In „Napoli am Ostseestrand“ erzähle ich von einem Roadtrip. Da | |
fahren zwei Leute mit ihrem Camper an der Ostseeküste längs und kommen | |
zwischen Neustadt, Schlei und der Flensburger Förde in skurrile und | |
gefährliche Situationen. | |
taz: Bedienen Sie also mit Ihren Büchern den Markt der Regionalkrimis? | |
Hansen: Meine anderen Romane handeln von einem Anschlag durch | |
Rechtsradikale oder der Klimakrise. Der erste ist ein Rache-Thriller, der | |
bis zum Ende des zweiten Weltkriegs zurückgeht. Die hätten statt in Hamburg | |
auch genauso gut in München, Köln oder Frankfurt spielen können. Aber da | |
kenne ich mich nicht so gut aus. Der Verlag hat den Büchern dann Titel | |
gegeben, in denen das Wort „Alster“ vorkommt und sie als Hamburg-Krimis | |
vermarktet. Ich finde das schade. | |
8 Jul 2025 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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