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> In Halle ging der taz Panter Preis zu seinem 20. Jubiläum am | |
> Pfingstwochenende unter dem Motto „Zusammen:Halt! – für ein friedliches | |
> und menschliches Miteinander“ an das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts. | |
> In drei Wochen ist die zweite Panter Preisverleihung in Bochum | |
Bild: Große Freude nach der Verkündung des Gewinners: Christina Freunscht (Dr… | |
Von David Muschenich | |
Langsam führt Elke Schmitter ihre Laudatio zum Höhepunkt. Die Initiative, | |
die den Panter Preis gewonnen habe, sei besonders gut vernetzt, gibt die | |
Journalistin, die von 1992 bis 1994 Chefredakteurin der taz war, einen | |
kleinen Hinweis. Die Initiative kümmere sich „um die manchmal schwarze | |
Gegenwart sowie um eine helle Zukunft“. Hinter Schmitter auf der Bühne | |
sitzen die acht Vertreter*innen der vier nominierten Organisationen und | |
lauschen gespannt. | |
Im Nordwesten von Halle umfließt die Saale die Peißnitzinsel, auf der am | |
Samstag zu Pfingsten die Bühne für den Panter Preis geschmückt ist. Die | |
Bäume drumherum rauschen im Wind, der Regen hat mittlerweile wieder | |
aufgehört. Mit ruhiger Stimme erhöht Schmitter die Spannung. Sie sei | |
sicher, dass sich die siegreiche Initiative auch auf dem Panter Preis | |
vernetzen werde, „denn das ist der gute Sinn der Sache“. | |
Der Panter Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gibt es in diesem | |
Jahr zum 20. Mal und die taz Panter Stiftung verleiht in gleich zweimal mit | |
je 5.000 Euro. Die erste Preisverleihung war im Peißnitzhaus in Halle an | |
der Saale, Sachsen-Anhalt. Die zweite Panter-Skulptur wird in einem Monat | |
vergeben, am 5. Juli in Bochum, Nordrhein-Westfalen. Das gemeinsame Motto: | |
„Zusammen:Halt! – für ein friedliches und menschliches Miteinander“. | |
Der Preis soll die demokratische Zivilgesellschaft stärken. Beworben hatten | |
sich dafür rund 120 Initiativen, von denen acht nominiert wurden. Mehr als | |
6.600 Stimmen gaben die Leser*innen der taz und Interessierte ab, um | |
darüber zu entscheiden, welche zwei Organisationen den Preis bekommen | |
sollten. In Halle gibt es rund um den Panter Preis zudem ein | |
Rahmenprogramm: Dennis Chiponda hat für seinen Podcast „Mauerecho – Ost | |
trifft West“ die Autor*innen Alice Hasters und Aron Boks geladen und zum | |
Abschluss geht es im „lost & found“-Talk darum, wie Kulturorte im Osten | |
Deutschlands erhalten werden können. Höhepunkt des Tages ist aber die | |
Verleihung des Panter Preises – wie gewohnt mit Witz und Charne moderiert | |
vom taz-Redakteur Gereon Asmuth. Unter den vier Nominierten in Halle ist | |
auch der Verein losmachen. Für seine Mitglieder ist es ein Heimspiel, denn | |
sie kommen aus der Stadt an der Saale und engagieren unter anderem für die | |
Fairbric. Dabei gehe es um ein Kultur- und Bildungszentrum für nachhaltige | |
Entwicklung, erklärt Anna Zeitler, erste Vorsitzende des Vereins, auf der | |
Bühne. Mitten in der Stadt solle die Fairbric erlebbar machen, was | |
Transformation bedeutet: Mit einem Gebrauchtmöbelkaufhaus, Workshops für | |
Schüler*innen oder einem Café, das gerettete Lebensmittel verarbeitet. | |
## Unterstützung im Alltag und bei Behördengängen | |
Neben Zeitler auf der Bühne sitzen Xaver Kamm und Leonie Eberhart von der | |
Stadtteilgewerkschaft Lobeda Solidarisch. Statt für bessere | |
Arbeitsbedingung kämpfen sie für ein besseres Leben im Ortsteil Lobeda der | |
Thüringer Stadt Jena. Mit rund 22.000 Einwohner:innnen ist es der | |
größte Ortsteil, geprägt von Plattenbauten und prekären Lebenssituationen, | |
erzählt Kamm auf der Bühne in Halle. „Wir helfen Menschen, die mit | |
Sozialbehörden oder der Ausländerbehörde oder dem Vermieter Schwierigkeiten | |
haben“, ergänzt Eberhart. Es gehe darum, Wissen zu sammeln und beratend zur | |
Seite zu stehen. | |
Als dritte Initiative aus dem Osten haben Doritta Kolb-Unglaub und Steffen | |
Unglaub vom Verein colorido aus dem sächsischen Plauen auf der Bühne Platz | |
genommen. Etwa 25 Personen aus der Stadt und dem umliegenden Vogtlandkreis | |
setzen sich im Verein für eine offene Gesellschaft ein. Derzeit betreiben | |
sie etwa eine Rechercheplattform zu rechten Übergriffen in der Region und | |
den BRING-UND-NIMM-Laden in Plauen. | |
Außerdem organisiert colorido regelmäßig das Fest „Don’t be silent“, d… | |
ursprünglich eine Gegenveranstaltung zum Dritten Weg war, einer | |
rechtsradikalen Kleinstpartei, wie Steffen Unglaub erzählt. Allerdings | |
könne das „Don’t be silent“ in diesem Jahr nicht stattfinden: das Geld | |
fehlt. | |
Als einzige Initiative aus dem Westen ist das Bündnis Kaiserslautern gegen | |
Rechts auf der Bühne vertreten. Neben Gelsenkirchen ist Kaiserslautern | |
einer von zwei Wahlkreisen auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik, in dem | |
die AfD den höchsten Zweitstimmenanteil bekam. Das Bündnis in | |
Kaiserslautern gibt es allerdings schon länger: seit 2013. Damals hatte die | |
Initiative noch mit der NPD zu tun, die heute Heimat heißt. | |
In Halle auf der Bühne berichtet Zora Tischer, die Mitglieder des | |
Bündnisses in Kaiserslautern hätten die rechten Strukturen nicht einfach | |
hinnehmen wollen. So setze Kaiserslautern gegen Rechts mit Präventions- und | |
Erinnerungsarbeit sowie Demonstrationen ein Gegengewicht. | |
Als vergangenes Jahr deutschlandweit gegen Rechtsextremismus auf die Straße | |
gingen, demonstrierten in Kaiserslautern 6.000 Menschen – mehr als jemals | |
zuvor. Diverse Vereine hatten sich beteiligt, auch der 1. FC Kaiserslautern | |
habe dafür geworben, erinnert sich Christina Freunscht, die Kaiserslautern | |
gegen Rechts am Samstag ebenfalls auf der Bühne vertritt. | |
Welche dieser vier Initiativen den Preis bekommen wird, weiß Elke | |
Schmitter, als sie ihre Rede beginnt. Doch sie nutzt die Aufmerksamkeit, um | |
an das Leben der österreichischen Widerstandskämpferin Mélanie Berger-Volle | |
zu erinnern. Als arme jüdische Trotzkistin hatte diese zunächst gegen den | |
Austrofaschismus und später gegen die Nazis gekämpft. Allerdings war sie | |
dabei nicht allein, sondern Teil einer Gruppe, „durch die sie werden | |
konnte, wer sie ist“, so Schmitter. „Eine Gruppe wie die Kandidaten für den | |
Panter Preis.“ | |
Die Gruppe, für die sich die Leser*innen entschieden hätten, sei schon | |
besonders lange aktiv. „Ich freue mich, den taz Panter Preis 2025 zu | |
übergeben – an das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts“, sagt Schmitter. | |
Kurz darauf halten Christina Freunscht und Zora Tischer den bunten Panter | |
unter dem Beifall des Publikums in die Höhe. | |
14 Jun 2025 | |
## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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