# taz.de -- taz Panter Preisverleihung: Der gute Sinn der Sache | |
> Zum 20. Jubiläum geht der taz Panter Preis in Halle an das Bündnis | |
> Kaiserslautern gegen Rechts. In vier Wochen folgt die zweite | |
> Preisverleihung in Bochum. | |
Bild: Gewonnen! Christina Freunscht (li.) und Zora Tischer von Kaiserslautern g… | |
[1][taz Panter Stiftung] | Langsam führt Elke Schmitter ihre Laudatio zum | |
Höhepunkt. Die Initiative, die den Panter Preis 2025 gewonnen habe, sei | |
besonders gut vernetzt, gibt die Journalistin, die von 1992 bis 1994 | |
Chefredakteurin der taz war, einen kleinen Hinweis. Die Initiative kümmere | |
sich „um die manchmal schwarze Gegenwart sowie um eine helle Zukunft“. | |
Hinter Schmitter auf der Bühne sitzen die acht Vertreter:innen der vier | |
nominierten Organisationen und lauschen gespannt. | |
Im Nordwesten von Halle umfließt die Saale die kleine Peißnitzinsel, auf | |
der am Samstagnachmittag die Bühne für den Panter Preis geschmückt ist. Die | |
Bäume drumherum rauschen im Wind, der Regen hat mittlerweile wieder | |
nachgelassen. Mit ruhiger Stimme und bedachten Worten erhöht Schmitter die | |
Spannung. Sie sei sicher, dass sich die siegreiche Initiative auch auf dem | |
Panter Preis vernetzen werde, „denn das ist der gute Sinn der Sache“. | |
Der [2][Panter Preis für zivilgesellschaftliches Engagement] gibt es in | |
diesem Jahr zum 20. Mal und die taz Panter Stiftung verleiht in gleich | |
zweimal mit je 5.000 Euro. Die erste Verleihung war nun am vergangenen | |
Samstag im Peißnitzhaus in Halle an der Saale, Sachsen-Anhalt. Die zweite | |
Panter-Skulptur wird in einem Monat vergeben, am 5. Juli in Bochum, | |
Nordrhein-Westfalen. Das gemeinsame Motto: Zusammen:Halt! – für ein | |
friedliches und menschliches Miteinander. | |
## Mehr als 6.600 Stimmen | |
Der Preis soll die demokratische Zivilgesellschaft stärken. Beworben hatten | |
sich dafür rund 120 Initiativen, von denen am Ende acht nominiert wurden. | |
Mehr als 6.600 Stimmen gaben die Leser:innen der taz und weitere | |
Interessierte zwischen dem 30. April und dem 17. Mai ab, um darüber zu | |
entscheiden, welche zwei Organisationen den Preis bekommen sollten. In | |
Halle gibt es rund um den Panter Preis zudem ein Rahmenprogramm: Dennis | |
Chiponda hat für seinen Podcast [3][„Mauerecho – Ost trifft West“ die | |
Autor*innen Alice Hasters und Aron Boks geladen] und zum Abschluss geht es | |
im [4][„lost & found“-Talk darum, wie Kulturorte im Osten Deutschlands | |
erhalten werden können]. | |
Höhepunkt des Tages ist aber die [5][Verleihung des Panter Preises]. Unter | |
den vier Nominierten in Halle ist auch der [6][Verein losmachen]. Für seine | |
Mitglieder ist es ein Heimspiel, denn sie kommen aus der Stadt an der Saale | |
und engagieren sich für mehrere Projekte, unter anderem für die Fairbric. | |
Dabei gehe es um ein Kultur- und Bildungszentrum für nachhaltige | |
Entwicklung, erklärt Anna Zeitler, erste Vorsitzende des Vereins, auf der | |
Bühne. Mitten in der Stadt solle die Fairbric erlebbar machen, was | |
Transformation bedeutet: Mit einem Gebrauchtmöbelkaufhaus, Workshops für | |
Schüler:innen oder einem Café, das gerettete Lebensmittel verarbeitet. | |
Neben Zeitler auf der Bühne sitzen Xaver Kamm und Leonie Eberhart von der | |
Stadtteilgewerkschaft [7][Lobeda Solidarisch]. Statt für bessere | |
Arbeitsbedingung kämpfen sie für ein besseres Leben im Ortsteil Lobeda der | |
Thüringer Stadt Jena. Mit rund 22.000 Einwohner:innnen ist es der größte | |
Ortsteil, geprägt von Plattenbauten und prekären Lebenssituationen, erzählt | |
Kamm auf der Bühne in Halle. „Wir helfen Menschen, die mit Sozialbehörden | |
oder der Ausländerbehörde oder dem Vermieter Schwierigkeiten haben“, | |
ergänzt Eberhart. Es gehe darum, Wissen zu sammeln und beratend zur Seite | |
zu stehen. | |
## Offene Gesellschaft im Vogtland | |
Als dritte Initiative aus einem ostdeutschen Land haben Doritta | |
Kolb-Unglaub und Steffen Unglaub vom [8][Verein colorido] aus dem | |
sächsischen Plauen auf der Bühne Platz genommen. Etwa 25 Personen aus der | |
Stadt und dem umliegenden Vogtlandkreis setzen sich im Verein für eine | |
offene Gesellschaft ein. Derzeit betreiben sie etwa eine Rechercheplattform | |
zu rechten Übergriffen in der Region und den „BRING-UND-NIMM-Laden“ in | |
Plauen. | |
Außerdem organisiert colorido regelmäßig das Fest „Don't be silent“, das | |
ursprünglich eine Gegenveranstaltung zum Dritten Weg war, wie Steffen | |
Unglaub erzählt. Der Dritte Weg ist eine elitäre Kleinstpartei, die sich am | |
Nationalsozialismus orientiert. Allerdings könne das „Don't be silent“ in | |
diesem Jahr nicht stattfinden: Das Geld fehlt. | |
Als einzige Initiative aus dem Westen ist an diesem Samstag das Bündnis | |
[9][Kaiserslautern gegen Rechts] auf der Bühne vertreten. Neben | |
Gelsenkirchen ist Kaiserslautern einer von zwei Wahlkreisen auf dem Gebiet | |
der alten Bundesrepublik, in dem die AfD den höchsten Zweitstimmenanteil | |
bekam. Das Bündnis in Kaiserslautern gibt es allerdings schon länger: seit | |
2013. Damals hatte die Initiative noch mit der NPD zu tun, die heute Heimat | |
heißt. Auch in Kaiserslautern war der Dritte Weg nach seiner Gründung 2013 | |
aktiv. | |
In Halle auf der Bühne berichtet Zora Tischer, die Mitglieder des | |
Bündnisses in Kaiserslautern hätten die rechten Strukturen nicht einfach | |
hinnehmen wollen. So setze Kaiserslautern gegen Rechts mit Präventions- und | |
Erinnerungsarbeit sowie Demonstrationen ein Gegengewicht. | |
Als vergangenes Jahr deutschlandweit gegen Rechtsextremismus auf die Straße | |
gingen, demonstrierten in Kaiserslautern 6.000 Menschen – die größte Demo | |
der Stadt jemals. Diverse Vereine hatten sich beteiligt und auch der | |
weltweit bekannte 1. FC Kaiserslautern, habe bei einem Spiel dafür | |
geworben, erinnert sich Christina Freunscht, die Kaiserslautern gegen | |
Rechts am Samstag ebenfalls auf der Bühne vertrat. | |
Welche dieser vier Initiativen am Samstag den Preis bekommen sollte, | |
darüber war vorab abgestimmt worden. Als Elke Schmitter ihre Rede beginnt, | |
weiß sie schon, wer es sein wird. Doch sie nutzt die Aufmerksamkeit, um an | |
das bisherige Leben der österreichischen Widerstandskämpferin Mélanie | |
Berger-Volle zu erinnern. Als arme jüdische Trotzkistin, hatte diese | |
zunächst gegen den Austrofaschismus und später gegen de Nationalsozialismus | |
gekämpft. Allerdings war sie dabei nicht allein, sondern Teil einer Gruppe, | |
„durch die sie werden konnte, wer sie ist“, betont Schmitter. „Eine Gruppe | |
wie die Kandidaten für den Panter Preis.“ | |
Die Gruppe, für die sich die Leser:innen entschieden hätten, sei schon | |
besonders lange aktiv. „Ich freue mich, den taz Panter Preis 2025 zu | |
übergeben – an das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts", sagt Schmitter. | |
Kurz darauf halten Christina Freunscht und Zora Tischer den bunten Panter | |
unter dem Beifall des Publikums und der drei anderen Initiativen in die | |
Höhe. | |
9 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] /panter-stiftung/vom-wort-zur-tat/!v=e4eb8635-98d1-4a5d-b035-a82efb835967/ | |
[2] /taz-panter-stiftung/taz-panter-preis/!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae401… | |
[3] https://www.youtube.com/live/QBoEgJLumwQ | |
[4] https://www.youtube.com/live/wMjtR4DCcCw | |
[5] https://www.youtube.com/live/rvqHZVFA-hc | |
[6] https://www.youtube.com/watch?v=yLlIzlvW2RA | |
[7] https://www.youtube.com/watch?v=43QnYAhQ1aQ | |
[8] https://www.youtube.com/watch?v=sJTY82e7QhY | |
[9] https://www.youtube.com/watch?v=VBriwT8J6oY | |
## AUTOREN | |
David Muschenich | |
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