| # taz.de -- Katharina Andresen ist Zeugin von Schwimmversuchen in der Spree: Kl… | |
| Bild: Endlich ins Wasser! Die Spree hat doch einige Badefreunde | |
| Rund 300 Demonstrierende zwischen 10 und 80 Jahren haben sich am | |
| Dienstagabend am Spreeufer bei der Schlossbrücke an der Museumsinsel | |
| versammelt. Mit bunten Badekappen, aufblasbaren Flamingos und | |
| Schwimmflügeln bewaffnet stehen sie an den Treppen, die in die Spree | |
| führen. Allesamt sind sie bereit, schwimmend gegen ein Badeverbot zu | |
| demonstrieren. Die Voraussetzungen sind bei 27 Grad und Sonne eigentlich | |
| perfekt – nur eins fehlt: der Steg. Zehn Meter vom Ufer entfernt schwappt | |
| er regungslos durch die Gegend. Zu seinen schiffbrüchigen Mitreisenden | |
| gehören zwei Organisatoren. | |
| Ihr Verein Fluss Bad Berlin kämpft für eine Badestelle in der Spree und die | |
| Aufhebung des seit 100 Jahren geltenden Verbots. Ursprünglich war die Demo | |
| für den 20. Mai – das Jubiläum des Verbots – geplant, wurde jedoch wegen | |
| Sicherheitsbedenken der Wasserschutzpolizei kurzfristig abgesagt. Diesen | |
| Grund nennt die Innenverwaltung in einer aktuellen Anfrage des | |
| BSW-Abgeordneten Alexander King. | |
| Zurück zum Steg: Einer der Floßverantwortlichen fühlt sich als | |
| Publikumsliebling sichtlich wohl. Angestrengt versucht er eine halbe Stunde | |
| lang händeringend, den Steg in Richtung Ufer zu bewegen. Seile werden an | |
| Land und Rettungsringe von Bord geworfen, Schaulustige werden lebhaft zur | |
| Mithilfe animiert. Irgendwann zieht er sein T-Shirt aus. Wenig später folgt | |
| – für vollen Körpereinsatz – die Hose. Sein Co-Kapitän hat einen | |
| entspannteren Herangang: Er sitzt die gesamte Dauer des Unterfangens im | |
| Schneidersitz in der Floßecke und meditiert – mit geschlossenen Augen, den | |
| Kopf gen Himmel gerichtet. | |
| Die eigentliche Kundgebung zur Demo findet etwa 100 Meter neben den Treppen | |
| am Schinkelplatz statt. Als Publikumsmagnet entpuppt sich allerdings | |
| zunehmend der Kampf um den Steg nebenan, dem etwa doppelt so viele | |
| Schaulustige beiwohnen. | |
| Das etwas skurrile Zusammenspiel aus Intensiveinsatz und gelassener | |
| Meditation kommt auch bei der Zuschauerschaft an. „Eine halbe Stunde geht | |
| das schon“, sagt ein Mann und verschränkt die Arme über seiner neonfarbenen | |
| Badehose. „Dat is ja wie Kois im Gartenteich angucken“, ergänzt seine Frau | |
| im Blümchen-Bikini. Auch Demonstrantin Renate Hinze ist das Anliegen | |
| wichtig: „Ich bin jetzt 77. In der Spree schwimmen dürfen – das will ich | |
| noch erleben.“ | |
| Demo-Veranstalter Jan Edler hat mit seinem Verein ein | |
| Spree-Wasser-Monitoring eingerichtet. Auf [1][www.badberlin.info] ist die | |
| Qualität täglich einsehbar, laut Edler ist sie an den meisten Tagen gut – | |
| damit stehe der Einrichtung einer Badestelle also nichts mehr im Weg. Am | |
| Mittwochnachmittag, als dieser Text entsteht, zeigt die Webseite allerdings | |
| wieder: „Mangelhaft“. | |
| Mit Steg an Ort und Stelle und einer zumindest am Dienstagabend zufriedenen | |
| Wasserschutzpolizei kann das Baden beginnen. | |
| 300 Menschen stürzen sich in die warmen Fluten. Einige bleiben vorsichtig, | |
| andere lassen sich in Richtung Jungfernbrücke treiben. Die Freude in ihren | |
| Gesichtern lässt hoffen, dass das Badevergnügen in der Spree bald wirklich | |
| möglich wird. | |
| 19 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://badberlin.info/ | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Andresen | |
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