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# taz.de -- das wird: „Wir empfehlen, sich treiben zu lassen“
> Das Festival La Strada bespielt Bremens Zentrum mit internationaler
> Straßenkunst
Interview Benno Schirrmeister
taz: Frau Behrens, was sollte ich als „La Strada“-Besucher unbedingt
mitbringen?
Frederieke Behrens: Mitbringen? Ein großes Herz. Viel Neugierde und eine
passende Regenjacke.
taz: Ach, kein Kleingeld mehr?
Behrens: Oh, natürlich. Bargeld für die Künstler*innen bleibt wichtig,
exakt. Wobei man mittlerweile auch per PayPal in den Hut einzahlen kann –
wie auch beim Förderverein.
taz: Was macht für Sie den Reiz von Straßentheater aus?
Behrens: Grundsätzlich liebe ich die Zugänglichkeit von Straßenkünsten,
also dass wirklich immer für jede*n was dabei ist. Das ist die
Besonderheit.
taz: Man weiß aber auch nie so richtig, was man zu sehen kriegt…
Behrens: Ja, genau. La Strada genießt da ein enormes Vertrauen vom
Publikum. Die Leute lassen sich darauf ein und haben höchstens eine vage
Idee, was passieren könnte. Wenn ich ein Konzert oder Theaterstück buche,
gehe ich ganz explizit hin, weil ich diese eine Band hören oder ein
bestimmtes Stück sehen möchte. Bei La Strada ist es so, dass man sich auf
das Gesamtkonstrukt und die Atmosphäre einlässt.
taz: Wobei das Risiko relativ gering ist. Also wenn’s mir nicht gefällt,
kann ich nörgelig sein und …
Behrens: … wieder gehen, ja. Es hält einen dann niemand auf. Aber das
passiert zum Glück sehr selten.
taz: Ich mag daran, dass es weniger von diesem Sinnstress eines Besuchs im
Theater gibt. Oder täuscht das?
Behrens: Ich glaube, was Sie meinen, hat viel mit dem offenen Raum zu tun,
also der Möglichkeit, nur mal einen Augenblick zu schauen und wieder
wegzugehen. Wir empfehlen ja auch, sich nicht zu sehr im Programm
festzulegen, sondern sich auch mal einfach treiben zu lassen. Das gehört
zur besonderen Atmosphäre, die dieses Festival einfach hat, und die es
auszeichnet. Aber vermitteln wollen die Shows schon auch etwas.
taz: Was denn?
Behrens: In der Eröffnungsproduktion am Donnerstag zum Beispiel: Das ist
eine internationale Produktion, in der spartenübergreifend
Künstler*innen zusammenwirken, die sich auf der Zirkushochschule
kennengelernt haben. Es ist ein abendfüllendes Programm mit viel Musik,
artistischen Komponenten, viel Humor und großer Dynamik: Dabei geht es vor
allem um die Frage, wie wir in Gemeinschaft leben. Das ist eines der
aktuellsten Stücke im Bereich des zeitgenössischen Zirkus, sowohl
inhaltlich als auch durch die akrobatischen Skills, mit denen die Gruppe
„Common Ground“ aufwartet.
taz: Solche staatlichen Zirkuszentren und -hochschulen gibt’ s in
Frankreich, England, Belgien, den Niederlanden – aber [1][kaum hier in
Deutschland.]
Behrens: Das stimmt. Dem Publikum ist oft nicht bewusst, dass die
Künstler*innen eine hochprofessionelle Ausbildung haben. Gerade wenn wir
auf zeitgenössischen Zirkus schauen, setzen die genannten Länder die
wichtigen Akzente. Viele der Companies haben sich an diesen Zentren
kennengelernt. La Strada profitiert stark von ihnen.
taz: Fahren Sie dorthin, um die Acts fürs Programm auszusuchen, oder
bekommen Sie Bewerbungen?
Behrens: Das ist eine Mischung. Wir bekommen unheimlich viele Bewerbungen
aus aller Welt. Im digitalen Zeitalter haben die alle Trailer, die man sich
anschauen kann. Aber vor allem Tobias Pflug und Kathrin Bahr fahren auch zu
anderen Festivals und zu Messen. Wenigstens eine*r aus dem Team muss eine
Show live gesehen haben, bevor wir sie einladen.
taz: Die Zahl der Bewerbungen scheint für den guten Ruf zu sprechen, den La
Strada international genießt?
Behrens:Das ist so. Das hat damit zu tun, dass hier schon sehr viel
hochkarätige Kunst gezeigt wurde. Aber es liegt auch an der besonderen
Atmosphäre – und am spendierfreudigen Publikum, das auch nicht wegbleibt,
wenn es mal regnet. Also ja, die Künstler*innen kommen gerne zu uns, und
wenn sie wieder wegfahren, sind sie Botschafter*innen von Bremen.
10 Jun 2025
## LINKS
[1] https://sbuas.berlin/artistik/ausbildung.html
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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