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# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn die Strähne schon wieder macht, was sie will
Es läutet leise aus dem Foyer: zum ersten Mal oder sogar schon zum zweiten?
Ich weiß es nicht. Jedenfalls wird das Stück jeden Moment losgehen und wir
hier draußen auf dem weitläufigen Hof des Thalia Theaters in Altona hätten
das beinahe verpasst. Es war diesmal aber auch wirklich sehr leise, dieses
Läuten. Eilig werden die letzten Weißweine geext, halb gerauchte Kippen
ausgetreten und sich auf die Socken gemacht. Jetzt aber los.
Ein junger Mann vor mir rennt sogar schon fast – nur um dann kurz vor den
Kartenabreißerinnen wieder umzudrehen. Er stolpert an der Bar vorbei in
Richtung der Toiletten. Eigentlich hat er recht, denke ich und schlage den
gleichen Kurs ein. Aber der Typ steht gar nicht im Pissoir, sondern hat es
nur bis ans Waschbecken geschafft. Da zieht er einen Kamm aus der
Brusttasche, macht ihn nass und kämmt mit sichtbarer Routine eine leicht
rebellische (aber dennoch nahezu unsichtbare) Strähne zurück hinters Ohr.
Dann eilt er in die Aufführung.
Erst als nach dem Stück das Saallicht angeht, entdecke ich ihn wieder. Ganz
nach hinten hat er sich gesetzt, ins Dunkle, weitab der anderen. Und er
trägt eine Mütze. Jan-Paul Koopmann
7 Jun 2025
## AUTOREN
Jan-Paul Koopmann
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