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# taz.de -- berliner szenen: Pasta und Kennenlernspiele
Aus dieser Perspektive wirken die S-Bahnen, die zur oder von der Station
Friedrichstraße fahren, wie Modellzüge eines Sammlers. Die Berliner Skyline
scheint eigens für diesen Sonnenuntergang gemacht. Auch ein Teil des
Pergamonmuseums ist von der L-förmigen Terrasse aus zu sehen – die
Museumsinsel liegt ganz in der Nähe.
An diesem Tag ist es frühlingshaft, aber frisch. Die Gäste sitzen schon
drinnen um einen Tisch voller Vorspeisen und warten auf das Hauptgericht:
Pasta. T. kocht, kommt mir aber trotzdem entgegen und heißt mich
willkommen. Ihr Lover begrüßt mich auf Spanisch und hilft ihr fleißig am
Herd. Ich solle nicht auch noch mithelfen, sagt sie – also schaue ich mich
erst mal draußen um.
Mir wäre lieber, bei ihr in der Küche zu bleiben, denn ich bin anfangs
schüchtern, wenn ich niemanden kenne. An diesem Abend kenne ich nur T. Sie
hatte mich eingeladen und vorab erzählt, wer alles kommt – viele ihrer
wichtigsten Menschen. „Nice people“, hatte sie gesagt – und als ich die
Wohnung betrete, merke ich sofort, dass das stimmt.
Rock ’n’ Roll läuft im Hintergrund, bis T. Alexa bittet, etwas Ruhigeres zu
spielen. Was kommt, klingt nach Fahrstuhlmusik. „Alexa, spiel was
Klassisches“, ruft jemand. Doch als ich bei Vivaldi die Tagliatelle in der
Luft halte, muss ich an Buñuels Film „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“
denken – und lachen. Andere lachen auch. Die Playlist wird nochmal
gewechselt.
Nach dem Essen holt T. ein Kartenspiel. Man soll Fragen beantworten oder
kleine Geschichten erzählen. Sich trauen, Fehler zu machen, neugierig zu
werden. Mir fällt plötzlich kaum etwas ein, mein Gesicht wird rot, und
meine Gedanken wandern nach draußen. Ich stelle mir vor, wie schön jetzt
der Blick von der Terrasse sein muss. Luciana Ferrando
6 Jun 2025
## AUTOREN
Luciana Ferrando
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