# taz.de -- das wird: „Tanz soll Lust auf Veränderung machen“ | |
> Die Kompanie „Of Curious Nature“ bietet in Bremen eine choreografierte | |
> Stadtführung an. Dabei kann man auch mittanzen | |
Interview Wilfried Hippen | |
taz: Frau Euler, bei „Bremen tanzt!“ verbinden Sie ein Programm von Tänzen | |
mit einer Stadtbesichtigung. Wie passt das zusammen? | |
Anke Euler: Wir sind mit dem Ensemble „Of Curious Nature“ verstärkt im | |
Bremer Stadtraum unterwegs. Und bei dem Tanzfest „Into The Streets“ auf dem | |
Bremer Markplatz haben wir gemerkt, dass das die Leute sehr interessiert. | |
taz: Diese Philosophie des Entdeckens steckt bei Ihrer Tanzkompanie ja | |
schon im Namen. | |
Euler: Ja, es gehört zu unserer DNA, immer etwas Neues auszuprobieren und | |
aus den Theatern heraus zum Publikum zu gehen. Tanz im Innenstadtraum ist | |
eine tolle Möglichkeit, Kunst zu den Menschen zu bringen. Und als ich von | |
den Ideen des Bremer Senats zum Thema Stadtentwicklung gelesen habe, kam | |
mir die Idee, Tanz und Stadtführung zusammenzudenken. | |
taz: Da wird also eine Vision von einer Innenstadt der Zukunft getanzt? | |
Euler: Ja, das Thema Innenstadt ist in Bewegung. In dem Strategiepapier | |
„Centrum Bremen 2030+“ wird formuliert, dass es im Stadtzentrum mehr | |
Freiräume für alle geben soll – mehr Diversität und Dynamik. Darin erkennen | |
wir uns wieder. | |
taz: Aber wie tanzt man das? | |
Euler:Im Tanz erzählen wir mit unseren Körpern. Das Ensemble „Of Curious | |
Nature“ bewegt das Publikum mit einer emotionalen, facettenreichen | |
Tanzsprache, die die Menschen berührt. Wir zeigen die Stadt aus einer | |
anderen Perspektive und nehmen den Menschen in den Fokus, der sich fragt: | |
Wo fühle ich mich wohl, wo halte ich mich gerne auf, wo finden Begegnungen | |
statt? Die Leute sollen eine Lust auf Veränderung entwickeln und die | |
Aufgabe des Tanzes ist dabei, die Menschen mit ihrer Ausdrucksvielfalt in | |
den Fokus zu rücken. Er soll Lust auf Veränderung hin zu einem | |
menschenfreundlicheren, lebendigeren Zentrum machen. | |
taz: An welchen Orten werden diese Tänze stattfinden? | |
Euler: Wir beginnen auf der Dachterrasse des Beluga-Gebäudes mit einem | |
ungewohnten Blick von oben auf die Stadt. Dann gehen wir in die | |
Baumwollbörse, die ja ein Symbol für die Geschichte Bremens als Knotenpunkt | |
des Welthandels ist. Außerdem machen wir im neuen Uni-Forum am Domshof, der | |
früheren Bremer Landesbank, Station. Da gibt es einen spektakulären | |
Innenraum, der fast wie ein Amphitheater bespielt werden kann. Und dann | |
besuchen wir noch den Skulpturengarten neben der Bürgerschaft. Da stehen | |
Arbeiten von Gerhard Marcks, dessen Stadtmusikanten jeder kennt. Es gibt | |
dort ein tolles Spannungsverhältnis, wenn die tanzenden Körper auf die | |
Arbeiten des Bildhauers stoßen. Denn Tanz ist ja die bewegte, flüchtige | |
Skulptur. | |
taz: Ist dies eher ein Programm für tanzaffine Menschen oder für | |
Stadtreisende? | |
Euler: Unser Kooperationspartner ist die Firma Statt Reisen Bremen und zu | |
deren Kund*innen gehören auch Bremer und Bremerinnen, die mal ein anderes | |
Event in ihrer Stadt erleben wollen. Und so sind wir übereingekommen, dass | |
wir ein Publikum, das sich für Stadterkundungen interessiert, mit Tanz in | |
Berührung bringen. So wird die Tanzkunst auch von Stadtführer*innen | |
begleitet. | |
taz: Nun ist ja bei solch einer Performance der klassische Unterschied | |
zwischen Bühne und Zuschauerraum aufgehoben. Wird das Publikum da auch | |
selber Teil der Performance? | |
Euler: Ja, die Zuschauer*innen werden miteinbezogen. Ich kann mir zum | |
Beispiel aussuchen, von wo aus ich mir den Tanz aus welcher Perspektive | |
ansehen möchte. Und in der Baumwollbörse agieren die Tänzer*innen mit | |
Baumwolle und geben diese dann den Zuschauer*innen in die Hand. Aber | |
keine Angst, es ist nicht geplant, dass alle mittanzen müssen. | |
3 Jun 2025 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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